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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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vom Himmel.
zwischen den Wassern da ward/ zur Stunde/ alles das Jrdische/ wel-
ches zuvor/ in der chaotischen Massa untereinander vermischet gesteckt/
durch deß HErrn Stimme erregt/ und in unzehlbare Stücke der Welt
unterschieden und ist zuforderst die Feste herfürgekommen/ welche zwischen
dem Ober- und Unter-Wasser gesetzt/ hernach aber/ am vierdten Tage/
mit den schönen Stern-Liechtern/ geschmückt worden.

Schönwald. Nach dieser gestirnten Festen/ hab ich gefragt. Was
die angezeigte Auslegung deß H. Augustini und Kircheri/ über den erst-
geschaffenen Hi[m]mel betrifft; lassen wir dieselbe an ihren Ort gestellet
seyn/ und andre davon urtheilen: mich soll begnügen/ anjetzo/ deß gestirn-
ten Himmels Natur/ etwas zu erlernen.

Forell. Wer will sich aber unterstehen/ dem Herrn für gewiß zu sa-
gen/ was selbiger Himmel sey; wofern er nicht dem Valla will ins Urtheil
fallen? Welcher vermeint/ der jenige müsse nicht bey Verstande seyn/ der
sich erkühnt zu sagen; was der Himmel sey. (a)

(a) Valla. [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt].
Dial. 11.

Adlerhaupt. Ja; wer anders/ als mutmaßlich/ davon discurrirt/
der bildet ihm freylich zu viel ein: aber daß man darum nicht fragen solte/
nach deß Himmels Wesen und Substantz; das wäre wol ein unwitziges
Verbot; und hat Valla mit diesem seinem Urtheil/ erwiesen/ daß gelehr-
te Leute bisweilen auch wol klüger seyn könnten. Der Himmel ist ein ein-Was der
Himmel
für ein Kör[-]
per sey.

facher (simplex) natürlicher Körper/ darinn die Sterne/ im Kreise oder
Zirckel-Weise/ ihrer Natur nach/ bewegt werden: ist eine solche Sub-
stantz/ die incorruptibel/ bis an den Jüngsten Tag/ und nach Aristotelis
Meinung/ gantz fest/ und undurchdringlich; anderer Mutmassung nach
aber eine trefflich-subtile und zarteste Substantz/ dadurch die Sterne
lauffen können/ als wie durch eine sehr zarte Lufft.

Goldstern. Aristoteles würde uns zwar wol so antworten/ derAristotelis
und Anaxi-
manders
Meinung.

Himmel sey ein beweglicher Körper/ daran weder die Erzeugung/
noch die Verwesung/ Statt finde:
Wir wissen aber/ auf was für ei-
nem falschen Wahn solche seine Beschreibung gegründet sey. Er hat die
Welt bereden wollen/ der gantze gestirnte Himmel/ von der Höle deß
Monds/ und der jenigen Gegend/ an/ die mit der elementarischen Kugel
grentzet/ bis an die [ö]berste Bühne oder Decke/ sey gantz dicht/ fest/ hart(b) V. lib. [2].
Arist. de
Coelo text.
43 usque
ad
52.

wie Krystall/ und nicht durchgängig; die Sterne wären denselben einge-
fügt/ und eingefasst/ wie die Edelgesteine in den Ring. (b) So berichtet
uns Plutarchus (c) Anaximander habe den Himmel für steinern ausge-
geben. Und auf diese Gedancken soll er darum gekommen seyn/ weil eins-
mals ein Stein aus der Lufft herab gefallen; von welchem er die Einbil-(c) De Pl[a]-
citis Philo-
soph. l.
2.

dung fasste/ es wäre ein Stücklein von dem steinernen Himmels-Gebäu.

Forell.
A a ij

vom Himmel.
zwiſchen den Waſſern da ward/ zur Stunde/ alles das Jrdiſche/ wel-
ches zuvor/ in der chaotiſchen Maſſa untereinander vermiſchet geſteckt/
durch deß HErꝛn Stimme erregt/ und in unzehlbare Stuͤcke der Welt
unterſchieden und iſt zuforderſt die Feſte herfuͤrgekommen/ welche zwiſchen
dem Ober- und Unter-Waſſer geſetzt/ hernach aber/ am vierdten Tage/
mit den ſchoͤnen Stern-Liechtern/ geſchmuͤckt worden.

Schoͤnwald. Nach dieſer geſtirnten Feſten/ hab ich gefragt. Was
die angezeigte Auslegung deß H. Auguſtini und Kircheri/ uͤber den erſt-
geſchaffenen Hi[m]mel betrifft; laſſen wir dieſelbe an ihren Ort geſtellet
ſeyn/ und andre davon urtheilen: mich ſoll begnuͤgen/ anjetzo/ deß geſtirn-
ten Himmels Natur/ etwas zu erlernen.

Forell. Wer will ſich aber unterſtehen/ dem Herꝛn fuͤr gewiß zu ſa-
gen/ was ſelbiger Himmel ſey; wofern er nicht dem Valla will ins Urtheil
fallen? Welcher vermeint/ der jenige muͤſſe nicht bey Verſtande ſeyn/ der
ſich erkuͤhnt zu ſagen; was der Himmel ſey. (a)

(a) Valla. [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt].
Dial. 11.

Adlerhaupt. Ja; wer anders/ als mutmaßlich/ davon discurrirt/
der bildet ihm freylich zu viel ein: aber daß man darum nicht fragen ſolte/
nach deß Himmels Weſen und Subſtantz; das waͤre wol ein unwitziges
Verbot; und hat Valla mit dieſem ſeinem Urtheil/ erwieſen/ daß gelehr-
te Leute bisweilen auch wol kluͤger ſeyn koͤnnten. Der Himmel iſt ein ein-Was der
Himmel
fuͤr ein Koͤr[-]
per ſey.

facher (ſimplex) natuͤrlicher Koͤrper/ darinn die Sterne/ im Kreiſe oder
Zirckel-Weiſe/ ihrer Natur nach/ bewegt werden: iſt eine ſolche Sub-
ſtantz/ die incorruptibel/ bis an den Juͤngſten Tag/ und nach Ariſtotelis
Meinung/ gantz feſt/ und undurchdringlich; anderer Mutmaſſung nach
aber eine trefflich-ſubtile und zarteſte Subſtantz/ dadurch die Sterne
lauffen koͤnnen/ als wie durch eine ſehr zarte Lufft.

Goldſtern. Ariſtoteles wuͤrde uns zwar wol ſo antworten/ derAriſtotelis
und Anaxi-
manders
Meinung.

Himmel ſey ein beweglicher Koͤrper/ daran weder die Erzeugung/
noch die Verweſung/ Statt finde:
Wir wiſſen aber/ auf was fuͤr ei-
nem falſchen Wahn ſolche ſeine Beſchreibung gegruͤndet ſey. Er hat die
Welt bereden wollen/ der gantze geſtirnte Himmel/ von der Hoͤle deß
Monds/ und der jenigen Gegend/ an/ die mit der elementariſchen Kugel
grentzet/ bis an die [oͤ]berſte Buͤhne oder Decke/ ſey gantz dicht/ feſt/ hart(b) V. lib. [2].
Ariſt. de
Cœlo text.
43 usque
ad
52.

wie Kryſtall/ und nicht durchgaͤngig; die Sterne waͤren denſelben einge-
fuͤgt/ und eingefaſſt/ wie die Edelgeſteine in den Ring. (b) So berichtet
uns Plutarchus (c) Anaximander habe den Himmel fuͤr ſteinern ausge-
geben. Und auf dieſe Gedancken ſoll er darum gekommen ſeyn/ weil eins-
mals ein Stein aus der Lufft herab gefallen; von welchem er die Einbil-(c) De Pl[a]-
citis Philo-
ſoph. l.
2.

dung faſſte/ es waͤre ein Stuͤcklein von dem ſteinernen Himmels-Gebaͤu.

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[187/0219] vom Himmel. zwiſchen den Waſſern da ward/ zur Stunde/ alles das Jrdiſche/ wel- ches zuvor/ in der chaotiſchen Maſſa untereinander vermiſchet geſteckt/ durch deß HErꝛn Stimme erregt/ und in unzehlbare Stuͤcke der Welt unterſchieden und iſt zuforderſt die Feſte herfuͤrgekommen/ welche zwiſchen dem Ober- und Unter-Waſſer geſetzt/ hernach aber/ am vierdten Tage/ mit den ſchoͤnen Stern-Liechtern/ geſchmuͤckt worden. Schoͤnwald. Nach dieſer geſtirnten Feſten/ hab ich gefragt. Was die angezeigte Auslegung deß H. Auguſtini und Kircheri/ uͤber den erſt- geſchaffenen Himmel betrifft; laſſen wir dieſelbe an ihren Ort geſtellet ſeyn/ und andre davon urtheilen: mich ſoll begnuͤgen/ anjetzo/ deß geſtirn- ten Himmels Natur/ etwas zu erlernen. Forell. Wer will ſich aber unterſtehen/ dem Herꝛn fuͤr gewiß zu ſa- gen/ was ſelbiger Himmel ſey; wofern er nicht dem Valla will ins Urtheil fallen? Welcher vermeint/ der jenige muͤſſe nicht bey Verſtande ſeyn/ der ſich erkuͤhnt zu ſagen; was der Himmel ſey. (a) Adlerhaupt. Ja; wer anders/ als mutmaßlich/ davon discurrirt/ der bildet ihm freylich zu viel ein: aber daß man darum nicht fragen ſolte/ nach deß Himmels Weſen und Subſtantz; das waͤre wol ein unwitziges Verbot; und hat Valla mit dieſem ſeinem Urtheil/ erwieſen/ daß gelehr- te Leute bisweilen auch wol kluͤger ſeyn koͤnnten. Der Himmel iſt ein ein- facher (ſimplex) natuͤrlicher Koͤrper/ darinn die Sterne/ im Kreiſe oder Zirckel-Weiſe/ ihrer Natur nach/ bewegt werden: iſt eine ſolche Sub- ſtantz/ die incorruptibel/ bis an den Juͤngſten Tag/ und nach Ariſtotelis Meinung/ gantz feſt/ und undurchdringlich; anderer Mutmaſſung nach aber eine trefflich-ſubtile und zarteſte Subſtantz/ dadurch die Sterne lauffen koͤnnen/ als wie durch eine ſehr zarte Lufft. Was der Himmel fuͤr ein Koͤr- per ſey. Goldſtern. Ariſtoteles wuͤrde uns zwar wol ſo antworten/ der Himmel ſey ein beweglicher Koͤrper/ daran weder die Erzeugung/ noch die Verweſung/ Statt finde: Wir wiſſen aber/ auf was fuͤr ei- nem falſchen Wahn ſolche ſeine Beſchreibung gegruͤndet ſey. Er hat die Welt bereden wollen/ der gantze geſtirnte Himmel/ von der Hoͤle deß Monds/ und der jenigen Gegend/ an/ die mit der elementariſchen Kugel grentzet/ bis an die oͤberſte Buͤhne oder Decke/ ſey gantz dicht/ feſt/ hart wie Kryſtall/ und nicht durchgaͤngig; die Sterne waͤren denſelben einge- fuͤgt/ und eingefaſſt/ wie die Edelgeſteine in den Ring. (b) So berichtet uns Plutarchus (c) Anaximander habe den Himmel fuͤr ſteinern ausge- geben. Und auf dieſe Gedancken ſoll er darum gekommen ſeyn/ weil eins- mals ein Stein aus der Lufft herab gefallen; von welchem er die Einbil- dung faſſte/ es waͤre ein Stuͤcklein von dem ſteinernen Himmels-Gebaͤu. Ariſtotelis und Anaxi- manders Meinung. (b) V. lib. 2. Ariſt. de Cœlo text. 43 usque ad 52. (c) De Pla- citis Philo- ſoph. l. 2. Forell. A a ij

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/219>, abgerufen am 22.12.2024.