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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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Von dem Einfluß deß Gestirns/ Stuffen-Jahren.
Ziels verfehlen/ als jene. Denn was müssen das für Planeten- oder Ge-
burts-Engel seyn? gute oder böse? Sind es gute: so werden sie keine na-
türliche Feindschafft/ zwischen einigen Menschen/ stifften. Denn alle gu-
te Engel freuen sich der Christlichen Liebe und brüderlichen Eintracht un-
ter den Menschen/ und sind froh/ wenn zween Feinde sich miteinander
versöhnen. Wären es denn böse Engel; wie würde solches/ mit der Gött-
lichen Güte/ sich reimen/ daß unsere Leiber und Gemüter/ durch solche ver-
fluchte Geister/ welche der HErr verworffen/ von der Geburtszeit an/ re-
giert/ und gegen diesem zur Feind- gegen einem andren zur Freundschafft/
gereitzet werden solten? Wir lassen den heidnischen Philosophis ihre
Daemones, und so wol ihre gute/ als böse Genios: sintemal uns Chri-
sten/ von den heidnischen Geniis, keiner gut genug/ daß wir ihn für einen
Planeten-Engel solten erkennen: ja nicht einmal die Genios und Daemo-
nes Platonis
oder Socratis, welche doch noch viel erträglicher/ und wie
lauter tugendhaffte Zucht-Lehrer/ von ihnen/ beschrieben werden; will ge-
schweigen deß zaubrischen Jamblichi, und andrer Schwartzkünstler/ er-
tichtete Planeten- und Geburts-Geister: deren Rahts und Hülffe sie
sich/ bey ihren Wahrsagereyen/ und Hexen-Händeln/ bedieneten; und die
in der Warheit anders nichts/ denn höllische Geister gewesen/ welche/
von den zaubrischen Planeten-Forschern/ für Regenten der Planeten/
und Geister menschlicher Geburten/ ausgegeben worden/ durch wel-
che dem Menschen Gutes oder Böses/ aus dem Gestirn/ zugeflösset
würde.

Wir erkennen allein die Engel für Beförderer/ dienstbare/ treue Auf-
warter/ Pfleger und Behüter beydes unserer Geburt und gantzen Le-
bens/ die da allezeit sehen das Angesicht unsers Vatters im Himmel.

Gleichwie diese Engel allezeit/ unter den Menschen/ die Gerechtigkeit
pflantzen helffen/ und das Ubel gern ausgerottet sehen: also könnte es wol
seyn/ daß ein Engel die wunderbare Entdeckung erzehlter Mord-Geschicht
ausgewürcket hätte. Aber daß es darum deß Erschlagenen sein Geburts-
Engel gewesen/ liesse sich gar nicht daraus schliessen. Denn zu geschwei-
gen/ daß es noch gantz ungewiß/ ob es eben/ durch einen Engel/ also ge-
fügt und nicht auf andre Weise/ von GOtt/ geschickt worden; wie Er
sonst dergleichen Unthaten wol mehr wunderlich an den Tag/ und für den
Richter bringt: so möchte es wol gar ein andrer Engel/ und nicht eben ei-
ner von denen gewesen seyn/ welcher den Erschlagenen in seiner Hut ge-
habt.

Hiemit verstosse ich nicht gleich die Meinung derer/ welche dafür hal-
ten/ daß alle Sterne/ also folgends auch die Planeten/ ihre sonderbare

Engel
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Von dem Einfluß deß Geſtirns/ Stuffen-Jahren.
Ziels verfehlen/ als jene. Denn was muͤſſen das fuͤr Planeten- oder Ge-
burts-Engel ſeyn? gute oder boͤſe? Sind es gute: ſo werden ſie keine na-
tuͤrliche Feindſchafft/ zwiſchen einigen Menſchen/ ſtifften. Denn alle gu-
te Engel freuen ſich der Chriſtlichen Liebe und bruͤderlichen Eintracht un-
ter den Menſchen/ und ſind froh/ wenn zween Feinde ſich miteinander
verſoͤhnen. Waͤren es denn boͤſe Engel; wie wuͤrde ſolches/ mit der Goͤtt-
lichen Guͤte/ ſich reimen/ daß unſere Leiber und Gemuͤter/ durch ſolche ver-
fluchte Geiſter/ welche der HErꝛ verworffen/ von der Geburtszeit an/ re-
giert/ und gegen dieſem zur Feind- gegen einem andren zur Freundſchafft/
gereitzet werden ſolten? Wir laſſen den heidniſchen Philoſophis ihre
Dæmones, und ſo wol ihre gute/ als boͤſe Genios: ſintemal uns Chri-
ſten/ von den heidniſchen Geniis, keiner gut genug/ daß wir ihn fuͤr einen
Planeten-Engel ſolten erkennen: ja nicht einmal die Genios und Dæmo-
nes Platonis
oder Socratis, welche doch noch viel ertraͤglicher/ und wie
lauter tugendhaffte Zucht-Lehrer/ von ihnen/ beſchrieben werden; will ge-
ſchweigen deß zaubriſchen Jamblichi, und andrer Schwartzkuͤnſtler/ er-
tichtete Planeten- und Geburts-Geiſter: deren Rahts und Huͤlffe ſie
ſich/ bey ihren Wahrſagereyen/ und Hexen-Haͤndeln/ bedieneten; und die
in der Warheit anders nichts/ denn hoͤlliſche Geiſter geweſen/ welche/
von den zaubriſchen Planeten-Forſchern/ fuͤr Regenten der Planeten/
und Geiſter menſchlicher Geburten/ ausgegeben worden/ durch wel-
che dem Menſchen Gutes oder Boͤſes/ aus dem Geſtirn/ zugefloͤſſet
wuͤrde.

Wir erkennen allein die Engel fuͤr Befoͤrderer/ dienſtbare/ treue Auf-
warter/ Pfleger und Behuͤter beydes unſerer Geburt und gantzen Le-
bens/ die da allezeit ſehen das Angeſicht unſers Vatters im Himmel.

Gleichwie dieſe Engel allezeit/ unter den Menſchen/ die Gerechtigkeit
pflantzen helffen/ und das Ubel gern ausgerottet ſehen: alſo koͤnnte es wol
ſeyn/ daß ein Engel die wunderbare Entdeckung erzehlter Mord-Geſchicht
ausgewuͤrcket haͤtte. Aber daß es darum deß Erſchlagenen ſein Geburts-
Engel geweſen/ lieſſe ſich gar nicht daraus ſchlieſſen. Denn zu geſchwei-
gen/ daß es noch gantz ungewiß/ ob es eben/ durch einen Engel/ alſo ge-
fuͤgt und nicht auf andre Weiſe/ von GOtt/ geſchickt worden; wie Er
ſonſt dergleichen Unthaten wol mehr wunderlich an den Tag/ und fuͤr den
Richter bringt: ſo moͤchte es wol gar ein andrer Engel/ und nicht eben ei-
ner von denen geweſen ſeyn/ welcher den Erſchlagenen in ſeiner Hut ge-
habt.

Hiemit verſtoſſe ich nicht gleich die Meinung derer/ welche dafuͤr hal-
ten/ daß alle Sterne/ alſo folgends auch die Planeten/ ihre ſonderbare

Engel
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[1409/1487] Von dem Einfluß deß Geſtirns/ Stuffen-Jahren. Ziels verfehlen/ als jene. Denn was muͤſſen das fuͤr Planeten- oder Ge- burts-Engel ſeyn? gute oder boͤſe? Sind es gute: ſo werden ſie keine na- tuͤrliche Feindſchafft/ zwiſchen einigen Menſchen/ ſtifften. Denn alle gu- te Engel freuen ſich der Chriſtlichen Liebe und bruͤderlichen Eintracht un- ter den Menſchen/ und ſind froh/ wenn zween Feinde ſich miteinander verſoͤhnen. Waͤren es denn boͤſe Engel; wie wuͤrde ſolches/ mit der Goͤtt- lichen Guͤte/ ſich reimen/ daß unſere Leiber und Gemuͤter/ durch ſolche ver- fluchte Geiſter/ welche der HErꝛ verworffen/ von der Geburtszeit an/ re- giert/ und gegen dieſem zur Feind- gegen einem andren zur Freundſchafft/ gereitzet werden ſolten? Wir laſſen den heidniſchen Philoſophis ihre Dæmones, und ſo wol ihre gute/ als boͤſe Genios: ſintemal uns Chri- ſten/ von den heidniſchen Geniis, keiner gut genug/ daß wir ihn fuͤr einen Planeten-Engel ſolten erkennen: ja nicht einmal die Genios und Dæmo- nes Platonis oder Socratis, welche doch noch viel ertraͤglicher/ und wie lauter tugendhaffte Zucht-Lehrer/ von ihnen/ beſchrieben werden; will ge- ſchweigen deß zaubriſchen Jamblichi, und andrer Schwartzkuͤnſtler/ er- tichtete Planeten- und Geburts-Geiſter: deren Rahts und Huͤlffe ſie ſich/ bey ihren Wahrſagereyen/ und Hexen-Haͤndeln/ bedieneten; und die in der Warheit anders nichts/ denn hoͤlliſche Geiſter geweſen/ welche/ von den zaubriſchen Planeten-Forſchern/ fuͤr Regenten der Planeten/ und Geiſter menſchlicher Geburten/ ausgegeben worden/ durch wel- che dem Menſchen Gutes oder Boͤſes/ aus dem Geſtirn/ zugefloͤſſet wuͤrde. Wir erkennen allein die Engel fuͤr Befoͤrderer/ dienſtbare/ treue Auf- warter/ Pfleger und Behuͤter beydes unſerer Geburt und gantzen Le- bens/ die da allezeit ſehen das Angeſicht unſers Vatters im Himmel. Gleichwie dieſe Engel allezeit/ unter den Menſchen/ die Gerechtigkeit pflantzen helffen/ und das Ubel gern ausgerottet ſehen: alſo koͤnnte es wol ſeyn/ daß ein Engel die wunderbare Entdeckung erzehlter Mord-Geſchicht ausgewuͤrcket haͤtte. Aber daß es darum deß Erſchlagenen ſein Geburts- Engel geweſen/ lieſſe ſich gar nicht daraus ſchlieſſen. Denn zu geſchwei- gen/ daß es noch gantz ungewiß/ ob es eben/ durch einen Engel/ alſo ge- fuͤgt und nicht auf andre Weiſe/ von GOtt/ geſchickt worden; wie Er ſonſt dergleichen Unthaten wol mehr wunderlich an den Tag/ und fuͤr den Richter bringt: ſo moͤchte es wol gar ein andrer Engel/ und nicht eben ei- ner von denen geweſen ſeyn/ welcher den Erſchlagenen in ſeiner Hut ge- habt. Hiemit verſtoſſe ich nicht gleich die Meinung derer/ welche dafuͤr hal- ten/ daß alle Sterne/ alſo folgends auch die Planeten/ ihre ſonderbare Engel Q q q q q q q q

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 1409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/1487>, abgerufen am 23.12.2024.