Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der drey und zwantzigste Discurs/ rung/ worauf die Nativität beruhet/ sey gar ungewiß/ phantastisch/ aber-glaubisch/ närrisch: verstehet/ in manchen Stücken: als zum Exempel/ wenn man verkündigen will/ wieviel jemand Kinder haben solle? Obs Söhne oder Töchter seyn werden? Ob einer 1. 2. 3. oder 4. Weiber/ Jungfrauen oder Witwen heirathen/ und wie lang jedwede leben werde: Man solle nicht alles verwerffen/ doch auch nicht zu viel trauen. Forell. Freylich nicht alles verwerffen. Jch kenne einen gelehr- Adlerhaupt. Die Heirathen werden nicht zwischen/ sondern Was ein A- Con-
Der drey und zwantzigſte Discurs/ rung/ worauf die Nativitaͤt beruhet/ ſey gar ungewiß/ phantaſtiſch/ aber-glaubiſch/ naͤrriſch: verſtehet/ in manchen Stuͤcken: als zum Exempel/ wenn man verkuͤndigen will/ wieviel jemand Kinder haben ſolle? Obs Soͤhne oder Toͤchter ſeyn werden? Ob einer 1. 2. 3. oder 4. Weiber/ Jungfrauen oder Witwen heirathen/ und wie lang jedwede leben werde: Man ſolle nicht alles verwerffen/ doch auch nicht zu viel trauen. Forell. Freylich nicht alles verwerffen. Jch kenne einen gelehr- Adlerhaupt. Die Heirathen werden nicht zwiſchen/ ſondern Was ein A- Con-
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Der drey und zwantzigſte Discurs/
rung/ worauf die Nativitaͤt beruhet/ ſey gar ungewiß/ phantaſtiſch/ aber-
glaubiſch/ naͤrriſch: verſtehet/ in manchen Stuͤcken: als zum Exempel/
wenn man verkuͤndigen will/ wieviel jemand Kinder haben ſolle? Obs
Soͤhne oder Toͤchter ſeyn werden? Ob einer 1. 2. 3. oder 4. Weiber/
Jungfrauen oder Witwen heirathen/ und wie lang jedwede leben werde:
Man ſolle nicht alles verwerffen/ doch auch nicht zu viel trauen.
Forell. Freylich nicht alles verwerffen. Jch kenne einen gelehr-
ten und graduirten Mann/ welchem drey Weiber geweiſſagt worden/
von einem Mathematico/ der uns gleichfalls wolbekannt geweſen/ und
ſonſt auf die Geburts-Stellungen nicht wenig gehalten. Was derſelbe/
aber nur im Schertz geprognoſticirt/ iſt gleichwol/ nach ſeinem Tode/ zur
Vollenziehung kommen: Denn beſagte Perſon lebt jetzo in der dritten
Ehe: und hat der Mathematicus allerdings einige Beſchaffenheit oder
Umſtaͤnde und Eigenſchafften ſolcher Heirathen verkuͤndiget.
Heirats-
Prognoſti-
con.
Adlerhaupt. Die Heirathen werden nicht zwiſchen/ ſondern
uͤber den Sternen/ beſchloſſen. Jſt beſagter Perſon dieſe Prophezey er-
fuͤllet: ſo ſeynd gewißlich wol hundert dagegen falſch erfunden worden.
Vor 46. Jahren ungefaͤhr/ haben die Sterndeuter/ wie vorgedachter
Cauſſinus gedenckt/ in Franckreich/ einer fuͤrnehmen Tochter/ die Nativi-
taͤt geſtellet/ und geweiſſagt/ ſie wuͤrde/ im Jahr 1648. einem großmaͤch-
tigen/ gewaltig-reichen/ und ausbuͤndig-ſchoͤnem Herꝛn/ vermaͤhlet wer-
den: daraus doch damals/ als Cauſſinus dieſes geſchrieben/ noch nichts
worden; ohnangeſehen/ das 1650. Jahr allebereit in vollem Lauffe war.
Traue einer nur ſolchen Ungewißheiten/ er wird nicht reicher davon wer-
den/ als von ſuͤſſen Traͤumen.
Goldſtern. Selbige Sterndeuter moͤgen vielleicht etwas uͤber-
ſehen/ oder/ in der Zeichen-Ordnung/ an ſtatt deß Leuen/ einen Fuchs ge-
zehlet haben/ welcher vor der Jungfrauen hergehen/ und ihr weiſſagen
muͤſſen. Denn ſonſt giebt es gewiſſe Aſtrologiſche Regeln/ ſo von ver-
ſtaͤndigen und Chriſtlichen Sternkuͤndigern fuͤr Vernunfft-maͤſſig er-
kannt worden. Als erſtlich/ wenn ♃ und ♂ den Mond und die Venus
mit ſtarcken Blicken anſehen; werden ſolche Leute zur Ehe tuͤchtig ver-
mutet; im Fall ſonſt insgemein ſich keine Anzeigung einer ſchwachen
Leibs-Beſchaffenheit eraͤuget. Aber Saturns und Merkurs ſtarcke
Anblicke/ wofern ſie von Jupiter und Venus/ durch keinen kraͤfftigen Ein-
fluß verſuͤſſet werden/ gebaͤren ſolche Neigungen/ die zum Eheſtande
ſchlecht geneigt/ auch in demſelben ſchlechte Freundlichkeit und Liebe ver-
ſprechen. Zweytens wird denen Mannsbildern/ die eine ſchoͤne Conſtel-
lation Veneris mit maͤnnlichen/ und den Weibsperſonen/ welche liebliche
Con-
Was ein A-
ſtrologus
bey Heiratẽ
obſervirt.
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