Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der zwey und zwantzigste Discurs/ verwandelt werden. Weil dergleichen natürliche Neigungen/ ohne ge-gebene würckliche Ursach/ nicht würcken/ auch hingegen sich/ durch freund- liche Begegnung/ gesagter massen/ gar wol lassen rectificiren. Sonst muß ich bekennen/ daß mit besagten Häusern/ so wol vormals/ Forell. Jch weiß mich wol zu erinnern/ daß/ bey diesem unserem Goldstern. Nein/ mir ist unvergessen/ daß ich gesagt/ ich wolte Was Ta- Die Erfindung solcher Bild-Zeichen wird dem Zoroaster zugerechnet: Stiche.
Der zwey und zwantzigſte Diſcurs/ verwandelt werden. Weil dergleichen natuͤrliche Neigungen/ ohne ge-gebene wuͤrckliche Urſach/ nicht wuͤrcken/ auch hingegen ſich/ durch freund- liche Begegnung/ geſagter maſſen/ gar wol laſſen rectificiren. Sonſt muß ich bekennen/ daß mit beſagten Haͤuſern/ ſo wol vormals/ Forell. Jch weiß mich wol zu erinnern/ daß/ bey dieſem unſerem Goldſtern. Nein/ mir iſt unvergeſſen/ daß ich geſagt/ ich wolte Was Ta- Die Erfindung ſolcher Bild-Zeichen wird dem Zoroaſter zugerechnet: Stiche.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f1492" n="1414"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der zwey und zwantzigſte Diſcurs/</hi></fw><lb/> verwandelt werden. Weil dergleichen natuͤrliche Neigungen/ ohne ge-<lb/> gebene wuͤrckliche Urſach/ nicht wuͤrcken/ auch hingegen ſich/ durch freund-<lb/> liche Begegnung/ geſagter maſſen/ gar wol laſſen rectificiren.</p><lb/> <p>Sonſt muß ich bekennen/ daß mit beſagten Haͤuſern/ ſo wol vormals/<lb/> als noch/ viel aberglaubiſches Weſens hiebey getrieben; zumal mit den ſo<lb/> genannten Taliſmannen/ deren wir etliche mal Meldung gethan. Aber<lb/> was fuͤr ein Element hat ehedeſſen der Aberglaube nicht/ zur Abgoͤtterey/<lb/> gebraucht? ſolten wir darum den rechten Nutzen und Gebrauch der Ele-<lb/> menten verleugnen?</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Forell.</hi> Jch weiß mich wol zu erinnern/ daß/ bey dieſem unſerem<lb/> Diſcurſe/ der Taliſmannen unterſchiedlich gedacht worden/ doch allemal<lb/> nur mit wenigem/ und beyfaͤlliger Weiſe: und als ich wuͤnſchete/ der Herꝛ<lb/> moͤchte in dieſer Materi etwas weiter heraus gehen; wies er mich zur Ge-<lb/> dult/ bis zuvor etliche andre Fragen ausgefuͤhret/ und gnugſam eroͤrtert<lb/> ſeyn moͤchten. Wenn denn nun/ wie ich vermeine/ ſolches allbereit ge-<lb/> ſchehen; und jetzt abermal die Taliſmannen geregt werden; verhoffe ich/<lb/> der Herꝛ werde ſeiner Zuſage nicht vergeſſen.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Goldſtern.</hi> Nein/ mir iſt unvergeſſen/ daß ich geſagt/ ich wolte<lb/> mich/ bey den Worten deß Herꝛn D. Wirdigis/ finden laſſen/ darinn der-<lb/> ſelbe uns erklaͤrte/ was eigentlich das rechte Fundament der Taliſmannen<lb/> waͤre. Das muß ich denn nun einmal/ im Wercke/ erſcheinen laſſen.</p><lb/> <p><note place="left">Was Ta-<lb/> liſman heiſ-<lb/> ſe und be-<lb/> deute?</note>Anfangs muͤſſen wir die Bedeutung dieſes Worts <hi rendition="#fr">Taliſman</hi> an-<lb/> ſehen. Daſſelbe ſoll Arabiſch/ aber von dem Hebrœiſchem Wort <hi rendition="#aq">Tſelem,</hi><lb/> wie etliche wollen/ entſproſſen ſeyn/ und ein Bild/ oder Malzeichen/ oder<lb/> etwas dergleichen/ bedeuten. Solche Bilder werden/ in Geſtalt eines<lb/> Menſchen/ oder Thiers/ auf Steine oder Metall entweder gegoſſen/ oder<lb/> gegraben/ zu ſolcher Zeit/ da gewiſſe Sterne in ihrer Erhoͤhung ſind/ oder<lb/> die obere Planeten ihre Zuſammenkunfft halten; von denen ſie ſolche<lb/> Wuͤrckungs-Kraͤffte und Tugenden empfahen ſollen/ die man nicht ohne<lb/> Verwundrung hoͤrt erzehlen.</p><lb/> <p>Die Erfindung ſolcher Bild-Zeichen wird dem Zoroaſter zugerechnet:<lb/> welches alſofort ein Nachdencken gibt/ daß ſie mehrentheils auf einen<lb/> aberglaubiſchen Zweck gerichtet/ auch ſelten ſonder aberglaubiſche Cere-<lb/> monien formiret worden. Denn ſie wurden niemals verfertiget/ man<lb/> richtete denn eine Bild-Seule dabey auf/ oder eine gegrabene Figur und<lb/> Ebenbild: welches Bild der Kuͤnſtler gegen dem Horoſcopo deß Zei-<lb/> chens/ und gegen dem Eintritt deß Planetens in ein gewiſſes Zeichen hin-<lb/> zuſtellen oder zu ſtechen pflag. Wenn das Zeichen deß Scorpions horo-<lb/> ſcopirte/ ſtach er die Figur eines Scorpions darauf/ wider die Scorpion-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Stiche.</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [1414/1492]
Der zwey und zwantzigſte Diſcurs/
verwandelt werden. Weil dergleichen natuͤrliche Neigungen/ ohne ge-
gebene wuͤrckliche Urſach/ nicht wuͤrcken/ auch hingegen ſich/ durch freund-
liche Begegnung/ geſagter maſſen/ gar wol laſſen rectificiren.
Sonſt muß ich bekennen/ daß mit beſagten Haͤuſern/ ſo wol vormals/
als noch/ viel aberglaubiſches Weſens hiebey getrieben; zumal mit den ſo
genannten Taliſmannen/ deren wir etliche mal Meldung gethan. Aber
was fuͤr ein Element hat ehedeſſen der Aberglaube nicht/ zur Abgoͤtterey/
gebraucht? ſolten wir darum den rechten Nutzen und Gebrauch der Ele-
menten verleugnen?
Forell. Jch weiß mich wol zu erinnern/ daß/ bey dieſem unſerem
Diſcurſe/ der Taliſmannen unterſchiedlich gedacht worden/ doch allemal
nur mit wenigem/ und beyfaͤlliger Weiſe: und als ich wuͤnſchete/ der Herꝛ
moͤchte in dieſer Materi etwas weiter heraus gehen; wies er mich zur Ge-
dult/ bis zuvor etliche andre Fragen ausgefuͤhret/ und gnugſam eroͤrtert
ſeyn moͤchten. Wenn denn nun/ wie ich vermeine/ ſolches allbereit ge-
ſchehen; und jetzt abermal die Taliſmannen geregt werden; verhoffe ich/
der Herꝛ werde ſeiner Zuſage nicht vergeſſen.
Goldſtern. Nein/ mir iſt unvergeſſen/ daß ich geſagt/ ich wolte
mich/ bey den Worten deß Herꝛn D. Wirdigis/ finden laſſen/ darinn der-
ſelbe uns erklaͤrte/ was eigentlich das rechte Fundament der Taliſmannen
waͤre. Das muß ich denn nun einmal/ im Wercke/ erſcheinen laſſen.
Anfangs muͤſſen wir die Bedeutung dieſes Worts Taliſman an-
ſehen. Daſſelbe ſoll Arabiſch/ aber von dem Hebrœiſchem Wort Tſelem,
wie etliche wollen/ entſproſſen ſeyn/ und ein Bild/ oder Malzeichen/ oder
etwas dergleichen/ bedeuten. Solche Bilder werden/ in Geſtalt eines
Menſchen/ oder Thiers/ auf Steine oder Metall entweder gegoſſen/ oder
gegraben/ zu ſolcher Zeit/ da gewiſſe Sterne in ihrer Erhoͤhung ſind/ oder
die obere Planeten ihre Zuſammenkunfft halten; von denen ſie ſolche
Wuͤrckungs-Kraͤffte und Tugenden empfahen ſollen/ die man nicht ohne
Verwundrung hoͤrt erzehlen.
Was Ta-
liſman heiſ-
ſe und be-
deute?
Die Erfindung ſolcher Bild-Zeichen wird dem Zoroaſter zugerechnet:
welches alſofort ein Nachdencken gibt/ daß ſie mehrentheils auf einen
aberglaubiſchen Zweck gerichtet/ auch ſelten ſonder aberglaubiſche Cere-
monien formiret worden. Denn ſie wurden niemals verfertiget/ man
richtete denn eine Bild-Seule dabey auf/ oder eine gegrabene Figur und
Ebenbild: welches Bild der Kuͤnſtler gegen dem Horoſcopo deß Zei-
chens/ und gegen dem Eintritt deß Planetens in ein gewiſſes Zeichen hin-
zuſtellen oder zu ſtechen pflag. Wenn das Zeichen deß Scorpions horo-
ſcopirte/ ſtach er die Figur eines Scorpions darauf/ wider die Scorpion-
Stiche.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |