Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der achte Discurs/ Von der Welt Anfang und Ende. FOrell. Jch entsetze mich offt/ über die Künheit etlicher Men- Winterschild. Es mangelt zwar auch dem Aristoteli hierinn nicht unter- T ij
Der achte Discurs/ Von der Welt Anfang und Ende. FOrell. Jch entſetze mich offt/ uͤber die Kuͤnheit etlicher Men- Winterſchild. Es mangelt zwar auch dem Ariſtoteli hierinn nicht unter- T ij
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0173" n="147"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#fr">Der achte Discurs/<lb/> Von der Welt Anfang und Ende.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">F</hi><hi rendition="#fr">Orell.</hi> Jch entſetze mich offt/ uͤber die Kuͤnheit etlicher Men-<lb/> ſchen/ welche ſich der allerungereimteſten Schluͤſſe weder ſchaͤ-<lb/> men/ noch ſcheuen/ und von der Welt Erſchaffung manches<lb/> mal ſolche abentheurliche Urtheile ſtellen/ die dem HErꝛn/ der<lb/> die Welt gemacht hat/ ſeinen gebuͤhrenden Danck entziehen.<lb/> Derſelben Wunder-Bruten iſt auch dieſes eine/ daß ihrer<lb/> etliche der Welt eine Ewigkeit und Unanfaͤnglichkeit zugeſchrieben/ und<lb/> noch wol auch/ unter den Chriſten/ ſolcher heidniſcher Jrrthum ſeine un-<lb/> chriſtliche Patronen und Ruckhalter antrifft: da doch nicht einmal alle<lb/> heidniſche Lehrer dieſem Jrrſal beygepflichtet; ſondern ihrer viele die Ver-<lb/> nunfft viel beſſer angewandt/ und durch ſie ſo viel erſehen/ daß die Welt<lb/> einen Anfang und Stiffter muͤſſte haben. Denn was die alten Philoſo-<lb/> phi/ von dem Urſprunge der Welt/ geurtheilet (welches Lactantius <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">a</hi>)</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">a</hi>) De Ira<lb/> Dei c.</hi> 10.</note><lb/> Mornæus <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">b</hi>)</hi> und andre erzehlen) das iſt alles/ in zwo Haupt-Secten/<note place="right"><hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">b</hi>) De Ve-<lb/> rit. Relig.<lb/> Chriſt. c.</hi> 9.</note><lb/> getheilet: deren Eine die Welt/ fuͤr ewig; die Andre ſie/ fuͤr anfaͤnglich/<lb/> ausgegeben. Haben gleich Ariſtoteles/ Proclus/ Averroes/ ſich/ und<lb/> andre/ hierinn betrogen: ſtehen doch Plato/ und theils andre hochweiſe<lb/> Heiden/ dißfalls/ fuͤr die Ehre deß Schoͤpffers. Zudem ſind die Leugner<lb/> der Schoͤpffung/ ſo wol durch das geoffenbarte Wort GOttes/ als durch<lb/> manche Chriſtliche Lehrer und Philoſophos aus der Vernunfft/ dergeſtalt<lb/> widerlegt/ daß nunmehr/ heutiges Tages/ ſolche Leugnung kein Jrrthum<lb/> mehr/ ſondern ein gottloſer boshaffter und mutwilliger Frevel/ vorab un-<lb/> ter Getaufften/ heiſſen muß.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Winterſchild.</hi> Es mangelt zwar auch dem Ariſtoteli hierinn nicht<lb/> an Fuͤrſprechern/ die ihn/ von ſolcher Klage/ zu befreyen/ und zu entſchul-<lb/> digen/ bemuͤhet ſind; als Thomas von Aquin/ Picus Mirandula/ Scali-<note place="right"><hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">c</hi>) Exerci-<lb/> tat.</hi> 3.</note><lb/> ger/ <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">c</hi>)</hi> und Keckermannus: <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">d</hi>)</hi> der Flecken aber will ſich nicht gar aus-<note place="right"><hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">d</hi>) 7. Phyſ.</hi></note><lb/> waſchen laſſen; ob er gleich in etwas gemindert wird. Dennoch hat er/<lb/> und die/ ſo ihm hierinn beygefallen/ eine beſſere Entſchuldigung fuͤr ſich/<lb/> als unſere Atheiſten: die/ aus bloſſer Ruchloſigkeit nur/ ſolchen Jrrthum<lb/> <fw place="bottom" type="sig">T ij</fw><fw place="bottom" type="catch">unter-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [147/0173]
Der achte Discurs/
Von der Welt Anfang und Ende.
FOrell. Jch entſetze mich offt/ uͤber die Kuͤnheit etlicher Men-
ſchen/ welche ſich der allerungereimteſten Schluͤſſe weder ſchaͤ-
men/ noch ſcheuen/ und von der Welt Erſchaffung manches
mal ſolche abentheurliche Urtheile ſtellen/ die dem HErꝛn/ der
die Welt gemacht hat/ ſeinen gebuͤhrenden Danck entziehen.
Derſelben Wunder-Bruten iſt auch dieſes eine/ daß ihrer
etliche der Welt eine Ewigkeit und Unanfaͤnglichkeit zugeſchrieben/ und
noch wol auch/ unter den Chriſten/ ſolcher heidniſcher Jrrthum ſeine un-
chriſtliche Patronen und Ruckhalter antrifft: da doch nicht einmal alle
heidniſche Lehrer dieſem Jrrſal beygepflichtet; ſondern ihrer viele die Ver-
nunfft viel beſſer angewandt/ und durch ſie ſo viel erſehen/ daß die Welt
einen Anfang und Stiffter muͤſſte haben. Denn was die alten Philoſo-
phi/ von dem Urſprunge der Welt/ geurtheilet (welches Lactantius (a)
Mornæus (b) und andre erzehlen) das iſt alles/ in zwo Haupt-Secten/
getheilet: deren Eine die Welt/ fuͤr ewig; die Andre ſie/ fuͤr anfaͤnglich/
ausgegeben. Haben gleich Ariſtoteles/ Proclus/ Averroes/ ſich/ und
andre/ hierinn betrogen: ſtehen doch Plato/ und theils andre hochweiſe
Heiden/ dißfalls/ fuͤr die Ehre deß Schoͤpffers. Zudem ſind die Leugner
der Schoͤpffung/ ſo wol durch das geoffenbarte Wort GOttes/ als durch
manche Chriſtliche Lehrer und Philoſophos aus der Vernunfft/ dergeſtalt
widerlegt/ daß nunmehr/ heutiges Tages/ ſolche Leugnung kein Jrrthum
mehr/ ſondern ein gottloſer boshaffter und mutwilliger Frevel/ vorab un-
ter Getaufften/ heiſſen muß.
(a) De Ira
Dei c. 10.
(b) De Ve-
rit. Relig.
Chriſt. c. 9.
Winterſchild. Es mangelt zwar auch dem Ariſtoteli hierinn nicht
an Fuͤrſprechern/ die ihn/ von ſolcher Klage/ zu befreyen/ und zu entſchul-
digen/ bemuͤhet ſind; als Thomas von Aquin/ Picus Mirandula/ Scali-
ger/ (c) und Keckermannus: (d) der Flecken aber will ſich nicht gar aus-
waſchen laſſen; ob er gleich in etwas gemindert wird. Dennoch hat er/
und die/ ſo ihm hierinn beygefallen/ eine beſſere Entſchuldigung fuͤr ſich/
als unſere Atheiſten: die/ aus bloſſer Ruchloſigkeit nur/ ſolchen Jrrthum
unter-
(c) Exerci-
tat. 3.
(d) 7. Phyſ.
T ij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |