Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Von den Kometen/ oder Stern-Ruten. sich zu versammlen/ allgemach zusammen fliegen/ und sich verdicken. Denndie gantze Natur hat einen Appetit zur Condensation: gleichwie auch der luckerichte Stoff himmlischer Körper von Natur zur Verdickung geneigt/ und fähig ist/ als zu ihrer Vollkommenmachung/ nicht anders/ wie alle niderweltliche Dinge. Denn je dick er eine himmlische Materi/ (Dampff oder Dunst nemlich) wird; je vollkommener sie ist. Dannenhero ge- schichts/ weil die Materi stets je mehr und mehr/ nach einer neuen Form/ Verlangen trägt/ daß die Dämpffe der Himmel-Lufft allgemach mehr und mehr sich versammlen/ und indem sie zusammen kommen/ aus einwoh- nender verborgener Krafft verdicket werden. Zu dem/ in wessen Stern-Körpers Dunst-Kreise eine solche ange-Die erste Jndem also dieselbe Kometische Materi ihren so angefangenen und stalt/ C c c c c c c
Von den Kometen/ oder Stern-Ruten. ſich zu verſammlen/ allgemach zuſammen fliegen/ und ſich verdicken. Denndie gantze Natur hat einen Appetit zur Condenſation: gleichwie auch der luckerichte Stoff himmliſcher Koͤrper von Natur zur Verdickung geneigt/ und faͤhig iſt/ als zu ihrer Vollkommenmachung/ nicht anders/ wie alle niderweltliche Dinge. Denn je dick er eine himmliſche Materi/ (Dampff oder Dunſt nemlich) wird; je vollkommener ſie iſt. Dannenhero ge- ſchichts/ weil die Materi ſtets je mehr und mehr/ nach einer neuen Form/ Verlangen traͤgt/ daß die Daͤmpffe der Himmel-Lufft allgemach mehr und mehr ſich verſammlen/ und indem ſie zuſammen kommen/ aus einwoh- nender verborgener Krafft verdicket werden. Zu dem/ in weſſen Stern-Koͤrpers Dunſt-Kreiſe eine ſolche ange-Die erſte Jndem alſo dieſelbe Kometiſche Materi ihren ſo angefangenen und ſtalt/ C c c c c c c
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Von den Kometen/ oder Stern-Ruten.
ſich zu verſammlen/ allgemach zuſammen fliegen/ und ſich verdicken. Denn
die gantze Natur hat einen Appetit zur Condenſation: gleichwie auch der
luckerichte Stoff himmliſcher Koͤrper von Natur zur Verdickung geneigt/
und faͤhig iſt/ als zu ihrer Vollkommenmachung/ nicht anders/ wie alle
niderweltliche Dinge. Denn je dick er eine himmliſche Materi/ (Dampff
oder Dunſt nemlich) wird; je vollkommener ſie iſt. Dannenhero ge-
ſchichts/ weil die Materi ſtets je mehr und mehr/ nach einer neuen Form/
Verlangen traͤgt/ daß die Daͤmpffe der Himmel-Lufft allgemach mehr
und mehr ſich verſammlen/ und indem ſie zuſammen kommen/ aus einwoh-
nender verborgener Krafft verdicket werden.
Zu dem/ in weſſen Stern-Koͤrpers Dunſt-Kreiſe eine ſolche ange-
ſetzte Materi/ und fetter Dampff/ am erſten zuſammenklebt; in deſſelbi-
gen Pianeten daͤmpffigtem Kreiſe/ und an ſelbiger Stelle/ nimmt der
Komet ſeinen Anfang/ oder wird allda gleichſam erſtlich geboren. Ge-
ſetzt ſeine Geburts-Staͤtte ſey um den Saturn/ und allda habe die Zu-
ſammen wach ſung der Materi angefangen: ſo wird ſolche Materi/ nach-
dem ſie ein wenig dicker/ und zur Bewegung bequemer worden (denn je
dicker/ je geſchickter zur Beweglichkeit iſt ein Koͤrper) in die Bewegung
gerathen/ und zwar nach der Extremitaͤt deſſelbigen Syſtematis oder
himmliſchen Gebaͤues zu. Welche Grentze ſie endlich quitirt/ und ſich in
die weite Himmel-Lufft begibt; ja vielmals/ nachdem die friſch-beklebte
Materi deß Kometens ihren Marſch einrichtet/ zu dem Revier oder Krei-
ſe deß benachbarten Planeten eintritt; ſonderlich/ wo daſelbſt noch andre
Daͤmpffe vorhanden/ mit denen ſelbige erſt-entſtandene Materi ſich ver-
einigen koͤnnte. Wiewol ſie doch weit dahin fortgehet/ wohm ſie/ bey
ihrem erſten Anfange/ einen Trieb bekommen/ und wohin der jenige Zeug/
ſo am ſtaͤrckſten iſt/ ſich neiget.
Die erſte
Geburt der
Kometen.
Jndem alſo dieſelbe Kometiſche Materi ihren ſo angefangenen und
fuͤrgenommenen Weg fortſetzet; geſellen ſich alle die Duͤnſte und Daͤmpf-
fe/ ſo ihr unterwegs hie und da/ begegnen/ gar leicht und willig zu ihr: da-
her ſie nicht allein immerfort waͤchſet/ ſondern auch einen groͤſſeren Ge-
walt und Schwang empfaͤht/ demienigen Strich zuzulauffen/ nach wel-
chem anfangs der Duͤnſten groͤſſeſter Theil ſtrebet. Wenn demnach je
laͤnger je mehr zarter Materi/ die hin und wieder/ aus mancherley Dunſt-
Kreiſen/ in der Himmel-Lufft/ herumſch webet/ ſolchem beweglichem Koͤr-
per/ von allen Seiten/ anhaͤngig wird; gewinnet ſie endlich einen gewal-
tig-groſſen Leib: welcher/ gleichwie aus mancherley unterſchiedlicher Pla-
neten Materi/ alſo auch aus mancherley kleinen Koͤrpern/ Stuͤcken/ und
Kernen/ theils dicken/ theils luckeren/ wie nicht weniger aus vielerley Ge-
ſtalt/
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