Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Von den Kometen/ oder Stern-Ruten. Verstandes. Damit ich nun solches Glantzes und solcher Vergüldungtheilhafft werde; muß ich seiner Höflichkeit dieses zugeben/ daß ich seiner Unterweisung vielleicht nicht allerdings unfähig sey/ und er hoffentlich nicht vergeblich sich bemühen werde: gleichwie mich seine freundliche Ge- dult darum nicht verstossen wird/ daß sie mehr Holtzes/ als Metalls/ an mir findet; sondern sich ermnern/ daß die ungefärbte Tafeln/ der Farben am meisten bedörffen. Fasse ich gleich den gantzen Himmel/ noch alles Gestirn/ nicht in das die (*) Nemo observat Lunam, nisi laborantem. Welches der Author/ Seneca/ nach dem heidnischen Wahn deß gemeinen Pöfels/ mehr/ als eigenem Urtheil/ also gibt. Denn daß der unverständige Pöfel sich eingebildet/ der Mond würde alsdenn sehr geängstet; ist/ indem Mond-Discurse/ allbereit angedeutet. Z z z z z z
Von den Kometen/ oder Stern-Ruten. Verſtandes. Damit ich nun ſolches Glantzes und ſolcher Verguͤldungtheilhafft werde; muß ich ſeiner Hoͤflichkeit dieſes zugeben/ daß ich ſeiner Unterweiſung vielleicht nicht allerdings unfaͤhig ſey/ und er hoffentlich nicht vergeblich ſich bemuͤhen werde: gleichwie mich ſeine freundliche Ge- dult darum nicht verſtoſſen wird/ daß ſie mehr Holtzes/ als Metalls/ an mir findet; ſondern ſich ermnern/ daß die ungefaͤrbte Tafeln/ der Farben am meiſten bedoͤrffen. Faſſe ich gleich den gantzen Himmel/ noch alles Geſtirn/ nicht in das die (*) Nemo obſervat Lunam, niſi laborantem. Welches der Author/ Seneca/ nach dem heidniſchen Wahn deß gemeinen Poͤfels/ mehr/ als eigenem Urtheil/ alſo gibt. Denn daß der unverſtaͤndige Poͤfel ſich eingebildet/ der Mond wuͤrde alsdenn ſehr geaͤngſtet; iſt/ indem Mond-Discurſe/ allbereit angedeutet. Z z z z z z
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Von den Kometen/ oder Stern-Ruten.
Verſtandes. Damit ich nun ſolches Glantzes und ſolcher Verguͤldung
theilhafft werde; muß ich ſeiner Hoͤflichkeit dieſes zugeben/ daß ich ſeiner
Unterweiſung vielleicht nicht allerdings unfaͤhig ſey/ und er hoffentlich
nicht vergeblich ſich bemuͤhen werde: gleichwie mich ſeine freundliche Ge-
dult darum nicht verſtoſſen wird/ daß ſie mehr Holtzes/ als Metalls/ an
mir findet; ſondern ſich ermnern/ daß die ungefaͤrbte Tafeln/ der Farben
am meiſten bedoͤrffen.
Faſſe ich gleich den gantzen Himmel/ noch alles Geſtirn/ nicht in das
kleine Gewoͤlbe/ ſo mir/ und allen Menſchen/ die Natur/ fuͤr eine beſtirn-
te Himmel-Decke aufgeſetzt/ wie einen Gipffel unſers leiblichen Gebaͤues:
ſo begreiffe ich doch etwas davon. Und wenn ich mir ſchon nicht alle
Sterne bekandt machen kan: wende ich dennoch deßwegen mein Geſicht
nicht gantz von ihnen ab. Denn es weiſet offtmals der Himmel etwas/
wodurch er auch die Einfaͤltigen/ zum Anſchauen/ bewegt. Niemand
(daß ich/ mit dem Natur-gelehrten Seneca/ rede) iſt ſo thumm/ und
Lehr-hart/ noch ſo Erd-klebig/ daß er/ zu ſo Goͤttlichen Din-
gen/ nicht aufgemuntert werde/ und mit gantzem Gemuͤte
ſich dahin erhebe: zumal wenn ein neues Wunder am Him-
mel erſcheinet. Denn wenn nur gewoͤhnliche fuͤgniſſen vor-
gehen/ wird die Groͤſſe und Wigtigkeit derſelben/ durch die
Gewonheit/ verkleinert. Denn alſo ſeynd wir geartet/ daß
wir taͤgliche Sachen/ ob ſie gleich wunderwuͤrdig/ unbetrach-
tet voruͤber ſtreichen laſſen; hingegen auch die allergering-
ſten/ wenn ſie auſſer der Gewonheit kommen/ mit ſuͤſſer Be-
gier ſchauen. Derhalben bringt dieſes Heer der Sterne/
womit die Schoͤnheit deß unermeßlichen Himmel-Koͤrpers
wird unterſchieden/ keine Leute in die Ruhr (oder Verwun-
derung) aber wenn etwas/ an der ordentlichen Gewonheit/
veraͤndert iſt; ſo wirfft jedermann ſeine Augen gen Himmel.
Die Sonne hat keinen Zuſeher/ ohn wenn ſie verfinſtert wird.
Niemand gibt Achtung auf den Mond/ als wenn ihn die Fin-
ſterniß bedraͤngt. (*) Da fangen die Staͤdte an zu ſchreyen; da
hebt ein jeder fuͤr ſich ſelbſt an/ aus eitlem Aberglauben/ ſich
zu fuͤrchten. Wie viel wigtiger iſt das/ daß die Sonne/ durch
ſo viel Stuffen/ gehet/ und mit ihrem Umgange das Jahr be-
ſchlieſſt; daß ſie/ nach ihrer Wendung (a) alſo fort ſich neiget/
die
(a) à Solſti-
tio.
(*) Nemo obſervat Lunam, niſi laborantem. Welches der Author/ Seneca/ nach
dem heidniſchen Wahn deß gemeinen Poͤfels/ mehr/ als eigenem Urtheil/ alſo gibt. Denn
daß der unverſtaͤndige Poͤfel ſich eingebildet/ der Mond wuͤrde alsdenn ſehr geaͤngſtet; iſt/
indem Mond-Discurſe/ allbereit angedeutet.
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