Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Von dem Einfluß deß Gestirns/ Stuffen-Jahren/ etc. um seiner Unzucht willen/ offentlich gestrafft worden; zumal weil er nochallererst/ nach dem hundert und zwantzigsten Jahr seines Alters/ mit ei- ner Wittwen sich ehlich eingelassen: welche gestanden/ er hätte sich/ ge- gen ihr/ nicht anders/ als wie andre Männer bey ihren Weibern/ ver- halten/ und bis in die zwölff Jahre die würckliche Beywohnung/ mit ihr/ gepflogen. So hat man auch erfahren/ daß dieser alte Baur/ nicht al- lein deß Tages/ sondern auch Nachts/ offt zu essen pflegen: wiewol er sich/ mit altem Käse/ Milch/ schwartzem Brod/ schlechtem Bier/ und Mol- cken begnügen lassen. Und was noch merckwürdiger; so hat er noch kurtz vor seinem Ende/ zu Mitternacht/ etwas gessen. Die Ursach seines Todes ward sürnemlich der Speise und Lufft- Forell. Die Engländer seynd/ vor vielen andren Nationen/ dem acht (a) Bartholin. Hist. Anatom. rar. Centur. 5. Hist. 28. p. 47. & Acta Anglica A. 69. Re- lat. 4. pag. m. 69. in. 12. (b) in Hist. Vitae & Mort. p. 515. L l l l l l l l ij
Von dem Einfluß deß Geſtirns/ Stuffen-Jahren/ ꝛc. um ſeiner Unzucht willen/ offentlich geſtrafft worden; zumal weil er nochallererſt/ nach dem hundert und zwantzigſten Jahr ſeines Alters/ mit ei- ner Wittwen ſich ehlich eingelaſſen: welche geſtanden/ er haͤtte ſich/ ge- gen ihr/ nicht anders/ als wie andre Maͤnner bey ihren Weibern/ ver- halten/ und bis in die zwoͤlff Jahre die wuͤrckliche Beywohnung/ mit ihr/ gepflogen. So hat man auch erfahren/ daß dieſer alte Baur/ nicht al- lein deß Tages/ ſondern auch Nachts/ offt zu eſſen pflegen: wiewol er ſich/ mit altem Kaͤſe/ Milch/ ſchwartzem Brod/ ſchlechtem Bier/ und Mol- cken begnuͤgen laſſen. Und was noch merckwuͤrdiger; ſo hat er noch kurtz vor ſeinem Ende/ zu Mitternacht/ etwas geſſen. Die Urſach ſeines Todes ward ſuͤrnemlich der Speiſe und Lufft- Forell. Die Englaͤnder ſeynd/ vor vielen andren Nationen/ dem acht (a) Bartholin. Hiſt. Anatom. rar. Centur. 5. Hiſt. 28. p. 47. & Acta Anglica A. 69. Re- lat. 4. pag. m. 69. in. 12. (b) in Hiſt. Vitæ & Mort. p. 515. L l l l l l l l ij
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Von dem Einfluß deß Geſtirns/ Stuffen-Jahren/ ꝛc.
um ſeiner Unzucht willen/ offentlich geſtrafft worden; zumal weil er noch
allererſt/ nach dem hundert und zwantzigſten Jahr ſeines Alters/ mit ei-
ner Wittwen ſich ehlich eingelaſſen: welche geſtanden/ er haͤtte ſich/ ge-
gen ihr/ nicht anders/ als wie andre Maͤnner bey ihren Weibern/ ver-
halten/ und bis in die zwoͤlff Jahre die wuͤrckliche Beywohnung/ mit ihr/
gepflogen. So hat man auch erfahren/ daß dieſer alte Baur/ nicht al-
lein deß Tages/ ſondern auch Nachts/ offt zu eſſen pflegen: wiewol er ſich/
mit altem Kaͤſe/ Milch/ ſchwartzem Brod/ ſchlechtem Bier/ und Mol-
cken begnuͤgen laſſen. Und was noch merckwuͤrdiger; ſo hat er noch kurtz
vor ſeinem Ende/ zu Mitternacht/ etwas geſſen.
Die Urſach ſeines Todes ward ſuͤrnemlich der Speiſe und Lufft-
Aenderung zugeeignet: weil er/ aus einer klaren/ ſubtilen/ und freyen
Lufft/ in die grobe Lufft der Stadt Lunden gekommen/ auch nach ſeiner
vorigen maͤſſigen/ ſchlechten/ und harten Bauren-Koſt/ in eine ſtattli-
che Haushaltung daſelbſt aufgenommen war/ da man ihm gute leckere
Bißlein gab/ und er ſich mit dem beſten Wein nicht allein leſchete/ ſon-
dern auch offt fuͤllete: wodurch ſeine natuͤrliche Leibes-Kraͤffte belaͤſtiget
und unterdruckt/ die Lunge verſtopfft/ und der gantze Leib/ in einen uͤblen
Zuſtand/ geſetzt worden. Daher denn anders nicht/ als eine ſchleunige
Aufloͤſung/ und Lebens-Verluſt/ erfolgen koͤnnen. Sein Gehirn ward
noch gantz/ und feſt: und wiewol ihm das Geſicht/ wie auch ziemlicher
Maſſen das Gedaͤchtniß/ ein paar Jahre vor ſeinem Tode/ vergangen
war: beharrete doch ſo wol das Gehoͤr/ als der Verſtand/ bey ihm/ voll-
koͤmmlich/ bis an das 130ſte Jahr ſeines Lebens. Seine Feld-Arbeit
hat er wol verrichten/ auch das Korn mit dreſchen koͤnnen. (a)
Forell. Die Englaͤnder ſeynd/ vor vielen andren Nationen/ dem
Himmel ſonderlich fuͤr die Gnade/ verpflichtet/ daß er ihnen eine reine/
zarte/ und wolgemaͤſſigte Lufft/ (ſo man die Londiſche ausnimt) verlie-
hen: welche ihnen/ ſo ſie ſich anders derſelben recht gebrauchen wollen/ zu
einem grauen Alter/ beforderlich ſeyn kan/ auch wuͤrcklich ihrer viele bis
dahin friſtet. Denn Baco de Verulamio meldet (b) es ſey/ in Engel-
land kein Dorff/ oder Weiler/ ſo nur ein wenig bevolcket/ darinn
nicht ein Manns- oder Weibsbild von achtzig Jahren anzutreffen. Da-
ſelbſt gedenckt er gleichfalls deß Maͤyen-Tantzes/ welcher/ in der Land-
ſchafft Hereford/ von acht alten Greiſen gehalten worden/ die ingeſamt
acht
(a) Bartholin. Hiſt. Anatom. rar. Centur. 5. Hiſt. 28. p. 47. & Acta Anglica A. 69. Re-
lat. 4. pag. m. 69. in. 12.
(b) in Hiſt. Vitæ & Mort. p. 515.
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