Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der ein und zwantzigste Discurs/ lichen Erklärung gezweiffelt: Warum nemlich mancher Komet (denn/von allen/ lässt sichs durchgehends nicht sagen) gleich alsofort/ im Anfan- ge seines Scheins/ der Welt ins Gesicht komme/ da man doch/ einen oder andren Tag zuvor/ das geringste Zeichen nicht von ihm verspührt? Mei- nes wenigen Theils/ habe ich darauf geantwortet: Weil wir den ersten Aufgang eines Kometen nicht wissen/ noch durch jemanden daran erin- nert werden/ folgends uns auch nicht darum bekümmern/ ob oder an wel- chem Ort deß Himmels sich ein ungewöhnliches Zeichen oder ein Komet- Stern/ sehen lasse; so werde deßwegen auch nicht bald einer/ zumal wenn er gar klein und tunckel ist/ alsofort erblickt. Hiebey könnte man noch weiter dieses zu Hülffe nehmen/ daß bisweilen die aufeinander folgende tunckle Nächte den Schein eines aufgegangenen Kometen/ eine Zeitlang/ verbergen/ und man denselben/ wegen solches trüben Wetters/ in etlichen Tagen/ nachdem er allbereit mag am Himmel entstanden seyn/ nicht sehen kan/ ehe und bevor der Himmel sich ausgehellet: unter welcher Zeit er in- zwischen allbereit einen ziemlich-grossen Körper/ und Glantz gewonnen. Aber ich halte selbst dafür/ diese Antwort mache es allein nicht aus. Denn es könnte viel schöne Nächte aneinander setzen/ und der Himmel viel Sternschauer zu Aufsehern haben/ denen doch heut gantz nichts Neues/ unter dem Gestirn/ entgegen schimmerte/ morgen aber ihnen zum ersten mal/ unter den Nord-Sternen/ ein Komet von mercklicher Grösse gäh- ling ins Gesicht leuchtete/ der/ nach Proportion seiner in folgenden Ta- gen zunehmenden Länge/ vermutlich allbereit vorher hätte können und sollen erscheinen. Derhalben braucht es freylich eines bessern und stärcke- ren Beweises. Welchen ich aber nicht von mir selbsten nehmen will/ son- dern von einem solchen Stern-Gelehrten/ der/ unter ihnen/ heutiger Zeit/ unter den hell-leuchtenden einer ist/ entleihen. Derselbe greifft die Schwerigkeit dieser Frage/ mit einer solchen Hebe-Stangen/ an. Vors Erste/ ist gewiß und ungezweiffelt/ daß der Komet/ bey der würde
Der ein und zwantzigſte Discurs/ lichen Erklaͤrung gezweiffelt: Warum nemlich mancher Komet (denn/von allen/ laͤſſt ſichs durchgehends nicht ſagen) gleich alſofort/ im Anfan- ge ſeines Scheins/ der Welt ins Geſicht komme/ da man doch/ einen oder andren Tag zuvor/ das geringſte Zeichen nicht von ihm verſpuͤhrt? Mei- nes wenigen Theils/ habe ich darauf geantwortet: Weil wir den erſten Aufgang eines Kometen nicht wiſſen/ noch durch jemanden daran erin- nert werden/ folgends uns auch nicht darum bekuͤmmern/ ob oder an wel- chem Ort deß Himmels ſich ein ungewoͤhnliches Zeichen oder ein Komet- Stern/ ſehen laſſe; ſo werde deßwegen auch nicht bald einer/ zumal wenn er gar klein und tunckel iſt/ alſofort erblickt. Hiebey koͤnnte man noch weiter dieſes zu Huͤlffe nehmen/ daß bisweilen die aufeinander folgende tunckle Naͤchte den Schein eines aufgegangenen Kometen/ eine Zeitlang/ verbergen/ und man denſelben/ wegen ſolches truͤben Wetters/ in etlichen Tagen/ nachdem er allbereit mag am Himmel entſtanden ſeyn/ nicht ſehen kan/ ehe und bevor der Himmel ſich ausgehellet: unter welcher Zeit er in- zwiſchen allbereit einen ziemlich-groſſen Koͤrper/ und Glantz gewonnen. Aber ich halte ſelbſt dafuͤr/ dieſe Antwort mache es allein nicht aus. Denn es koͤnnte viel ſchoͤne Naͤchte aneinander ſetzen/ und der Himmel viel Sternſchauer zu Aufſehern haben/ denen doch heut gantz nichts Neues/ unter dem Geſtirn/ entgegen ſchimmerte/ morgen aber ihnen zum erſten mal/ unter den Nord-Sternen/ ein Komet von mercklicher Groͤſſe gaͤh- ling ins Geſicht leuchtete/ der/ nach Proportion ſeiner in folgenden Ta- gen zunehmenden Laͤnge/ vermutlich allbereit vorher haͤtte koͤnnen und ſollen erſcheinen. Derhalben braucht es freylich eines beſſern und ſtaͤrcke- ren Beweiſes. Welchen ich aber nicht von mir ſelbſten nehmen will/ ſon- dern von einem ſolchen Stern-Gelehrten/ der/ unter ihnen/ heutiger Zeit/ unter den hell-leuchtenden einer iſt/ entleihen. Derſelbe greifft die Schwerigkeit dieſer Frage/ mit einer ſolchen Hebe-Stangen/ an. Vors Erſte/ iſt gewiß und ungezweiffelt/ daß der Komet/ bey der wuͤrde
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Der ein und zwantzigſte Discurs/
lichen Erklaͤrung gezweiffelt: Warum nemlich mancher Komet (denn/
von allen/ laͤſſt ſichs durchgehends nicht ſagen) gleich alſofort/ im Anfan-
ge ſeines Scheins/ der Welt ins Geſicht komme/ da man doch/ einen oder
andren Tag zuvor/ das geringſte Zeichen nicht von ihm verſpuͤhrt? Mei-
nes wenigen Theils/ habe ich darauf geantwortet: Weil wir den erſten
Aufgang eines Kometen nicht wiſſen/ noch durch jemanden daran erin-
nert werden/ folgends uns auch nicht darum bekuͤmmern/ ob oder an wel-
chem Ort deß Himmels ſich ein ungewoͤhnliches Zeichen oder ein Komet-
Stern/ ſehen laſſe; ſo werde deßwegen auch nicht bald einer/ zumal wenn
er gar klein und tunckel iſt/ alſofort erblickt. Hiebey koͤnnte man noch
weiter dieſes zu Huͤlffe nehmen/ daß bisweilen die aufeinander folgende
tunckle Naͤchte den Schein eines aufgegangenen Kometen/ eine Zeitlang/
verbergen/ und man denſelben/ wegen ſolches truͤben Wetters/ in etlichen
Tagen/ nachdem er allbereit mag am Himmel entſtanden ſeyn/ nicht ſehen
kan/ ehe und bevor der Himmel ſich ausgehellet: unter welcher Zeit er in-
zwiſchen allbereit einen ziemlich-groſſen Koͤrper/ und Glantz gewonnen.
Aber ich halte ſelbſt dafuͤr/ dieſe Antwort mache es allein nicht aus. Denn
es koͤnnte viel ſchoͤne Naͤchte aneinander ſetzen/ und der Himmel viel
Sternſchauer zu Aufſehern haben/ denen doch heut gantz nichts Neues/
unter dem Geſtirn/ entgegen ſchimmerte/ morgen aber ihnen zum erſten
mal/ unter den Nord-Sternen/ ein Komet von mercklicher Groͤſſe gaͤh-
ling ins Geſicht leuchtete/ der/ nach Proportion ſeiner in folgenden Ta-
gen zunehmenden Laͤnge/ vermutlich allbereit vorher haͤtte koͤnnen und
ſollen erſcheinen. Derhalben braucht es freylich eines beſſern und ſtaͤrcke-
ren Beweiſes. Welchen ich aber nicht von mir ſelbſten nehmen will/ ſon-
dern von einem ſolchen Stern-Gelehrten/ der/ unter ihnen/ heutiger Zeit/
unter den hell-leuchtenden einer iſt/ entleihen. Derſelbe greifft die
Schwerigkeit dieſer Frage/ mit einer ſolchen Hebe-Stangen/ an.
Vors Erſte/ iſt gewiß und ungezweiffelt/ daß der Komet/ bey der
Sonnen und Erden Conjunction (wie Herꝛ Hevelius/ in ſeiner Come-
tographia ſolches/ durch eine Figur/ mathematiſch beweiſet) kaum ein
kleines Scheinleins von der Sonnen empfahe; wenn nemlich ſeine Tra-
jectoria oder Fahrt-Lini unfern von dem Plano Eclipticæ, ſo wol auch
faſt mit einem parallel Zuge/ einhergehet; und alſo ſeine Erſcheinung uns
alsdenn gar uͤbel koͤnne zu Augen kommen; vorab wenn der Komet zu-
gleich von der Sonnen/ und Erden/ ſehr weit entfernet iſt. Uberdas
wenn die neu-zuſammengebackene Kometen-Materi annoch gar zart/
duͤnn/ und ſubtil/ auch/ wegen noch allzugeringer Condenſation oder
Verdickung/ deß erleuchtenden Sonnen-Strals nicht faͤhig genug waͤre;
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