lieben, lieben Leute! -- Sie konnte erst gar nicht wieder von ihren Liebkosungen abbrechen, aber kaum gewahrte sie, daß die Hausfrau nach dem Frühstücke hinsah, so stand sie auch bereits am Heerde, kochte und ordnete an, und litt nicht, daß die gute alte Mutter auch nur die geringste Mühwaltung über sich nahm.
Sie blieb den ganzen Tag lang so; still, freundlich und achtsam, ein Hausmütterlein, und ein zart verschämtes, jungfräuliches, Wesen zugleich. Die Dreie, welche sie schon länger kannten, dachten in jedem Augenblick irgend ein wunderliches Wechselspiel ihres launischen Sin- nes hervorbrechen zu sehn. Aber sie warteten vergebens darauf. Undine blieb engelmild und sanft. Der Priester konnte seine Augen gar nicht von ihr wegwenden, und sagte mehrere Male zum Bräutigam: Herr, einen Schatz hat Euch Gestern die himmlische Güte durch mich Unwürdigen anvertraut; wahrt ihn, wie es sich gebührt, so wird er Euer ewiges und zeitliches Heil befördern.
Gegen
lieben, lieben Leute! — Sie konnte erſt gar nicht wieder von ihren Liebkoſungen abbrechen, aber kaum gewahrte ſie, daß die Hausfrau nach dem Fruͤhſtuͤcke hinſah, ſo ſtand ſie auch bereits am Heerde, kochte und ordnete an, und litt nicht, daß die gute alte Mutter auch nur die geringſte Muͤhwaltung uͤber ſich nahm.
Sie blieb den ganzen Tag lang ſo; ſtill, freundlich und achtſam, ein Hausmuͤtterlein, und ein zart verſchaͤmtes, jungfraͤuliches, Weſen zugleich. Die Dreie, welche ſie ſchon laͤnger kannten, dachten in jedem Augenblick irgend ein wunderliches Wechſelſpiel ihres launiſchen Sin- nes hervorbrechen zu ſehn. Aber ſie warteten vergebens darauf. Undine blieb engelmild und ſanft. Der Prieſter konnte ſeine Augen gar nicht von ihr wegwenden, und ſagte mehrere Male zum Braͤutigam: Herr, einen Schatz hat Euch Geſtern die himmliſche Guͤte durch mich Unwuͤrdigen anvertraut; wahrt ihn, wie es ſich gebuͤhrt, ſo wird er Euer ewiges und zeitliches Heil befoͤrdern.
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lieben, lieben Leute! — Sie konnte erſt gar
nicht wieder von ihren Liebkoſungen abbrechen,
aber kaum gewahrte ſie, daß die Hausfrau nach
dem Fruͤhſtuͤcke hinſah, ſo ſtand ſie auch bereits
am Heerde, kochte und ordnete an, und litt
nicht, daß die gute alte Mutter auch nur die
geringſte Muͤhwaltung uͤber ſich nahm.
Sie blieb den ganzen Tag lang ſo; ſtill,
freundlich und achtſam, ein Hausmuͤtterlein,
und ein zart verſchaͤmtes, jungfraͤuliches, Weſen
zugleich. Die Dreie, welche ſie ſchon laͤnger
kannten, dachten in jedem Augenblick irgend ein
wunderliches Wechſelſpiel ihres launiſchen Sin-
nes hervorbrechen zu ſehn. Aber ſie warteten
vergebens darauf. Undine blieb engelmild und
ſanft. Der Prieſter konnte ſeine Augen gar
nicht von ihr wegwenden, und ſagte mehrere
Male zum Braͤutigam: Herr, einen Schatz
hat Euch Geſtern die himmliſche Guͤte durch
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es ſich gebuͤhrt, ſo wird er Euer ewiges und
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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/94>, abgerufen am 16.07.2024.
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