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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

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stadt. Noch unverkennbarer ward ihr die Aehn-
lichkeit, als Undine ihm unwillig, ja drohend,
zurück winkte, und er sich mit eiligen Schritten
und schüttelndem Kopfe fortmachte, wie damals,
worauf er in einem nahen Gebüsche verschwand.
Undine aber sagte: fürchte Dich nicht, liebes
Bertaldchen; diesmal soll Dir der häßliche Brun-
nenmeister nichts zu Leide thun. -- Und da-
mit erzählte sie ihr die ganze Geschichte aus-
führlich, und auch wer sie selbst sei, und wie
Bertalda von den Fischersleuten weg, Undine
aber dahin gekommen war. Die Jungfrau ent-
setzte sich anfänglich vor diesen Reden; sie glaub-
te, ihre Freundinn sei von einem schnellen Wahn-
sinn befallen. Aber mehr und mehr überzeugte
sie sich, daß Alles wahr sei, an Undinens zusam-
menhängenden Worten, die zu den bisherigen
Begebenheiten so gut paßten, und noch mehr
an dem innern Gefühl, mit welchem sich die
Wahrheit uns kund zu geben nie ermangelt. Es
war ihr seltsam, daß sie nun selbst wie mitten
in einem von den Mährchen lebe, die sie sonst

ſtadt. Noch unverkennbarer ward ihr die Aehn-
lichkeit, als Undine ihm unwillig, ja drohend,
zuruͤck winkte, und er ſich mit eiligen Schritten
und ſchuͤttelndem Kopfe fortmachte, wie damals,
worauf er in einem nahen Gebuͤſche verſchwand.
Undine aber ſagte: fuͤrchte Dich nicht, liebes
Bertaldchen; diesmal ſoll Dir der haͤßliche Brun-
nenmeiſter nichts zu Leide thun. — Und da-
mit erzaͤhlte ſie ihr die ganze Geſchichte aus-
fuͤhrlich, und auch wer ſie ſelbſt ſei, und wie
Bertalda von den Fiſchersleuten weg, Undine
aber dahin gekommen war. Die Jungfrau ent-
ſetzte ſich anfaͤnglich vor dieſen Reden; ſie glaub-
te, ihre Freundinn ſei von einem ſchnellen Wahn-
ſinn befallen. Aber mehr und mehr uͤberzeugte
ſie ſich, daß Alles wahr ſei, an Undinens zuſam-
menhaͤngenden Worten, die zu den bisherigen
Begebenheiten ſo gut paßten, und noch mehr
an dem innern Gefuͤhl, mit welchem ſich die
Wahrheit uns kund zu geben nie ermangelt. Es
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[122/0136] ſtadt. Noch unverkennbarer ward ihr die Aehn- lichkeit, als Undine ihm unwillig, ja drohend, zuruͤck winkte, und er ſich mit eiligen Schritten und ſchuͤttelndem Kopfe fortmachte, wie damals, worauf er in einem nahen Gebuͤſche verſchwand. Undine aber ſagte: fuͤrchte Dich nicht, liebes Bertaldchen; diesmal ſoll Dir der haͤßliche Brun- nenmeiſter nichts zu Leide thun. — Und da- mit erzaͤhlte ſie ihr die ganze Geſchichte aus- fuͤhrlich, und auch wer ſie ſelbſt ſei, und wie Bertalda von den Fiſchersleuten weg, Undine aber dahin gekommen war. Die Jungfrau ent- ſetzte ſich anfaͤnglich vor dieſen Reden; ſie glaub- te, ihre Freundinn ſei von einem ſchnellen Wahn- ſinn befallen. Aber mehr und mehr uͤberzeugte ſie ſich, daß Alles wahr ſei, an Undinens zuſam- menhaͤngenden Worten, die zu den bisherigen Begebenheiten ſo gut paßten, und noch mehr an dem innern Gefuͤhl, mit welchem ſich die Wahrheit uns kund zu geben nie ermangelt. Es war ihr ſeltſam, daß ſie nun ſelbſt wie mitten in einem von den Maͤhrchen lebe, die ſie ſonſt

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Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/136>, abgerufen am 26.11.2024.