die zarten Händlein ringend, und in einem fort seufzend: ach hindr' ihn, lieber Vater! Ich lebe noch! Ach, rett' ihm den Leib! Ach rett' ihm die Seele! -- Ich verstand nicht, was das Nachtgesicht haben wollte; da kam Euer Bote, und nun eilt' ich hierher, nicht zu trauen, wohl aber zu trennen, was nicht zusammengehören darf. Laß' von ihr, Huldbrand! Laß' von ihm Bertalda! Er gehört noch einer Andern, und siehst Du nicht den Gram um die verschwundne Gattin auf seinen bleichen Wangen? So sieht kein Bräutigam aus, und der Geist sagt es mir: ob Du ihn auch nicht läßest, doch nimmer wirst Du sein froh.
Die Dreie empfanden im innersten Herzen, daß der Pater Heilmann die Wahrheit sprach, aber sie wollten es nun einmal nicht glauben. Selbst der alte Fischer war nun bereits so be- thört, daß er meinte, anders könne es gar nicht kommen, als sie es in diesen Tagen ja schon oft mit einander besprochen hätten. Daher strit- ten sie denn Alle mit einer wilden, trüben Hast
die zarten Haͤndlein ringend, und in einem fort ſeufzend: ach hindr’ ihn, lieber Vater! Ich lebe noch! Ach, rett’ ihm den Leib! Ach rett’ ihm die Seele! — Ich verſtand nicht, was das Nachtgeſicht haben wollte; da kam Euer Bote, und nun eilt’ ich hierher, nicht zu trauen, wohl aber zu trennen, was nicht zuſammengehoͤren darf. Laß’ von ihr, Huldbrand! Laß’ von ihm Bertalda! Er gehoͤrt noch einer Andern, und ſiehſt Du nicht den Gram um die verſchwundne Gattin auf ſeinen bleichen Wangen? So ſieht kein Braͤutigam aus, und der Geiſt ſagt es mir: ob Du ihn auch nicht laͤßeſt, doch nimmer wirſt Du ſein froh.
Die Dreie empfanden im innerſten Herzen, daß der Pater Heilmann die Wahrheit ſprach, aber ſie wollten es nun einmal nicht glauben. Selbſt der alte Fiſcher war nun bereits ſo be- thoͤrt, daß er meinte, anders koͤnne es gar nicht kommen, als ſie es in dieſen Tagen ja ſchon oft mit einander beſprochen haͤtten. Daher ſtrit- ten ſie denn Alle mit einer wilden, truͤben Haſt
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die zarten Haͤndlein ringend, und in einem fort
ſeufzend: ach hindr’ ihn, lieber Vater! Ich lebe
noch! Ach, rett’ ihm den Leib! Ach rett’ ihm
die Seele! — Ich verſtand nicht, was das
Nachtgeſicht haben wollte; da kam Euer Bote,
und nun eilt’ ich hierher, nicht zu trauen, wohl
aber zu trennen, was nicht zuſammengehoͤren
darf. Laß’ von ihr, Huldbrand! Laß’ von ihm
Bertalda! Er gehoͤrt noch einer Andern, und
ſiehſt Du nicht den Gram um die verſchwundne
Gattin auf ſeinen bleichen Wangen? So ſieht
kein Braͤutigam aus, und der Geiſt ſagt es mir:
ob Du ihn auch nicht laͤßeſt, doch nimmer wirſt
Du ſein froh.
Die Dreie empfanden im innerſten Herzen,
daß der Pater Heilmann die Wahrheit ſprach,
aber ſie wollten es nun einmal nicht glauben.
Selbſt der alte Fiſcher war nun bereits ſo be-
thoͤrt, daß er meinte, anders koͤnne es gar nicht
kommen, als ſie es in dieſen Tagen ja ſchon
oft mit einander beſprochen haͤtten. Daher ſtrit-
ten ſie denn Alle mit einer wilden, truͤben Haſt
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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/183>, abgerufen am 16.07.2024.
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