Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.Sie früher gesehn, meine Tante, ich erinnere mich dunkel! Niemals, niemals, mein Kind, entgegnete die Baronin. Nach dem Tode Deiner armen Mutter hat der Marquis sich und seine Kinder von der Welt fern gehalten. Die Aebtissin Eures Klosters war nicht meine Freundin. Seit dem ersten Jahre Eures Lebens trafen wir nicht wieder zusammen. Doch! doch! sagte Antonie in sich zurücksehend, als der Marquis eben in den Vorsaal trat. Die Baronin blieb einen Augenblick überrascht stehn! Das ist er also geworden! rief sie, so hat die Zeit gearbeitet! Der Marquis ward bei dem Ton ihrer Stimme von verworrner Erinnerung getroffen. Er sah fragend auf seine Töchter. Armer Schwager! sagte die Baronin, so ist alles todt! die schöne Jugend, und die Liebe, und das Andenken an den Wahnsinn der Leidenschaft, und den beruhigenden Balsam treuer Freundschaft! Mein Gott, Pauline, rief der Marquis, wie vom Blitze getroffen, meine liebe, meine unglückliche Pauline! Was machen Sie hier? was wollen Sie hier? in diesem Aufzuge, in Trauer sehe ich Sie wieder! Was ich hier will? erwiederte sie, lieber Himmel! weinen und arbeiten, da drüben haben sie mir das Herz aus dem Busen gerissen, und nachdem sie es mit Füßen getreten, stießen sie mich zum Lande hinaus! Schloß Clairval ist geschleift, Sie früher gesehn, meine Tante, ich erinnere mich dunkel! Niemals, niemals, mein Kind, entgegnete die Baronin. Nach dem Tode Deiner armen Mutter hat der Marquis sich und seine Kinder von der Welt fern gehalten. Die Aebtissin Eures Klosters war nicht meine Freundin. Seit dem ersten Jahre Eures Lebens trafen wir nicht wieder zusammen. Doch! doch! sagte Antonie in sich zurücksehend, als der Marquis eben in den Vorsaal trat. Die Baronin blieb einen Augenblick überrascht stehn! Das ist er also geworden! rief sie, so hat die Zeit gearbeitet! Der Marquis ward bei dem Ton ihrer Stimme von verworrner Erinnerung getroffen. Er sah fragend auf seine Töchter. Armer Schwager! sagte die Baronin, so ist alles todt! die schöne Jugend, und die Liebe, und das Andenken an den Wahnsinn der Leidenschaft, und den beruhigenden Balsam treuer Freundschaft! Mein Gott, Pauline, rief der Marquis, wie vom Blitze getroffen, meine liebe, meine unglückliche Pauline! Was machen Sie hier? was wollen Sie hier? in diesem Aufzuge, in Trauer sehe ich Sie wieder! Was ich hier will? erwiederte sie, lieber Himmel! weinen und arbeiten, da drüben haben sie mir das Herz aus dem Busen gerissen, und nachdem sie es mit Füßen getreten, stießen sie mich zum Lande hinaus! Schloß Clairval ist geschleift, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0086" n="79"/> Sie früher gesehn, meine Tante, ich erinnere mich dunkel! Niemals, niemals, mein Kind, entgegnete die Baronin. Nach dem Tode Deiner armen Mutter hat der Marquis sich und seine Kinder von der Welt fern gehalten. Die Aebtissin Eures Klosters war nicht meine Freundin. Seit dem ersten Jahre Eures Lebens trafen wir nicht wieder zusammen. Doch! doch! sagte Antonie in sich zurücksehend, als der Marquis eben in den Vorsaal trat. Die Baronin blieb einen Augenblick überrascht stehn! Das ist er also geworden! rief sie, so hat die Zeit gearbeitet! Der Marquis ward bei dem Ton ihrer Stimme von verworrner Erinnerung getroffen. Er sah fragend auf seine Töchter. Armer Schwager! sagte die Baronin, so ist alles todt! die schöne Jugend, und die Liebe, und das Andenken an den Wahnsinn der Leidenschaft, und den beruhigenden Balsam treuer Freundschaft! Mein Gott, Pauline, rief der Marquis, wie vom Blitze getroffen, meine liebe, meine unglückliche Pauline! Was machen Sie hier? was wollen Sie hier? in diesem Aufzuge, in Trauer sehe ich Sie wieder! Was ich hier will? erwiederte sie, lieber Himmel! weinen und arbeiten, da drüben haben sie mir das Herz aus dem Busen gerissen, und nachdem sie es mit Füßen getreten, stießen sie mich zum Lande hinaus! Schloß Clairval ist geschleift, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79/0086]
Sie früher gesehn, meine Tante, ich erinnere mich dunkel! Niemals, niemals, mein Kind, entgegnete die Baronin. Nach dem Tode Deiner armen Mutter hat der Marquis sich und seine Kinder von der Welt fern gehalten. Die Aebtissin Eures Klosters war nicht meine Freundin. Seit dem ersten Jahre Eures Lebens trafen wir nicht wieder zusammen. Doch! doch! sagte Antonie in sich zurücksehend, als der Marquis eben in den Vorsaal trat. Die Baronin blieb einen Augenblick überrascht stehn! Das ist er also geworden! rief sie, so hat die Zeit gearbeitet! Der Marquis ward bei dem Ton ihrer Stimme von verworrner Erinnerung getroffen. Er sah fragend auf seine Töchter. Armer Schwager! sagte die Baronin, so ist alles todt! die schöne Jugend, und die Liebe, und das Andenken an den Wahnsinn der Leidenschaft, und den beruhigenden Balsam treuer Freundschaft! Mein Gott, Pauline, rief der Marquis, wie vom Blitze getroffen, meine liebe, meine unglückliche Pauline! Was machen Sie hier? was wollen Sie hier? in diesem Aufzuge, in Trauer sehe ich Sie wieder! Was ich hier will? erwiederte sie, lieber Himmel! weinen und arbeiten, da drüben haben sie mir das Herz aus dem Busen gerissen, und nachdem sie es mit Füßen getreten, stießen sie mich zum Lande hinaus! Schloß Clairval ist geschleift,
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