Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.Fast immer in sich verschlossen, kam von allem dem nichts zu der Kenntniß der Andern, als was die Aufmerksamkeit dieser erspähte, oder was sich durch die spröde Sonderbarkeit Antoniens ihnen unverständlich aufdrang. Auch standen beide Schwestern jetzt einander wieder entfernter. Marie war höchst behaglich und wie zu Hause bei der Tante. Beide plauderten vor ihr Leben gern, und mochten von allem hören, was um sie vorging. Zudem hatte Marie mit großer Freude jenes zierliche Kind, was sie jüngst so auf der Straße entzückte, unter Felicitas Schülerinnen wahrgenommen. Sie war eine Veroneserin, um weniges jünger als Marie, noch kleiner als diese, und auf die anmuthigste Weise lebhaft und gewandt. Beide gesellten sich leicht zu einander, und war Marie ganz Entzücken, sah sie Giannina die üppige Tarantela nach dem schallenden Takt der Kastagneten tanzen; oder hörte sie sie, im Wechselmaaß, den Streit zweier Liebenden mit geläufiger Zunge komisch parodiren; so bewunderte jene in ihr das feine Französisch und die vornehmen Sitten. Die Baronin hatte Giannina schon früher lieb gewonnen, sie sah es gern, wenn sie nach der Arbeit zu ihr herauf kam. Sie wußte so wunderliche Geschichtchen zu erzählen, oder zärtliche Romanzen zu singen, die auch Alexis anzogen, so daß Fast immer in sich verschlossen, kam von allem dem nichts zu der Kenntniß der Andern, als was die Aufmerksamkeit dieser erspähte, oder was sich durch die spröde Sonderbarkeit Antoniens ihnen unverständlich aufdrang. Auch standen beide Schwestern jetzt einander wieder entfernter. Marie war höchst behaglich und wie zu Hause bei der Tante. Beide plauderten vor ihr Leben gern, und mochten von allem hören, was um sie vorging. Zudem hatte Marie mit großer Freude jenes zierliche Kind, was sie jüngst so auf der Straße entzückte, unter Felicitas Schülerinnen wahrgenommen. Sie war eine Veroneserin, um weniges jünger als Marie, noch kleiner als diese, und auf die anmuthigste Weise lebhaft und gewandt. Beide gesellten sich leicht zu einander, und war Marie ganz Entzücken, sah sie Giannina die üppige Tarantela nach dem schallenden Takt der Kastagneten tanzen; oder hörte sie sie, im Wechselmaaß, den Streit zweier Liebenden mit geläufiger Zunge komisch parodiren; so bewunderte jene in ihr das feine Französisch und die vornehmen Sitten. Die Baronin hatte Giannina schon früher lieb gewonnen, sie sah es gern, wenn sie nach der Arbeit zu ihr herauf kam. Sie wußte so wunderliche Geschichtchen zu erzählen, oder zärtliche Romanzen zu singen, die auch Alexis anzogen, so daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0099" n="92"/> Fast immer in sich verschlossen, kam von allem dem nichts zu der Kenntniß der Andern, als was die Aufmerksamkeit dieser erspähte, oder was sich durch die spröde Sonderbarkeit Antoniens ihnen unverständlich aufdrang. Auch standen beide Schwestern jetzt einander wieder entfernter. Marie war höchst behaglich und wie zu Hause bei der Tante. Beide plauderten vor ihr Leben gern, und mochten von allem hören, was um sie vorging. Zudem hatte Marie mit großer Freude jenes zierliche Kind, was sie jüngst so auf der Straße entzückte, unter Felicitas Schülerinnen wahrgenommen. Sie war eine Veroneserin, um weniges jünger als Marie, noch kleiner als diese, und auf die anmuthigste Weise lebhaft und gewandt. Beide gesellten sich leicht zu einander, und war Marie ganz Entzücken, sah sie Giannina die üppige Tarantela nach dem schallenden Takt der Kastagneten tanzen; oder hörte sie sie, im Wechselmaaß, den Streit zweier Liebenden mit geläufiger Zunge komisch parodiren; so bewunderte jene in ihr das feine Französisch und die vornehmen Sitten.</p> <p>Die Baronin hatte Giannina schon früher lieb gewonnen, sie sah es gern, wenn sie nach der Arbeit zu ihr herauf kam. Sie wußte so wunderliche Geschichtchen zu erzählen, oder zärtliche Romanzen zu singen, die auch Alexis anzogen, so daß </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [92/0099]
Fast immer in sich verschlossen, kam von allem dem nichts zu der Kenntniß der Andern, als was die Aufmerksamkeit dieser erspähte, oder was sich durch die spröde Sonderbarkeit Antoniens ihnen unverständlich aufdrang. Auch standen beide Schwestern jetzt einander wieder entfernter. Marie war höchst behaglich und wie zu Hause bei der Tante. Beide plauderten vor ihr Leben gern, und mochten von allem hören, was um sie vorging. Zudem hatte Marie mit großer Freude jenes zierliche Kind, was sie jüngst so auf der Straße entzückte, unter Felicitas Schülerinnen wahrgenommen. Sie war eine Veroneserin, um weniges jünger als Marie, noch kleiner als diese, und auf die anmuthigste Weise lebhaft und gewandt. Beide gesellten sich leicht zu einander, und war Marie ganz Entzücken, sah sie Giannina die üppige Tarantela nach dem schallenden Takt der Kastagneten tanzen; oder hörte sie sie, im Wechselmaaß, den Streit zweier Liebenden mit geläufiger Zunge komisch parodiren; so bewunderte jene in ihr das feine Französisch und die vornehmen Sitten.
Die Baronin hatte Giannina schon früher lieb gewonnen, sie sah es gern, wenn sie nach der Arbeit zu ihr herauf kam. Sie wußte so wunderliche Geschichtchen zu erzählen, oder zärtliche Romanzen zu singen, die auch Alexis anzogen, so daß
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/99>, abgerufen am 16.02.2025. |