lich erschien, freuten sich Diener und Stadtbe- wohner, und überhaupt fast alle Leute, nur Ber- talda eben nicht, denn wenn es den Andern auch ganz lieb war, daß er eine so wunderschöne Frau mitbrachte, und den Pater Heilmann als Zeugen der Trauung, so konnte doch Bertalda nicht anders, als sich deshalb betrüben. Erstlich hatte sie den jungen Rittersmann wirklich von ganzer Seele lieb gewonnen, und dann war durch ihre Trauer über sein Wegbleiben den Au- gen der Menschen weit mehr davon kund ge- worden, als sich nun eben schicken wollte. Sie that deswegen aber doch immer, als ein kluges Weib, fand sich in die Umstände, und lebte auf's allerfreundlichste mit Undinen, die man in der ganzen Stadt für eine Prinzessin hielt, welche Huldbrand im Walde von irgend einem bösen Zauber erlöst habe. Wenn man sie selbst oder ihren Eheherrn darüber befragte, wußten sie zu schweigen, oder geschickt auszuweichen, des Vater Heilmanns Lippen waren für jedes eitle Ge- schwätz versiegelt, und ohnehin war er gleich
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lich erſchien, freuten ſich Diener und Stadtbe- wohner, und uͤberhaupt faſt alle Leute, nur Ber- talda eben nicht, denn wenn es den Andern auch ganz lieb war, daß er eine ſo wunderſchoͤne Frau mitbrachte, und den Pater Heilmann als Zeugen der Trauung, ſo konnte doch Bertalda nicht anders, als ſich deshalb betruͤben. Erſtlich hatte ſie den jungen Rittersmann wirklich von ganzer Seele lieb gewonnen, und dann war durch ihre Trauer uͤber ſein Wegbleiben den Au- gen der Menſchen weit mehr davon kund ge- worden, als ſich nun eben ſchicken wollte. Sie that deswegen aber doch immer, als ein kluges Weib, fand ſich in die Umſtaͤnde, und lebte auf’s allerfreundlichſte mit Undinen, die man in der ganzen Stadt fuͤr eine Prinzeſſin hielt, welche Huldbrand im Walde von irgend einem boͤſen Zauber erloͤſt habe. Wenn man ſie ſelbſt oder ihren Eheherrn daruͤber befragte, wußten ſie zu ſchweigen, oder geſchickt auszuweichen, des Vater Heilmanns Lippen waren fuͤr jedes eitle Ge- ſchwaͤtz verſiegelt, und ohnehin war er gleich
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lich erſchien, freuten ſich Diener und Stadtbe-
wohner, und uͤberhaupt faſt alle Leute, nur Ber-
talda eben nicht, denn wenn es den Andern
auch ganz lieb war, daß er eine ſo wunderſchoͤne
Frau mitbrachte, und den Pater Heilmann als
Zeugen der Trauung, ſo konnte doch Bertalda
nicht anders, als ſich deshalb betruͤben. Erſtlich
hatte ſie den jungen Rittersmann wirklich von
ganzer Seele lieb gewonnen, und dann war
durch ihre Trauer uͤber ſein Wegbleiben den Au-
gen der Menſchen weit mehr davon kund ge-
worden, als ſich nun eben ſchicken wollte. Sie
that deswegen aber doch immer, als ein kluges
Weib, fand ſich in die Umſtaͤnde, und lebte auf’s
allerfreundlichſte mit Undinen, die man in der
ganzen Stadt fuͤr eine Prinzeſſin hielt, welche
Huldbrand im Walde von irgend einem boͤſen
Zauber erloͤſt habe. Wenn man ſie ſelbſt oder
ihren Eheherrn daruͤber befragte, wußten ſie zu
ſchweigen, oder geſchickt auszuweichen, des Vater
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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/113>, abgerufen am 23.07.2024.
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