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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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Der zwey und zwantzigste Discurs/
messen/ viel ehrsüchtiges Gezäncks darüber machen/ und sich eines eitlen
Beweisthums unterfangen will etc.

Gewiß ists/ unterdessen/ daß eine jegliche Species/ oder wesentli-
che Gestalt ihr besonders Gestirn habe/ wie der Magnet-Stein seinen
Polum/ und wie einem jeden Menschen sein besonderer Genius (ich rede
noch/ mit dem Goclenio) von der Göttlichen Weisheit gewidmet und zu-
geeignet sey: Daher jegliche Pflantze/ jeder Stein/ jedes Metall/ mit
einem gewissen Stern/ seine sympathetische Eigenschafften hat.

Der Himmel/ und alle Dinge/ so anfangs von GOtt erschaffen/
haben von Jhm sonderbare Göttliche Kräffte empfangen/ die in ihnen
auch verbleiben: durch welche sie sich erhalten/ und ihr Geschlecht fortzu-
pflantzen beflissen sind. Welcher Meinung Goclenius dieses aufnimt/
daß die Alten gesprochen/ GOtt sey/ durch die Naturen (gleichsam) zer-
(*) Jovis
omnia ple-
na.
theilet/ und alles voll Götter (*) weil solche/ von GOTT empfangene/
Krafft/ in allen Dingen/ beharret; aber anders/ im Himmel; anders/ in
hinfälligen und vergänglichen Dingen: als in welchen sie etwas tunckler;
gleichwie sie/ in den himmlischen/ zu Erzeugung der Dinge/ fürtrefflicher
ist. Alles derhalben/ was GOtt/ im Himmel und auf Erden/ gezeuget/
erhält und regieret Er alles allein; die himmlischen Dinge zwar/ durch
sich selbsten/ und unmittelbarer Weise; die Pflantzen aber/ Thiere/ und
andre sterbliche Sachen/ durch Vermittelung deß Himmels/ welchem
Er die Regeln und Gesetze der Natur/ so wol zur Erzeugung/ als Erhal-
tung/ anbefohlen. Solchem nach begreifft die einige Form (oder Na-
tur) deß Himmels alle Formen und Naturen der Gewächse/ Steine/
Metallen/ Thiere/ und aller Dinge/ so gewesen/ oder seyn können/ unter
ihrer Gewalt: und indem er/ von so vielen unzehlichen Formen/ gleichsam
schwanger ist/ gebiert und gibt er alles/ aus sich/ herfür: und also wer-
Der allge-
meine Welt-
und Him-
mels-Geist.
den die Kräffte aller vergänglichen Dinge/ unter einer Krafft/ begriffen/
dergestalt/ daß der Himmel/ ohn einigen Saamen/ viel Thiere und Ge-
wächse herfür bringt; der Saam aber/ ohn den Himmel/ nichts gebiert;
sondern nur allein den Zeug der gebärlichen Sachen generirt/ und zube-
reitet; in welche zubereitete Materi der Himmel alsdenn die Speciem (o-
der wesentliche Gestalt) und höchste Vollkommenheit einfüget/ und ver-
mittelst deß Liecht-Geistes (lucidum Spiritum nennet ihn der Author)
in allen das Leben erweckt. Denn dieser Spiritus ist der Zuführer der
Welt und deß Himmels/ welcher sich/ in das gantze Welt-Gebäu/ er-
geusst/ und jedweden Dingen/ so wol ihre wesentliche Natur-Gestalt
(Speciem) als die natürliche und lebendige Wärme mittheilet/ so zu ih-
rer Erzielung bequem. Denn derselbe hält alle Dinge zusammen/ er-

geistert

Der zwey und zwantzigſte Diſcurs/
meſſen/ viel ehrſuͤchtiges Gezaͤncks daruͤber machen/ und ſich eines eitlen
Beweisthums unterfangen will ꝛc.

Gewiß iſts/ unterdeſſen/ daß eine jegliche Species/ oder weſentli-
che Geſtalt ihr beſonders Geſtirn habe/ wie der Magnet-Stein ſeinen
Polum/ und wie einem jeden Menſchen ſein beſonderer Genius (ich rede
noch/ mit dem Goclenio) von der Goͤttlichen Weisheit gewidmet und zu-
geeignet ſey: Daher jegliche Pflantze/ jeder Stein/ jedes Metall/ mit
einem gewiſſen Stern/ ſeine ſympathetiſche Eigenſchafften hat.

Der Himmel/ und alle Dinge/ ſo anfangs von GOtt erſchaffen/
haben von Jhm ſonderbare Goͤttliche Kraͤffte empfangen/ die in ihnen
auch verbleiben: durch welche ſie ſich erhalten/ und ihr Geſchlecht fortzu-
pflantzen befliſſen ſind. Welcher Meinung Goclenius dieſes aufnimt/
daß die Alten geſprochen/ GOtt ſey/ durch die Naturen (gleichſam) zer-
(*) Jovis
omnia ple-
na.
theilet/ und alles voll Goͤtter (*) weil ſolche/ von GOTT empfangene/
Krafft/ in allen Dingen/ beharret; aber anders/ im Himmel; anders/ in
hinfaͤlligen und vergaͤnglichen Dingen: als in welchen ſie etwas tunckler;
gleichwie ſie/ in den himmliſchen/ zu Erzeugung der Dinge/ fuͤrtrefflicher
iſt. Alles derhalben/ was GOtt/ im Himmel und auf Erden/ gezeuget/
erhaͤlt und regieret Er alles allein; die himmliſchen Dinge zwar/ durch
ſich ſelbſten/ und unmittelbarer Weiſe; die Pflantzen aber/ Thiere/ und
andre ſterbliche Sachen/ durch Vermittelung deß Himmels/ welchem
Er die Regeln und Geſetze der Natur/ ſo wol zur Erzeugung/ als Erhal-
tung/ anbefohlen. Solchem nach begreifft die einige Form (oder Na-
tur) deß Himmels alle Formen und Naturen der Gewaͤchſe/ Steine/
Metallen/ Thiere/ und aller Dinge/ ſo geweſen/ oder ſeyn koͤnnen/ unter
ihrer Gewalt: und indem er/ von ſo vielen unzehlichen Formen/ gleichſam
ſchwanger iſt/ gebiert und gibt er alles/ aus ſich/ herfuͤr: und alſo wer-
Der allge-
meine Welt-
und Him-
mels-Geiſt.
den die Kraͤffte aller vergaͤnglichen Dinge/ unter einer Krafft/ begriffen/
dergeſtalt/ daß der Himmel/ ohn einigen Saamen/ viel Thiere und Ge-
waͤchſe herfuͤr bringt; der Saam aber/ ohn den Himmel/ nichts gebiert;
ſondern nur allein den Zeug der gebaͤrlichen Sachen generirt/ und zube-
reitet; in welche zubereitete Materi der Himmel alsdenn die Speciem (o-
der weſentliche Geſtalt) und hoͤchſte Vollkommenheit einfuͤget/ und ver-
mittelſt deß Liecht-Geiſtes (lucidum Spiritum nennet ihn der Author)
in allen das Leben erweckt. Denn dieſer Spiritus iſt der Zufuͤhrer der
Welt und deß Himmels/ welcher ſich/ in das gantze Welt-Gebaͤu/ er-
geuſſt/ und jedweden Dingen/ ſo wol ihre weſentliche Natur-Geſtalt
(Speciem) als die natuͤrliche und lebendige Waͤrme mittheilet/ ſo zu ih-
rer Erzielung bequem. Denn derſelbe haͤlt alle Dinge zuſammen/ er-

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[1438/1516] Der zwey und zwantzigſte Diſcurs/ meſſen/ viel ehrſuͤchtiges Gezaͤncks daruͤber machen/ und ſich eines eitlen Beweisthums unterfangen will ꝛc. Gewiß iſts/ unterdeſſen/ daß eine jegliche Species/ oder weſentli- che Geſtalt ihr beſonders Geſtirn habe/ wie der Magnet-Stein ſeinen Polum/ und wie einem jeden Menſchen ſein beſonderer Genius (ich rede noch/ mit dem Goclenio) von der Goͤttlichen Weisheit gewidmet und zu- geeignet ſey: Daher jegliche Pflantze/ jeder Stein/ jedes Metall/ mit einem gewiſſen Stern/ ſeine ſympathetiſche Eigenſchafften hat. Der Himmel/ und alle Dinge/ ſo anfangs von GOtt erſchaffen/ haben von Jhm ſonderbare Goͤttliche Kraͤffte empfangen/ die in ihnen auch verbleiben: durch welche ſie ſich erhalten/ und ihr Geſchlecht fortzu- pflantzen befliſſen ſind. Welcher Meinung Goclenius dieſes aufnimt/ daß die Alten geſprochen/ GOtt ſey/ durch die Naturen (gleichſam) zer- theilet/ und alles voll Goͤtter (*) weil ſolche/ von GOTT empfangene/ Krafft/ in allen Dingen/ beharret; aber anders/ im Himmel; anders/ in hinfaͤlligen und vergaͤnglichen Dingen: als in welchen ſie etwas tunckler; gleichwie ſie/ in den himmliſchen/ zu Erzeugung der Dinge/ fuͤrtrefflicher iſt. Alles derhalben/ was GOtt/ im Himmel und auf Erden/ gezeuget/ erhaͤlt und regieret Er alles allein; die himmliſchen Dinge zwar/ durch ſich ſelbſten/ und unmittelbarer Weiſe; die Pflantzen aber/ Thiere/ und andre ſterbliche Sachen/ durch Vermittelung deß Himmels/ welchem Er die Regeln und Geſetze der Natur/ ſo wol zur Erzeugung/ als Erhal- tung/ anbefohlen. Solchem nach begreifft die einige Form (oder Na- tur) deß Himmels alle Formen und Naturen der Gewaͤchſe/ Steine/ Metallen/ Thiere/ und aller Dinge/ ſo geweſen/ oder ſeyn koͤnnen/ unter ihrer Gewalt: und indem er/ von ſo vielen unzehlichen Formen/ gleichſam ſchwanger iſt/ gebiert und gibt er alles/ aus ſich/ herfuͤr: und alſo wer- den die Kraͤffte aller vergaͤnglichen Dinge/ unter einer Krafft/ begriffen/ dergeſtalt/ daß der Himmel/ ohn einigen Saamen/ viel Thiere und Ge- waͤchſe herfuͤr bringt; der Saam aber/ ohn den Himmel/ nichts gebiert; ſondern nur allein den Zeug der gebaͤrlichen Sachen generirt/ und zube- reitet; in welche zubereitete Materi der Himmel alsdenn die Speciem (o- der weſentliche Geſtalt) und hoͤchſte Vollkommenheit einfuͤget/ und ver- mittelſt deß Liecht-Geiſtes (lucidum Spiritum nennet ihn der Author) in allen das Leben erweckt. Denn dieſer Spiritus iſt der Zufuͤhrer der Welt und deß Himmels/ welcher ſich/ in das gantze Welt-Gebaͤu/ er- geuſſt/ und jedweden Dingen/ ſo wol ihre weſentliche Natur-Geſtalt (Speciem) als die natuͤrliche und lebendige Waͤrme mittheilet/ ſo zu ih- rer Erzielung bequem. Denn derſelbe haͤlt alle Dinge zuſammen/ er- geiſtert (*) Jovis omnia ple- na. Der allge- meine Welt- und Him- mels-Geiſt.

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 1438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/1516>, abgerufen am 23.12.2024.