Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.unerfreulich unbequemes Denken. Sie fanden keinen Maasstab für das Künftige, und waren nirgend mehr zu Hause. Ziemlich spät langten sie auf dem Schloße an. Der Marquis verschloß sich sogleich in seinem Cabinet. Doch Bertrand trug fast die jungen Fräulein auf ihre Zimmer, wo das Schönste und Beste für sie bereitet war. Allein sie genossen von allem nur flüchtig, hatten nirgend Ruhe, und baten den Alten, ihnen alle Gemächer zu öffnen, damit sie noch Heut alles in Augenschein nähmen. Die Augenblicke sind in dieser Zeit gemessen, sagte Antonie, wir werden die Herrlichkeiten kaum einmal überschauen dürfen. So durchflogen sie denn Kammern und Säle. Auch zu dem Bildersale kamen sie. Marie hatte sich an Antoniens Arm gehängt. Diese trug die Kerze, welche sie in die Höhe hob, als sie zwischen zwei hervorspringenden Säulen in das Zimmer traten. Die veralteten, durch die Zeit angebräunten, Gesichter der Ritter, Marschälle und Geistlichen, neben den wunderlich aufgeputzten Damen an ihrer Seite, welche alle so grade und starr durcheinander hinsahen, gaben den beiden Mädchen das beklemmende Gefühl zweier Fremdlinge, die in große unbekannte Versammlung treten. unerfreulich unbequemes Denken. Sie fanden keinen Maasstab für das Künftige, und waren nirgend mehr zu Hause. Ziemlich spät langten sie auf dem Schloße an. Der Marquis verschloß sich sogleich in seinem Cabinet. Doch Bertrand trug fast die jungen Fräulein auf ihre Zimmer, wo das Schönste und Beste für sie bereitet war. Allein sie genossen von allem nur flüchtig, hatten nirgend Ruhe, und baten den Alten, ihnen alle Gemächer zu öffnen, damit sie noch Heut alles in Augenschein nähmen. Die Augenblicke sind in dieser Zeit gemessen, sagte Antonie, wir werden die Herrlichkeiten kaum einmal überschauen dürfen. So durchflogen sie denn Kammern und Säle. Auch zu dem Bildersale kamen sie. Marie hatte sich an Antoniens Arm gehängt. Diese trug die Kerze, welche sie in die Höhe hob, als sie zwischen zwei hervorspringenden Säulen in das Zimmer traten. Die veralteten, durch die Zeit angebräunten, Gesichter der Ritter, Marschälle und Geistlichen, neben den wunderlich aufgeputzten Damen an ihrer Seite, welche alle so grade und starr durcheinander hinsahen, gaben den beiden Mädchen das beklemmende Gefühl zweier Fremdlinge, die in große unbekannte Versammlung treten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0067" n="60"/> unerfreulich unbequemes Denken. Sie fanden keinen Maasstab für das Künftige, und waren nirgend mehr zu Hause.</p> <p>Ziemlich spät langten sie auf dem Schloße an. Der Marquis verschloß sich sogleich in seinem Cabinet. Doch Bertrand trug fast die jungen Fräulein auf ihre Zimmer, wo das Schönste und Beste für sie bereitet war. Allein sie genossen von allem nur flüchtig, hatten nirgend Ruhe, und baten den Alten, ihnen alle Gemächer zu öffnen, damit sie noch Heut alles in Augenschein nähmen. Die Augenblicke sind in dieser Zeit gemessen, sagte Antonie, wir werden die Herrlichkeiten kaum einmal überschauen dürfen.</p> <p>So durchflogen sie denn Kammern und Säle. Auch zu dem Bildersale kamen sie. Marie hatte sich an Antoniens Arm gehängt. Diese trug die Kerze, welche sie in die Höhe hob, als sie zwischen zwei hervorspringenden Säulen in das Zimmer traten. Die veralteten, durch die Zeit angebräunten, Gesichter der Ritter, Marschälle und Geistlichen, neben den wunderlich aufgeputzten Damen an ihrer Seite, welche alle so grade und starr durcheinander hinsahen, gaben den beiden Mädchen das beklemmende Gefühl zweier Fremdlinge, die in große unbekannte Versammlung treten. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [60/0067]
unerfreulich unbequemes Denken. Sie fanden keinen Maasstab für das Künftige, und waren nirgend mehr zu Hause.
Ziemlich spät langten sie auf dem Schloße an. Der Marquis verschloß sich sogleich in seinem Cabinet. Doch Bertrand trug fast die jungen Fräulein auf ihre Zimmer, wo das Schönste und Beste für sie bereitet war. Allein sie genossen von allem nur flüchtig, hatten nirgend Ruhe, und baten den Alten, ihnen alle Gemächer zu öffnen, damit sie noch Heut alles in Augenschein nähmen. Die Augenblicke sind in dieser Zeit gemessen, sagte Antonie, wir werden die Herrlichkeiten kaum einmal überschauen dürfen.
So durchflogen sie denn Kammern und Säle. Auch zu dem Bildersale kamen sie. Marie hatte sich an Antoniens Arm gehängt. Diese trug die Kerze, welche sie in die Höhe hob, als sie zwischen zwei hervorspringenden Säulen in das Zimmer traten. Die veralteten, durch die Zeit angebräunten, Gesichter der Ritter, Marschälle und Geistlichen, neben den wunderlich aufgeputzten Damen an ihrer Seite, welche alle so grade und starr durcheinander hinsahen, gaben den beiden Mädchen das beklemmende Gefühl zweier Fremdlinge, die in große unbekannte Versammlung treten.
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/67>, abgerufen am 16.02.2025. |