Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.zu erretten? ich will nicht grübeln! Nehmt mich hin, Ihr Kinder, rief sie, beide Mädchen umschlingend! Ich berge es nicht, mir bangte recht nach Herzen, die meines Stammes Blut bewegt, sich höre wieder Frankreichs Sprache! Paris, die Welt, die Jugend, das volle Leben ist wieder da! Ich liebe auch das Fremde, es sieht oft so groß, oft recht zierlich aus, aber wenn ich denke, daß es mich festhalten will, dann ist mirs ein Gräuel! Seht! so habe ich unzählige Thränen auf die Kantenarbeit fallen lassen, die Nadeln da auf dem grünen Kissen drückten sich mir jedesmal ins Herz zurück, die Hände zitterten vor Ungeduld, dacht' ich, daß all die Schlingen und Oesen mein armes Dasein so eng einspannen. Und doch werde ich noch recht oft Kanten knöppeln! Es ist ein liebes Spiel! Man wirft die Fäden so hin und wieder, wie oft die Menschen und die Ereignisse im Leben, und wenn es fertig ist, ist's doch etwas! Werdet Ihr mich auch lieb haben Kinder? fragte sie jetzt, ohne Eure Liebe könnte ich nicht eine Stunde unter Euch sein. Du da, mit den Junoaugen und der wunderbaren Stirn, sie strich Antonien leise über die Augenbrauen, was liegt da für eine dunkle Welt? Eine Welt voll tiefer Liebe, sagte Antonie, schnell auf ihre Hand gebeugt. Die Baronin küßte ihr die Stirn. Du hast was Eigenes, zu erretten? ich will nicht grübeln! Nehmt mich hin, Ihr Kinder, rief sie, beide Mädchen umschlingend! Ich berge es nicht, mir bangte recht nach Herzen, die meines Stammes Blut bewegt, sich höre wieder Frankreichs Sprache! Paris, die Welt, die Jugend, das volle Leben ist wieder da! Ich liebe auch das Fremde, es sieht oft so groß, oft recht zierlich aus, aber wenn ich denke, daß es mich festhalten will, dann ist mirs ein Gräuel! Seht! so habe ich unzählige Thränen auf die Kantenarbeit fallen lassen, die Nadeln da auf dem grünen Kissen drückten sich mir jedesmal ins Herz zurück, die Hände zitterten vor Ungeduld, dacht' ich, daß all die Schlingen und Oesen mein armes Dasein so eng einspannen. Und doch werde ich noch recht oft Kanten knöppeln! Es ist ein liebes Spiel! Man wirft die Fäden so hin und wieder, wie oft die Menschen und die Ereignisse im Leben, und wenn es fertig ist, ist's doch etwas! Werdet Ihr mich auch lieb haben Kinder? fragte sie jetzt, ohne Eure Liebe könnte ich nicht eine Stunde unter Euch sein. Du da, mit den Junoaugen und der wunderbaren Stirn, sie strich Antonien leise über die Augenbrauen, was liegt da für eine dunkle Welt? Eine Welt voll tiefer Liebe, sagte Antonie, schnell auf ihre Hand gebeugt. Die Baronin küßte ihr die Stirn. Du hast was Eigenes, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0092" n="85"/> zu erretten? ich will nicht grübeln! Nehmt mich hin, Ihr Kinder, rief sie, beide Mädchen umschlingend! Ich berge es nicht, mir bangte recht nach Herzen, die meines Stammes Blut bewegt, sich höre wieder Frankreichs Sprache! Paris, die Welt, die Jugend, das volle Leben ist wieder da! Ich liebe auch das Fremde, es sieht oft so groß, oft recht zierlich aus, aber wenn ich denke, daß es mich festhalten will, dann ist mirs ein Gräuel! Seht! so habe ich unzählige Thränen auf die Kantenarbeit fallen lassen, die Nadeln da auf dem grünen Kissen drückten sich mir jedesmal ins Herz zurück, die Hände zitterten vor Ungeduld, dacht' ich, daß all die Schlingen und Oesen mein armes Dasein so eng einspannen. Und doch werde ich noch recht oft Kanten knöppeln! Es ist ein liebes Spiel! Man wirft die Fäden so hin und wieder, wie oft die Menschen und die Ereignisse im Leben, und wenn es fertig ist, ist's doch etwas! Werdet Ihr mich auch lieb haben Kinder? fragte sie jetzt, ohne Eure Liebe könnte ich nicht eine Stunde unter Euch sein. Du da, mit den Junoaugen und der wunderbaren Stirn, sie strich Antonien leise über die Augenbrauen, was liegt da für eine dunkle Welt? Eine Welt voll tiefer Liebe, sagte Antonie, schnell auf ihre Hand gebeugt. Die Baronin küßte ihr die Stirn. Du hast was Eigenes, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [85/0092]
zu erretten? ich will nicht grübeln! Nehmt mich hin, Ihr Kinder, rief sie, beide Mädchen umschlingend! Ich berge es nicht, mir bangte recht nach Herzen, die meines Stammes Blut bewegt, sich höre wieder Frankreichs Sprache! Paris, die Welt, die Jugend, das volle Leben ist wieder da! Ich liebe auch das Fremde, es sieht oft so groß, oft recht zierlich aus, aber wenn ich denke, daß es mich festhalten will, dann ist mirs ein Gräuel! Seht! so habe ich unzählige Thränen auf die Kantenarbeit fallen lassen, die Nadeln da auf dem grünen Kissen drückten sich mir jedesmal ins Herz zurück, die Hände zitterten vor Ungeduld, dacht' ich, daß all die Schlingen und Oesen mein armes Dasein so eng einspannen. Und doch werde ich noch recht oft Kanten knöppeln! Es ist ein liebes Spiel! Man wirft die Fäden so hin und wieder, wie oft die Menschen und die Ereignisse im Leben, und wenn es fertig ist, ist's doch etwas! Werdet Ihr mich auch lieb haben Kinder? fragte sie jetzt, ohne Eure Liebe könnte ich nicht eine Stunde unter Euch sein. Du da, mit den Junoaugen und der wunderbaren Stirn, sie strich Antonien leise über die Augenbrauen, was liegt da für eine dunkle Welt? Eine Welt voll tiefer Liebe, sagte Antonie, schnell auf ihre Hand gebeugt. Die Baronin küßte ihr die Stirn. Du hast was Eigenes,
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/92>, abgerufen am 28.07.2024. |