Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite
Von den Kometen/ oder Stern-Ruten.

Goldstern. Und Herr Hevelius zweiffelt nicht/ es sey derjenige/
welcher deß tödtlichen Hintritts Käisers Caroli Magni Vorläuffer ge-
wesen.

Jm Jahr Christi 1456. ist/ am Himmel/ ein Komet erschienen/ der
viel Tage über einen langen Rauch-Strich von sich geworffen. DieMit zwey
Schwän-
tzen.

Musulmannische Histori sagt/ der Komet sey/ mit 2. Schweiffen gesehen
worden/ im Jahr Hegirae 860. welches angefangen im Jahr Christi
1455 am 11. Christmonats-Tage. (a)

Adlerhaupt. Nachdem der Mensch den Kometen/ von einer oder
andrer Seiten/ zu sehen bekommt/ darnach kommt ihm auch zweiffelsohn
die Gestalt desselben für.

Schönwald. Das glaube ich: und deßwegen sagt jener gelehrte
Schalck Pantagruel/ zu Zeiten Grandgosiers Geburt/ habe sich ein Ko-
met erzeigt/ in Form einer Flaschen/ und daneben habe es auch/ selbiges
mal Saltz geregnet; welches auf diesen durstigen Gesellen gedeu-
tet. (b)

Goldstern. Unsere Stellung gegen dem Kometen/ mag vermut-Warum die
Kometen so
mancherley
Figuren ge-
winnen.

lich bisweilen auch wol den Kometen unsrem Gesichte veränderlich für-
mahlen: doch hafftet die meiste Ursache/ an der Materi deß Kometen
selbsten/ und an der Disposition deß rauchichten Dampffs: angemerckt/
einer sich in die Länge wirfft/ wie ein Degen; ein andrer sich/ in einen haa-
richten Kreis gibt; wiederum ein andrer lange Stralen oder Striche
von sich streckt/ oder zu einen Bart verdicket wird. Davon denn noth-
wendig allerley Figuren erwachsen müssen. Wiewol die Göttliche son-
derbare Verfügung hiemit nicht ausgeschlossen wird/ welche eben so wol/
an diesen gläntzenden Himmels-Dünsten/ als an andren dero Geschöpf-
sen/ ein Zorn-Gemähl entwerffen kan. Und daß dergleichen Schreck-
Bilder deß Firmaments nicht ungefähr entstehen/ sondern von GOtt/ der
Welt/ zur Aufmunterung und Warnung/ fürgestllet werden; gleichwie
ein Hausvatter/ wenn seine Kinder zu mutig worden/ die Rute ans Fen-
ster steckt; lässt sich leicht daher abnehmen/ daß/ ob gleich die Entspriessung
der Kometen allerdings natürlich scheint/ auch die Figurirung derselben/
auf natürliche Weise/ geschicht/ dennoch solches nur selten geschicht/ und
manches Jahr vorbey streicht/ darinn man keines Kometen gewahr
wird: allerdings/ wie vor diesem schon gemeldet/ daß grausame Winds-
brauten/ grosse Wasser-Fluten/ zwar auch natürlich/ doch nicht offterma-
lig/ und insgemein Heer-Posaunen schrecklicher obhandenen Land-Ver-

wüstun-
(a) Dn. Hevelius ex notis Bullialdi.
(b) G. Ph. H. im 2. Theil der Erquickst. am 300. Bl.
Von den Kometen/ oder Stern-Ruten.

Goldſtern. Und Herꝛ Hevelius zweiffelt nicht/ es ſey derjenige/
welcher deß toͤdtlichen Hintritts Kaͤiſers Caroli Magni Vorlaͤuffer ge-
weſen.

Jm Jahr Chriſti 1456. iſt/ am Himmel/ ein Komet erſchienen/ der
viel Tage uͤber einen langen Rauch-Strich von ſich geworffen. DieMit zwey
Schwaͤn-
tzen.

Muſulmanniſche Hiſtori ſagt/ der Komet ſey/ mit 2. Schweiffen geſehen
worden/ im Jahr Hegiræ 860. welches angefangen im Jahr Chriſti
1455 am 11. Chriſtmonats-Tage. (a)

Adlerhaupt. Nachdem der Menſch den Kometen/ von einer oder
andrer Seiten/ zu ſehen bekommt/ darnach kommt ihm auch zweiffelsohn
die Geſtalt deſſelben fuͤr.

Schoͤnwald. Das glaube ich: und deßwegen ſagt jener gelehrte
Schalck Pantagruel/ zu Zeiten Grandgoſiers Geburt/ habe ſich ein Ko-
met erzeigt/ in Form einer Flaſchen/ und daneben habe es auch/ ſelbiges
mal Saltz geregnet; welches auf dieſen durſtigen Geſellen gedeu-
tet. (b)

Goldſtern. Unſere Stellung gegen dem Kometen/ mag vermut-Warum die
Kometen ſo
mancherley
Figuren ge-
winnen.

lich bisweilen auch wol den Kometen unſrem Geſichte veraͤnderlich fuͤr-
mahlen: doch hafftet die meiſte Urſache/ an der Materi deß Kometen
ſelbſten/ und an der Dispoſition deß rauchichten Dampffs: angemerckt/
einer ſich in die Laͤnge wirfft/ wie ein Degen; ein andrer ſich/ in einen haa-
richten Kreis gibt; wiederum ein andrer lange Stralen oder Striche
von ſich ſtreckt/ oder zu einen Bart verdicket wird. Davon denn noth-
wendig allerley Figuren erwachſen muͤſſen. Wiewol die Goͤttliche ſon-
derbare Verfuͤgung hiemit nicht ausgeſchloſſen wird/ welche eben ſo wol/
an dieſen glaͤntzenden Himmels-Duͤnſten/ als an andren dero Geſchoͤpf-
ſen/ ein Zorn-Gemaͤhl entwerffen kan. Und daß dergleichen Schreck-
Bilder deß Firmaments nicht ungefaͤhr entſtehen/ ſondern von GOtt/ der
Welt/ zur Aufmunterung und Warnung/ fuͤrgeſtllet werden; gleichwie
ein Hausvatter/ wenn ſeine Kinder zu mutig worden/ die Rute ans Fen-
ſter ſteckt; laͤſſt ſich leicht daher abnehmen/ daß/ ob gleich die Entſprieſſung
der Kometen allerdings natuͤrlich ſcheint/ auch die Figurirung derſelben/
auf natuͤrliche Weiſe/ geſchicht/ dennoch ſolches nur ſelten geſchicht/ und
manches Jahr vorbey ſtreicht/ darinn man keines Kometen gewahr
wird: allerdings/ wie vor dieſem ſchon gemeldet/ daß grauſame Winds-
brauten/ groſſe Waſſer-Fluten/ zwar auch natuͤrlich/ doch nicht offterma-
lig/ und insgemein Heer-Poſaunen ſchrecklicher obhandenen Land-Ver-

wuͤſtun-
(a) Dn. Hevelius ex notis Bullialdi.
(b) G. Ph. H. im 2. Theil der Erquickſt. am 300. Bl.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f1313" n="1239"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von den Kometen/ oder Stern-Ruten.</hi> </fw><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Gold&#x017F;tern.</hi> Und Her&#xA75B; Hevelius zweiffelt nicht/ es &#x017F;ey derjenige/<lb/>
welcher deß to&#x0364;dtlichen Hintritts Ka&#x0364;i&#x017F;ers Caroli Magni Vorla&#x0364;uffer ge-<lb/>
we&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Jm Jahr Chri&#x017F;ti 1456. i&#x017F;t/ am Himmel/ ein Komet er&#x017F;chienen/ der<lb/>
viel Tage u&#x0364;ber einen langen Rauch-Strich von &#x017F;ich geworffen. Die<note place="right">Mit zwey<lb/>
Schwa&#x0364;n-<lb/>
tzen.</note><lb/>
Mu&#x017F;ulmanni&#x017F;che Hi&#x017F;tori &#x017F;agt/ der Komet &#x017F;ey/ mit 2. Schweiffen ge&#x017F;ehen<lb/>
worden/ im Jahr Hegir<hi rendition="#aq">æ</hi> 860. welches angefangen im Jahr Chri&#x017F;ti<lb/>
1455 am 11. Chri&#x017F;tmonats-Tage. <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">Dn. Hevelius ex notis Bullialdi.</hi></note></p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Adlerhaupt.</hi> Nachdem der Men&#x017F;ch den Kometen/ von einer oder<lb/>
andrer Seiten/ zu &#x017F;ehen bekommt/ darnach kommt ihm auch zweiffelsohn<lb/>
die Ge&#x017F;talt de&#x017F;&#x017F;elben fu&#x0364;r.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Scho&#x0364;nwald.</hi> Das glaube ich: und deßwegen &#x017F;agt jener gelehrte<lb/>
Schalck Pantagruel/ zu Zeiten <hi rendition="#aq">Grandgo&#x017F;iers</hi> Geburt/ habe &#x017F;ich ein Ko-<lb/>
met erzeigt/ in Form einer Fla&#x017F;chen/ und daneben habe es auch/ &#x017F;elbiges<lb/>
mal Saltz geregnet; welches auf die&#x017F;en dur&#x017F;tigen Ge&#x017F;ellen gedeu-<lb/>
tet. <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">G. Ph. H.</hi> im 2. Theil der Erquick&#x017F;t. am 300. Bl.</note></p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Gold&#x017F;tern.</hi> Un&#x017F;ere Stellung gegen dem Kometen/ mag vermut-<note place="right">Warum die<lb/>
Kometen &#x017F;o<lb/>
mancherley<lb/>
Figuren ge-<lb/>
winnen.</note><lb/>
lich bisweilen auch wol den Kometen un&#x017F;rem Ge&#x017F;ichte vera&#x0364;nderlich fu&#x0364;r-<lb/>
mahlen: doch hafftet die mei&#x017F;te Ur&#x017F;ache/ an der Materi deß Kometen<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;ten/ und an der Dispo&#x017F;ition deß rauchichten Dampffs: angemerckt/<lb/>
einer &#x017F;ich in die La&#x0364;nge wirfft/ wie ein Degen; ein andrer &#x017F;ich/ in einen haa-<lb/>
richten Kreis gibt; wiederum ein andrer lange Stralen oder Striche<lb/>
von &#x017F;ich &#x017F;treckt/ oder zu einen Bart verdicket wird. Davon denn noth-<lb/>
wendig allerley Figuren erwach&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Wiewol die Go&#x0364;ttliche &#x017F;on-<lb/>
derbare Verfu&#x0364;gung hiemit nicht ausge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wird/ welche eben &#x017F;o wol/<lb/>
an die&#x017F;en gla&#x0364;ntzenden Himmels-Du&#x0364;n&#x017F;ten/ als an andren dero Ge&#x017F;cho&#x0364;pf-<lb/>
&#x017F;en/ ein Zorn-Gema&#x0364;hl entwerffen kan. Und daß dergleichen Schreck-<lb/>
Bilder deß Firmaments nicht ungefa&#x0364;hr ent&#x017F;tehen/ &#x017F;ondern von GOtt/ der<lb/>
Welt/ zur Aufmunterung und Warnung/ fu&#x0364;rge&#x017F;tllet werden; gleichwie<lb/>
ein Hausvatter/ wenn &#x017F;eine Kinder zu mutig worden/ die Rute ans Fen-<lb/>
&#x017F;ter &#x017F;teckt; la&#x0364;&#x017F;&#x017F;t &#x017F;ich leicht daher abnehmen/ daß/ ob gleich die Ent&#x017F;prie&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
der Kometen allerdings natu&#x0364;rlich &#x017F;cheint/ auch die Figurirung der&#x017F;elben/<lb/>
auf natu&#x0364;rliche Wei&#x017F;e/ ge&#x017F;chicht/ dennoch &#x017F;olches nur &#x017F;elten ge&#x017F;chicht/ und<lb/>
manches Jahr vorbey &#x017F;treicht/ darinn man keines Kometen gewahr<lb/>
wird: allerdings/ wie vor die&#x017F;em &#x017F;chon gemeldet/ daß grau&#x017F;ame Winds-<lb/>
brauten/ gro&#x017F;&#x017F;e Wa&#x017F;&#x017F;er-Fluten/ zwar auch natu&#x0364;rlich/ doch nicht offterma-<lb/>
lig/ und insgemein Heer-Po&#x017F;aunen &#x017F;chrecklicher obhandenen Land-Ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wu&#x0364;&#x017F;tun-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1239/1313] Von den Kometen/ oder Stern-Ruten. Goldſtern. Und Herꝛ Hevelius zweiffelt nicht/ es ſey derjenige/ welcher deß toͤdtlichen Hintritts Kaͤiſers Caroli Magni Vorlaͤuffer ge- weſen. Jm Jahr Chriſti 1456. iſt/ am Himmel/ ein Komet erſchienen/ der viel Tage uͤber einen langen Rauch-Strich von ſich geworffen. Die Muſulmanniſche Hiſtori ſagt/ der Komet ſey/ mit 2. Schweiffen geſehen worden/ im Jahr Hegiræ 860. welches angefangen im Jahr Chriſti 1455 am 11. Chriſtmonats-Tage. (a) Mit zwey Schwaͤn- tzen. Adlerhaupt. Nachdem der Menſch den Kometen/ von einer oder andrer Seiten/ zu ſehen bekommt/ darnach kommt ihm auch zweiffelsohn die Geſtalt deſſelben fuͤr. Schoͤnwald. Das glaube ich: und deßwegen ſagt jener gelehrte Schalck Pantagruel/ zu Zeiten Grandgoſiers Geburt/ habe ſich ein Ko- met erzeigt/ in Form einer Flaſchen/ und daneben habe es auch/ ſelbiges mal Saltz geregnet; welches auf dieſen durſtigen Geſellen gedeu- tet. (b) Goldſtern. Unſere Stellung gegen dem Kometen/ mag vermut- lich bisweilen auch wol den Kometen unſrem Geſichte veraͤnderlich fuͤr- mahlen: doch hafftet die meiſte Urſache/ an der Materi deß Kometen ſelbſten/ und an der Dispoſition deß rauchichten Dampffs: angemerckt/ einer ſich in die Laͤnge wirfft/ wie ein Degen; ein andrer ſich/ in einen haa- richten Kreis gibt; wiederum ein andrer lange Stralen oder Striche von ſich ſtreckt/ oder zu einen Bart verdicket wird. Davon denn noth- wendig allerley Figuren erwachſen muͤſſen. Wiewol die Goͤttliche ſon- derbare Verfuͤgung hiemit nicht ausgeſchloſſen wird/ welche eben ſo wol/ an dieſen glaͤntzenden Himmels-Duͤnſten/ als an andren dero Geſchoͤpf- ſen/ ein Zorn-Gemaͤhl entwerffen kan. Und daß dergleichen Schreck- Bilder deß Firmaments nicht ungefaͤhr entſtehen/ ſondern von GOtt/ der Welt/ zur Aufmunterung und Warnung/ fuͤrgeſtllet werden; gleichwie ein Hausvatter/ wenn ſeine Kinder zu mutig worden/ die Rute ans Fen- ſter ſteckt; laͤſſt ſich leicht daher abnehmen/ daß/ ob gleich die Entſprieſſung der Kometen allerdings natuͤrlich ſcheint/ auch die Figurirung derſelben/ auf natuͤrliche Weiſe/ geſchicht/ dennoch ſolches nur ſelten geſchicht/ und manches Jahr vorbey ſtreicht/ darinn man keines Kometen gewahr wird: allerdings/ wie vor dieſem ſchon gemeldet/ daß grauſame Winds- brauten/ groſſe Waſſer-Fluten/ zwar auch natuͤrlich/ doch nicht offterma- lig/ und insgemein Heer-Poſaunen ſchrecklicher obhandenen Land-Ver- wuͤſtun- Warum die Kometen ſo mancherley Figuren ge- winnen. (a) Dn. Hevelius ex notis Bullialdi. (b) G. Ph. H. im 2. Theil der Erquickſt. am 300. Bl.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/1313
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 1239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/1313>, abgerufen am 23.12.2024.