Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der zwey und zwantzigste Discurs/ wol auch/ als das Bild mit besagtem Sterne/ eine Verwandschafft ha-ben muß. Ob nun wol ein Stern/ mit einem Stein/ keine Gleichheit hat: so hat doch desselben Figur/ als der Leu/ die Sonne/ das Gold/ etc. eine genaue Gesippschafft: und sind die himmlische Zeichen keines wegs ungefähr erfunden worden; sondern haben ihre gute Ursachen/ und Ver- gleichungen mit ihrer Deutung. Es weiset die Erfahrung/ daß die Ophites, oder Schlangen-Steine/ kleine Aederlein haben/ die den Schlangen gleichen/ deßwegen auch glücklich wider den Gifft gebraucht werden. Dergleichen Tugend haben auch die Steine/ welche/ in der Jnsel Malta/ gefunden werden/ und einer Schlangen-Zungen gleichen. Alle Kräuter haben ihre Kennzeichen/ welche ihren Nutzen weisen. Was nun/ in ihnen/ die Natur thut/ das kan auch die verständige Kunst leisten; wiewol nicht allezeit in erwünschter Vollkommenheit. Adlerhaupt. Das fehlet weit/ daß die Kunst der Natur allemal Forell. Der Herr Schönwald muß diesen Sinn vorgelobtem chen/
Der zwey und zwantzigſte Discurs/ wol auch/ als das Bild mit beſagtem Sterne/ eine Verwandſchafft ha-ben muß. Ob nun wol ein Stern/ mit einem Stein/ keine Gleichheit hat: ſo hat doch deſſelben Figur/ als der Leu/ die Sonne/ das Gold/ ꝛc. eine genaue Geſippſchafft: und ſind die himmliſche Zeichen keines wegs ungefaͤhr erfunden worden; ſondern haben ihre gute Urſachen/ und Ver- gleichungen mit ihrer Deutung. Es weiſet die Erfahrung/ daß die Ophites, oder Schlangen-Steine/ kleine Aederlein haben/ die den Schlangen gleichen/ deßwegen auch gluͤcklich wider den Gifft gebraucht werden. Dergleichen Tugend haben auch die Steine/ welche/ in der Jnſel Malta/ gefunden werden/ und einer Schlangen-Zungen gleichen. Alle Kraͤuter haben ihre Kennzeichen/ welche ihren Nutzen weiſen. Was nun/ in ihnen/ die Natur thut/ das kan auch die verſtaͤndige Kunſt leiſten; wiewol nicht allezeit in erwuͤnſchter Vollkommenheit. Adlerhaupt. Das fehlet weit/ daß die Kunſt der Natur allemal Forell. Der Herꝛ Schoͤnwald muß dieſen Sinn vorgelobtem chen/
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Der zwey und zwantzigſte Discurs/
wol auch/ als das Bild mit beſagtem Sterne/ eine Verwandſchafft ha-
ben muß. Ob nun wol ein Stern/ mit einem Stein/ keine Gleichheit
hat: ſo hat doch deſſelben Figur/ als der Leu/ die Sonne/ das Gold/ ꝛc.
eine genaue Geſippſchafft: und ſind die himmliſche Zeichen keines wegs
ungefaͤhr erfunden worden; ſondern haben ihre gute Urſachen/ und Ver-
gleichungen mit ihrer Deutung. Es weiſet die Erfahrung/ daß die
Ophites, oder Schlangen-Steine/ kleine Aederlein haben/ die den
Schlangen gleichen/ deßwegen auch gluͤcklich wider den Gifft gebraucht
werden. Dergleichen Tugend haben auch die Steine/ welche/ in der
Jnſel Malta/ gefunden werden/ und einer Schlangen-Zungen gleichen.
Alle Kraͤuter haben ihre Kennzeichen/ welche ihren Nutzen weiſen. Was
nun/ in ihnen/ die Natur thut/ das kan auch die verſtaͤndige Kunſt leiſten;
wiewol nicht allezeit in erwuͤnſchter Vollkommenheit.
Adlerhaupt. Das fehlet weit/ daß die Kunſt der Natur allemal
folte folgen koͤnnen. Zudem wird/ durch die natuͤrliche Merckzeichen ei-
niger Gewaͤchſe/ keines weges den Figur-Kraͤfften ein Zeugniß; ſondern
allein/ von der Natur/ (oder ihrem Schoͤpffer) damit ein Zeichen und
Winck dem Menſchen gegeben/ wozu ſolche Kraͤuter/ oder Steine/ dien-
lich und heilſam. Uberdas iſt ein gewaltiger Unterſcheid zwiſchen denen
Merckmalen/ welche die unfehlbare Natur ſelbſt/ und denen/ welche der
betriegliche Wahn-ſuͤchtige Aberglaube einer Sachen aufdruͤcket: an je-
nen/ vermutet man billich die Gewißheit; an dieſen/ aberglaͤubiſche Phan-
taſey/ und Betrug: maſſen beydes/ durch die Vernunfft/ und Erfahrung/
gnugſam wird erwieſen.
Forell. Der Herꝛ Schoͤnwald muß dieſen Sinn vorgelobtem
Author ſelbſten nicht beymeſſen; ſondern denen/ aus deren Federn er ſol-
ches/ in die ſeinige/ gefaſſt/ und es allein Erzehlungs-weiſe angebracht.
Maſſen er deßwegen auch den Gegenſatz/ gleich alſo fort/ beyfuͤget/ wenn
er ſchreibt/ es werde/ wider dieſe Erfahrung/ eingewendet/ daß ſolche
Urſachen uns unbewuſſt/ und daß die Kunſt ſich unterfange/ was ſie nicht
ausrichten koͤnne: dann entweder dieſe Wuͤrckung dem Planeten/ oder dem
Stein/ oder der Figur zuzuſchreiben: Der Planet habe noch der Figur/ noch
deß Steins/ vonnoͤthen; und koͤnnte man ſagen/ daß ſie/ zu ſolchem Ende/
von GOtt nicht erſchaffen; und beſtehe die Wuͤrckung in dem Aberglau-
ben/ welcher dieſe Sachen bekraͤfftige/ bey welchen der Satan ein ge-
wonnenes Spiel habe: Kommet die Wuͤrckung von dem Stein; ſo be-
doͤrffe es der Figur nicht; wie man ſihet/ daß der Bezoar/ mit einem
Scorpion/ den Gifft vertreibt/ und wenn gleich ſolche Figur nicht drauf
iſt/ ſo habe er doch eben dieſe Tugend: Weil etliche auch wol andre Sa-
chen/
Beweis wi-
der die Fi-
guren.
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