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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

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und er fast lachend sah, wie sehr er sich geirrt
hatte. Der weiße, nickende Mann ward näm-
lich urplötzlich zu einem ihm längst wohlbekann-
ten Bächlein, das schäumend aus dem Forste
hervorrann, und sich in den Landsee ergoß. Wer
aber das Geräusch verursacht hatte, war ein
schön geschmückter Ritter, der zu Roß durch den
Baumschatten gegen die Hütte vorgeritten kam.
Ein scharlachrother Mantel hing ihm über sein
veilchenblaues, goldgesticktes, Wamms herab; von
dem goldfarbigen Barette wallten rothe und
veilchenblaue Federn, am goldnen Wehrgehenke
blitzte ein ausnehmend schönes und reichverziertes
Schwerdt. Der weiße Hengst, der den Ritter
trug, war schlankeren Baues, als man es sonst
bei Streitrossen zu sehen gewohnt ist, und trat
so leicht über den Rasen hin, daß dieser grün-
bunte Teppich auch nicht die mindeste Verlet-
zung davon zu empfangen schien. Dem alten
Fischer war es noch immer nicht ganz geheuer
zu Muth, obwohl er einzusehn meinte, daß von
einer so holden Erscheinung nichts Uebles zu be-

und er faſt lachend ſah, wie ſehr er ſich geirrt
hatte. Der weiße, nickende Mann ward naͤm-
lich urploͤtzlich zu einem ihm laͤngſt wohlbekann-
ten Baͤchlein, das ſchaͤumend aus dem Forſte
hervorrann, und ſich in den Landſee ergoß. Wer
aber das Geraͤuſch verurſacht hatte, war ein
ſchoͤn geſchmuͤckter Ritter, der zu Roß durch den
Baumſchatten gegen die Huͤtte vorgeritten kam.
Ein ſcharlachrother Mantel hing ihm uͤber ſein
veilchenblaues, goldgeſticktes, Wamms herab; von
dem goldfarbigen Barette wallten rothe und
veilchenblaue Federn, am goldnen Wehrgehenke
blitzte ein ausnehmend ſchoͤnes und reichverziertes
Schwerdt. Der weiße Hengſt, der den Ritter
trug, war ſchlankeren Baues, als man es ſonſt
bei Streitroſſen zu ſehen gewohnt iſt, und trat
ſo leicht uͤber den Raſen hin, daß dieſer gruͤn-
bunte Teppich auch nicht die mindeſte Verlet-
zung davon zu empfangen ſchien. Dem alten
Fiſcher war es noch immer nicht ganz geheuer
zu Muth, obwohl er einzuſehn meinte, daß von
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[6/0020] und er faſt lachend ſah, wie ſehr er ſich geirrt hatte. Der weiße, nickende Mann ward naͤm- lich urploͤtzlich zu einem ihm laͤngſt wohlbekann- ten Baͤchlein, das ſchaͤumend aus dem Forſte hervorrann, und ſich in den Landſee ergoß. Wer aber das Geraͤuſch verurſacht hatte, war ein ſchoͤn geſchmuͤckter Ritter, der zu Roß durch den Baumſchatten gegen die Huͤtte vorgeritten kam. Ein ſcharlachrother Mantel hing ihm uͤber ſein veilchenblaues, goldgeſticktes, Wamms herab; von dem goldfarbigen Barette wallten rothe und veilchenblaue Federn, am goldnen Wehrgehenke blitzte ein ausnehmend ſchoͤnes und reichverziertes Schwerdt. Der weiße Hengſt, der den Ritter trug, war ſchlankeren Baues, als man es ſonſt bei Streitroſſen zu ſehen gewohnt iſt, und trat ſo leicht uͤber den Raſen hin, daß dieſer gruͤn- bunte Teppich auch nicht die mindeſte Verlet- zung davon zu empfangen ſchien. Dem alten Fiſcher war es noch immer nicht ganz geheuer zu Muth, obwohl er einzuſehn meinte, daß von einer ſo holden Erſcheinung nichts Uebles zu be-

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Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/20>, abgerufen am 21.11.2024.