Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.Da scholl Undinens anmuthige Stimme Da ſcholl Undinens anmuthige Stimme <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0164" n="150"/> <p>Da ſcholl Undinens anmuthige Stimme<lb/> durch das Getoͤſe hin, der Mond trat aus den<lb/> Wolken, und mit ihm ward Undine auf den<lb/> Hoͤhen des Thalgrundes ſichtbar. Sie ſchalt,<lb/> ſie drohte in die Fluthen hinab, die drohende<lb/> Thurmeswoge verſchwand murrend und mur-<lb/> melnd, leiſe rannen die Waſſer im Mondglanze<lb/> dahin, und wie eine weiße Taube ſah man Un-<lb/> dinen von der Hoͤhe hinab tauchen, den Ritter<lb/> und Bertalden erfaſſen, und mit ſich nach einem<lb/> friſchen, gruͤnen Raſenfleck auf der Hoͤhe empor<lb/> heben, wo ſie mit ausgeſuchten Labungen Ohn-<lb/> macht und Schrecken vertrieb; dann half ſie<lb/> Bertalden zu dem weißen Zelter, der ſie ſelbſt<lb/> hergetragen hatte, hinaufheben, und ſo gelangten<lb/> alle Dreie nach Burg Ringſtetten zuruͤck.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [150/0164]
Da ſcholl Undinens anmuthige Stimme
durch das Getoͤſe hin, der Mond trat aus den
Wolken, und mit ihm ward Undine auf den
Hoͤhen des Thalgrundes ſichtbar. Sie ſchalt,
ſie drohte in die Fluthen hinab, die drohende
Thurmeswoge verſchwand murrend und mur-
melnd, leiſe rannen die Waſſer im Mondglanze
dahin, und wie eine weiße Taube ſah man Un-
dinen von der Hoͤhe hinab tauchen, den Ritter
und Bertalden erfaſſen, und mit ſich nach einem
friſchen, gruͤnen Raſenfleck auf der Hoͤhe empor
heben, wo ſie mit ausgeſuchten Labungen Ohn-
macht und Schrecken vertrieb; dann half ſie
Bertalden zu dem weißen Zelter, der ſie ſelbſt
hergetragen hatte, hinaufheben, und ſo gelangten
alle Dreie nach Burg Ringſtetten zuruͤck.
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