Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der drey und zwantzigste Discurs/ gläubigkeit sich ehelich paaren/ könte es ihnen gewißlich manchen Reichs-thaler gebären. Und es wäre/ für manchen/ wol gut/ daß ihre Regeln unbetrieglich: sintemal er/ aus solchem Nativität-Spiegel/ vielleicht er- blicken könnte/ ob ihm die gewünschte Person/ nicht etwan/ unter der Ge- stalt eines Engels/ einen bösen Haus-Teuffel/ verkauffe/ ihr boshafftes und häßliches Gemüt/ mit schönen Blicken und Worten nur etwan schmincke/ ihn mit falscher Hoffnung/ eines reichen Braut-Schatzes ins Netz hinein körne? Ob sie ihm nicht auch wol eine Hirsch-Krone schencken dörffte/ und was dergleichen. Jch/ für meine Person/ hielte dißfalls die Gesichts-Sitten- und Vermögens-Kundigung für rathsamer. Aber doch/ was sagen sie denn sonst weiter? Wann ist es ihnen recht/ daß man heirathe? Goldstern. Allezeit zwar ist es recht/ wanns zulässig/ und dien- Forell. Mein Herr hat uns zwar viel Merckwürdiges/ von der Goldstern. Jch vermeine/ es sey zwar meistens allbereit gesche- Was für Nei- (a) Plura apud d. M. Abdiam Treuium, c. 10. Nuclei.
Der drey und zwantzigſte Diſcurs/ glaͤubigkeit ſich ehelich paaren/ koͤnte es ihnen gewißlich manchen Reichs-thaler gebaͤren. Und es waͤre/ fuͤr manchen/ wol gut/ daß ihre Regeln unbetrieglich: ſintemal er/ aus ſolchem Nativitaͤt-Spiegel/ vielleicht er- blicken koͤnnte/ ob ihm die gewuͤnſchte Perſon/ nicht etwan/ unter der Ge- ſtalt eines Engels/ einen boͤſen Haus-Teuffel/ verkauffe/ ihr boshafftes und haͤßliches Gemuͤt/ mit ſchoͤnen Blicken und Worten nur etwan ſchmincke/ ihn mit falſcher Hoffnung/ eines reichen Braut-Schatzes ins Netz hinein koͤrne? Ob ſie ihm nicht auch wol eine Hirſch-Krone ſchencken doͤrffte/ und was dergleichen. Jch/ fuͤr meine Perſon/ hielte dißfalls die Geſichts-Sitten- und Vermoͤgens-Kundigung fuͤr rathſamer. Aber doch/ was ſagen ſie denn ſonſt weiter? Wann iſt es ihnen recht/ daß man heirathe? Goldſtern. Allezeit zwar iſt es recht/ wanns zulaͤſſig/ und dien- Forell. Mein Herꝛ hat uns zwar viel Merckwuͤrdiges/ von der Goldſtern. Jch vermeine/ es ſey zwar meiſtens allbereit geſche- Was fuͤr Nei- (a) Plura apud d. M. Abdiam Treuium, c. 10. Nuclei.
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Der drey und zwantzigſte Diſcurs/
glaͤubigkeit ſich ehelich paaren/ koͤnte es ihnen gewißlich manchen Reichs-
thaler gebaͤren. Und es waͤre/ fuͤr manchen/ wol gut/ daß ihre Regeln
unbetrieglich: ſintemal er/ aus ſolchem Nativitaͤt-Spiegel/ vielleicht er-
blicken koͤnnte/ ob ihm die gewuͤnſchte Perſon/ nicht etwan/ unter der Ge-
ſtalt eines Engels/ einen boͤſen Haus-Teuffel/ verkauffe/ ihr boshafftes
und haͤßliches Gemuͤt/ mit ſchoͤnen Blicken und Worten nur etwan
ſchmincke/ ihn mit falſcher Hoffnung/ eines reichen Braut-Schatzes ins
Netz hinein koͤrne? Ob ſie ihm nicht auch wol eine Hirſch-Krone ſchencken
doͤrffte/ und was dergleichen. Jch/ fuͤr meine Perſon/ hielte dißfalls die
Geſichts-Sitten- und Vermoͤgens-Kundigung fuͤr rathſamer. Aber
doch/ was ſagen ſie denn ſonſt weiter? Wann iſt es ihnen recht/ daß man
heirathe?
Goldſtern. Allezeit zwar iſt es recht/ wanns zulaͤſſig/ und dien-
lich. Aber/ fuͤr gluͤckliche und angenehme Jahr zu heirathen/ ruͤhmen ſie
diejenige/ wenn die Sonne/ oder der Mittel-Himmel/ in ihren Directio-
nen/ auf Zuſammenkuͤnffte/ oder gelinde Aſpecten/ den Mannsbildern
auf weibliche/ den Weibsperſonen auf maͤnnliche Planeten/ ſonderlich die
Sonne/ oder Jupiter/ wie auch Mars (deſſen Conjunction aber ausge-
ſetzt wird) zugehen: zumal/ wenn auch liebliche tranſitus Jovis, bey den
Weibs- und Veneris bey den Mannsbildern/ mit eintreffen. Gewalt-
ſame Aſpecten dieſer Planeten bringen zwar auch zuzeiten Heiraten: le-
gen aber gemeiniglich den Knuͤttel bey den Hund. (a) Aber/ wie ich oe;ff-
ters gedacht/ man ſoll keine Geſetze daraus machen.
Forell. Mein Herꝛ hat uns zwar viel Merckwuͤrdiges/ von der
Sternkuͤndigung fuͤrgetragen/ und mit einem anneh mlichen Diſcurs bis
daher ergetzet: es Koͤnnte aber ſolche ſeine Freundlichkeit noch einen groͤſ-
ſern Glantz gewinnen/ wenn er durchgehends/ von denen Sachen/ wel-
che aus der Sternkuͤndigung insgemein erfragt werden/ uns ſeine Mei-
nung kuͤrtzlich entdeckte.
Goldſtern. Jch vermeine/ es ſey zwar meiſtens allbereit geſche-
hen: Doch weil der Herꝛ es gern etwas ordentlicher/ und in einem kurtzen
Begriffe/ wuͤnſchet: ſoll er ſeines Wunſches/ aufs we nigſte an meinem gu-
ten Willen/ nicht verfehlen. Jch werde aber alles nur aufs kuͤrtzeſte be-
ruͤhren.
Die Sachen/ ſo bey ſolchen Erkuͤndigungen/ in Betrachtung kom-
men/ ſind der Zuſtand menſchlichen Leibs/ und Gemuͤts/ Gluͤcks/ und
Ehren. An dem erſten werden die Wol- oder Ubel-Befindungen/ Ge-
ſund- und Kranckheit/ Leben und Tod/ betrachtet; an dem andren/ die
Nei-
Was fuͤr
Sachenaus
dem Geſtirn
zu erkundi-
gen.
(a) Plura apud d. M. Abdiam Treuium, c. 10. Nuclei.
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