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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

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konnte er doch keinen Augenblick daran glau-
ben; ein seltsamer Schauder zog durch sein Inn-
res; unfähig ein Wort hervorzubringen, starrte
er unverwandten Auges die holde Erzählerin an.
Diese schüttelte betrübt den Kopf, seufzte aus
vollem Herzen, und fuhr alsdann folgendermaa-
ßen fort.

Wir wären weit besser daran, als Ihr an-
dern Menschen; -- denn Menschen nennen wir
uns auch, wie wir es denn der Bildung und
dem Leibe nach sind; -- aber es ist ein gar
Uebles dabei. Wir, und unsres Gleichen in den
andern Elementen, wir verstieben und vergehn
mit Geist und Leib, daß keine Spur von uns
rückbleibt, und wenn Ihr Andern dermaleinst
zu einem reinern Leben erwacht, sind wir geblie-
ben, wo Sand und Funk' und Wind und
Welle blieb. Darum haben wir auch keine
Seelen; das Element bewegt uns, gehorcht uns
oft, so lange wir leben, zerstäubt uns immer, so
bald wir sterben, und wir sind lustig, ohne uns
irgend zu grämen, wie es die Nachtigallen und

konnte er doch keinen Augenblick daran glau-
ben; ein ſeltſamer Schauder zog durch ſein Inn-
res; unfaͤhig ein Wort hervorzubringen, ſtarrte
er unverwandten Auges die holde Erzaͤhlerin an.
Dieſe ſchuͤttelte betruͤbt den Kopf, ſeufzte aus
vollem Herzen, und fuhr alsdann folgendermaa-
ßen fort.

Wir waͤren weit beſſer daran, als Ihr an-
dern Menſchen; — denn Menſchen nennen wir
uns auch, wie wir es denn der Bildung und
dem Leibe nach ſind; — aber es iſt ein gar
Uebles dabei. Wir, und unſres Gleichen in den
andern Elementen, wir verſtieben und vergehn
mit Geiſt und Leib, daß keine Spur von uns
ruͤckbleibt, und wenn Ihr Andern dermaleinſt
zu einem reinern Leben erwacht, ſind wir geblie-
ben, wo Sand und Funk’ und Wind und
Welle blieb. Darum haben wir auch keine
Seelen; das Element bewegt uns, gehorcht uns
oft, ſo lange wir leben, zerſtaͤubt uns immer, ſo
bald wir ſterben, und wir ſind luſtig, ohne uns
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[85/0099] konnte er doch keinen Augenblick daran glau- ben; ein ſeltſamer Schauder zog durch ſein Inn- res; unfaͤhig ein Wort hervorzubringen, ſtarrte er unverwandten Auges die holde Erzaͤhlerin an. Dieſe ſchuͤttelte betruͤbt den Kopf, ſeufzte aus vollem Herzen, und fuhr alsdann folgendermaa- ßen fort. Wir waͤren weit beſſer daran, als Ihr an- dern Menſchen; — denn Menſchen nennen wir uns auch, wie wir es denn der Bildung und dem Leibe nach ſind; — aber es iſt ein gar Uebles dabei. Wir, und unſres Gleichen in den andern Elementen, wir verſtieben und vergehn mit Geiſt und Leib, daß keine Spur von uns ruͤckbleibt, und wenn Ihr Andern dermaleinſt zu einem reinern Leben erwacht, ſind wir geblie- ben, wo Sand und Funk’ und Wind und Welle blieb. Darum haben wir auch keine Seelen; das Element bewegt uns, gehorcht uns oft, ſo lange wir leben, zerſtaͤubt uns immer, ſo bald wir ſterben, und wir ſind luſtig, ohne uns irgend zu graͤmen, wie es die Nachtigallen und

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Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/99>, abgerufen am 22.11.2024.