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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

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ben; ja, es war schon die Rede davon gewesen,
Bertalda solle Undinen auf einige Zeit nach
Burg Ringstätten an die Quellen der Donau
begleiten.

Sie sprachen auch einmal eines schönen
Abends davon, als sie eben bei Sternenschein
auf dem mit hohen Bäumen eingefaßten Mark-
te der Reichsstadt umherwandelten. Die beiden
jungen Eheleute hatten Bertalden noch spät zu
einem Spatziergange abgeholt, und alle Drei zo-
gen vertraulich unter dem tiefblauen Himmel
auf und ab, oftmals in ihren Gesprächen durch
die Bewunderung unterbrochen, die sie dem
kostbaren Springborn in der Mitte des Platzes,
und seinem wundersamen Rauschen und Spru-
deln, zollen mußten. Es war ihnen so lieb und
heimlich zu Sinn; zwischen die Baumschatten
durch stahlen sich die Lichtschimmer der nahen
Häuser, ein stilles Gesumse von spielenden Kin-
dern und andern lustwandelnden Menschen
wogte um sie her; man war so allein und doch
so freundlich in der heitern, lebendigen Welt

ben; ja, es war ſchon die Rede davon geweſen,
Bertalda ſolle Undinen auf einige Zeit nach
Burg Ringſtaͤtten an die Quellen der Donau
begleiten.

Sie ſprachen auch einmal eines ſchoͤnen
Abends davon, als ſie eben bei Sternenſchein
auf dem mit hohen Baͤumen eingefaßten Mark-
te der Reichsſtadt umherwandelten. Die beiden
jungen Eheleute hatten Bertalden noch ſpaͤt zu
einem Spatziergange abgeholt, und alle Drei zo-
gen vertraulich unter dem tiefblauen Himmel
auf und ab, oftmals in ihren Geſpraͤchen durch
die Bewunderung unterbrochen, die ſie dem
koſtbaren Springborn in der Mitte des Platzes,
und ſeinem wunderſamen Rauſchen und Spru-
deln, zollen mußten. Es war ihnen ſo lieb und
heimlich zu Sinn; zwiſchen die Baumſchatten
durch ſtahlen ſich die Lichtſchimmer der nahen
Haͤuſer, ein ſtilles Geſumſe von ſpielenden Kin-
dern und andern luſtwandelnden Menſchen
wogte um ſie her; man war ſo allein und doch
ſo freundlich in der heitern, lebendigen Welt

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[101/0115] ben; ja, es war ſchon die Rede davon geweſen, Bertalda ſolle Undinen auf einige Zeit nach Burg Ringſtaͤtten an die Quellen der Donau begleiten. Sie ſprachen auch einmal eines ſchoͤnen Abends davon, als ſie eben bei Sternenſchein auf dem mit hohen Baͤumen eingefaßten Mark- te der Reichsſtadt umherwandelten. Die beiden jungen Eheleute hatten Bertalden noch ſpaͤt zu einem Spatziergange abgeholt, und alle Drei zo- gen vertraulich unter dem tiefblauen Himmel auf und ab, oftmals in ihren Geſpraͤchen durch die Bewunderung unterbrochen, die ſie dem koſtbaren Springborn in der Mitte des Platzes, und ſeinem wunderſamen Rauſchen und Spru- deln, zollen mußten. Es war ihnen ſo lieb und heimlich zu Sinn; zwiſchen die Baumſchatten durch ſtahlen ſich die Lichtſchimmer der nahen Haͤuſer, ein ſtilles Geſumſe von ſpielenden Kin- dern und andern luſtwandelnden Menſchen wogte um ſie her; man war ſo allein und doch ſo freundlich in der heitern, lebendigen Welt

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Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/115>, abgerufen am 24.11.2024.