Es war zwischen Morgendämmrung und Nacht, da lag der Ritter halb wachend, halb schlafend, auf seinem Lager. Wenn er vollends einschlum- mern wollte, war es, als stände ihm ein Schre- cken entgegen, und scheuchte ihn zurück, weil es Gespenster gäbe im Schlaf. Dachte er aber sich alles Ernstes zu ermuntern, so wehte es um ihn her, wie mit Schwanenfittigen, und mit schmeichelndem Wogenklang, davon er allemal wieder in den zweifelhaften Zustand angenehm bethört zurücke taumelte. Endlich aber mochte er doch wohl ganz entschlafen sein, denn es kam ihm vor, als ergreife ihn das Schwanengesäusel auf ordentlichen Fittigen, und trage ihm weit
Siebenzehntes Kapitel.
Des Ritters Traum.
Es war zwiſchen Morgendaͤmmrung und Nacht, da lag der Ritter halb wachend, halb ſchlafend, auf ſeinem Lager. Wenn er vollends einſchlum- mern wollte, war es, als ſtaͤnde ihm ein Schre- cken entgegen, und ſcheuchte ihn zuruͤck, weil es Geſpenſter gaͤbe im Schlaf. Dachte er aber ſich alles Ernſtes zu ermuntern, ſo wehte es um ihn her, wie mit Schwanenfittigen, und mit ſchmeichelndem Wogenklang, davon er allemal wieder in den zweifelhaften Zuſtand angenehm bethoͤrt zuruͤcke taumelte. Endlich aber mochte er doch wohl ganz entſchlafen ſein, denn es kam ihm vor, als ergreife ihn das Schwanengeſaͤuſel auf ordentlichen Fittigen, und trage ihm weit
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Siebenzehntes Kapitel.
Des Ritters Traum.
Es war zwiſchen Morgendaͤmmrung und Nacht,
da lag der Ritter halb wachend, halb ſchlafend,
auf ſeinem Lager. Wenn er vollends einſchlum-
mern wollte, war es, als ſtaͤnde ihm ein Schre-
cken entgegen, und ſcheuchte ihn zuruͤck, weil es
Geſpenſter gaͤbe im Schlaf. Dachte er aber
ſich alles Ernſtes zu ermuntern, ſo wehte es um
ihn her, wie mit Schwanenfittigen, und mit
ſchmeichelndem Wogenklang, davon er allemal
wieder in den zweifelhaften Zuſtand angenehm
bethoͤrt zuruͤcke taumelte. Endlich aber mochte
er doch wohl ganz entſchlafen ſein, denn es kam
ihm vor, als ergreife ihn das Schwanengeſaͤuſel
auf ordentlichen Fittigen, und trage ihm weit
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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/185>, abgerufen am 23.02.2025.
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