Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der IX. Discurs/ die Ordnung der Welt-Theile/ und der will untergehen/ hingegen Ungerechtigkei[t] Uberhand nehmen; weil in dergantzen Welt/ die Heerpaucke schallet; ein Volck sich über das andre er- hebt: was wollen uns solche ausschlagende Bäume denn anders anzeigen/ als/ daß der ewige Sommer nahe sey. Weil die Christliche Tugenden so schläffrig sich erweisen/ das Gewissen schlummert/ Geitz/ Untreu und Ruchlosigkeit die Wache vertreten: so muß gewißlich die mitternächtliche Stunde allbereit angegangen/ und der Bräutigam nicht weit mehr seyn. Woldem/ der da wacht/ und hält seine Kleider/ daß er nicht bloß erfunden werde! Der neundte Discurs/ Die Ordnung der Welt-Theile/ und der be- rühmtesten Stern-Weisen Gedancken darüber/ begreiffend. SChönwald. Wenn ich die Zier und treffliche Ordnung deß Winterschild. Der Herr habe nicht Mitleiden mit der Welt; son- häßlicher
Der IX. Discurs/ die Ordnung der Welt-Theile/ und der will untergehen/ hingegen Ungerechtigkei[t] Uberhand nehmen; weil in dergantzen Welt/ die Heerpaucke ſchallet; ein Volck ſich uͤber das andre er- hebt: was wollen uns ſolche ausſchlagende Baͤume denn anders anzeigen/ als/ daß der ewige Sommer nahe ſey. Weil die Chriſtliche Tugenden ſo ſchlaͤffrig ſich erweiſen/ das Gewiſſen ſchlummert/ Geitz/ Untreu und Ruchloſigkeit die Wache vertreten: ſo muß gewißlich die mitternaͤchtliche Stunde allbereit angegangen/ und der Braͤutigam nicht weit mehr ſeyn. Woldem/ der da wacht/ und haͤlt ſeine Kleider/ daß er nicht bloß erfunden werde! Der neundte Discurs/ Die Ordnung der Welt-Theile/ und der be- ruͤhmteſten Stern-Weiſen Gedancken daruͤber/ begreiffend. SChoͤnwald. Wenn ich die Zier und treffliche Ordnung deß Winterſchild. Der Herꝛ habe nicht Mitleiden mit der Welt; ſon- haͤßlicher
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Der IX. Discurs/ die Ordnung der Welt-Theile/ und der
will untergehen/ hingegen Ungerechtigkeit Uberhand nehmen; weil in der
gantzen Welt/ die Heerpaucke ſchallet; ein Volck ſich uͤber das andre er-
hebt: was wollen uns ſolche ausſchlagende Baͤume denn anders anzeigen/
als/ daß der ewige Sommer nahe ſey. Weil die Chriſtliche Tugenden ſo
ſchlaͤffrig ſich erweiſen/ das Gewiſſen ſchlummert/ Geitz/ Untreu und
Ruchloſigkeit die Wache vertreten: ſo muß gewißlich die mitternaͤchtliche
Stunde allbereit angegangen/ und der Braͤutigam nicht weit mehr
ſeyn. Woldem/ der da wacht/ und haͤlt ſeine Kleider/ daß er nicht bloß
erfunden werde!
Der neundte Discurs/
Die Ordnung der Welt-Theile/ und der be-
ruͤhmteſten Stern-Weiſen Gedancken
daruͤber/ begreiffend.
SChoͤnwald. Wenn ich die Zier und treffliche Ordnung deß
groſſen Wunder-Gebaͤues dieſer Welt/ bey mir/ beſinne/ und
denn weiter/ daß deñoch ein ſolches unveꝛgleichliches Meiſter-
ſtuͤck/ ein ſo herꝛliches Werck voll Majeſtaͤt/ Schmuck/ und
Pracht/ dermaleins in einen Hauffen fallen/ und zu Grunde
gehen ſoll: ſo fuͤhle ich/ die Warheit meiner ſchwachen Vernunfft zu beken-
nen/ ein heimliches Mitleiden. Jn Engeland/ ſihet man einen gantz ſchwar-
tzen Schild/ ſo dem ungluͤckſeligen Grafen von Eſſex zugeſchriebẽ wird/ dar-
auf nichts/ ohn allein dieſe/ mit guldnen Littern gemahlte Schrifft/ ſtehet:
Par nulla figura dolori: (a) dem Schmertzen iſt kein Bild gleich/ oder
der Schmertz iſt nicht auszubilden. An ſtatt dieſes Traur-Schildes/
ſolte man der Welt einen weiſſen mahlen/ und mit Golde drauf ſchreiben:
Par nulla figura nitori: kein Bild gleicht ihrer Zier. Denn welcher Ei-
fer deß Mahlers/ oder eines andren Kuͤnſtlers/ wird ſo vermeſſen ſeyn/
und etwas Schoͤners zu erſinnen hoffen/ als die Welt iſt?
Traner-
Schild deß
Grafen von
Eſſex.
(a) H. G.
Ph. H. im
1. Theil der
Geſpraͤch-
Spiele.
Winterſchild. Der Herꝛ habe nicht Mitleiden mit der Welt; ſon-
dern mit denen/ die ihrer mißbrauchen/ und nicht bedencken/ daß ſie ver-
gehen ſolle. Sie iſt je ausbuͤndig-ſchoͤn; wer kan es leugnen/ ohn ein
haͤßlicher
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