Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.Die Stille von Außen hatte ihnen Muth genug gegeben, nach den obern Gemächern heraufzusteigen. Antonie blieb mehreremale auf den Treppen und in den Gängen stehn, sie schien sich die Gestalten zu dem zu schaffen, was sie im Taumel ihrer Sinne gehört hatte. Antonie, sagte die Aebtissin, rufe Dir nicht Dinge in das Gemüth zurück, die uns noch blutig genug auf unserm Wege begegnen können! Auch dem Marquis waren jene Erinnerungen widrig, da es ihm unschicklich, ja entehrend, erschien, daß er sich wie ein Gelähmter oder Feigling vor der wilden Rotte verborgen halten, und jeden Gedanken an tapfern Widerstand unterdrücken mußte. Er zog daher Antonien schnell mit sich fort, und wünschte in allem sehnlich, das Gebäude je eher je lieber verlaßen zu können. Es ward auch nach grade so dunkel, daß jeder unerkannt seines Weges zu ziehn hoffen durfte. Alle saßen nun unruhig neben, nicht mehr bei einander, denn eines jeden Gedanke war über die Gegenwart hinausgerückt. Man erwartete nur den Aufbruch der Aebtissin, welche der Marquis niemals allein zurückgelaßen haben würde. Endlich klang es von außen, als wenn zwei Eisen zusammenfielen. Das ist der Herzog! rief die Aebtissin ganz außer sich. Der Herzog! wiederholten Alle, aber die erschütterte Frau, welche die endliche Befreiung Die Stille von Außen hatte ihnen Muth genug gegeben, nach den obern Gemächern heraufzusteigen. Antonie blieb mehreremale auf den Treppen und in den Gängen stehn, sie schien sich die Gestalten zu dem zu schaffen, was sie im Taumel ihrer Sinne gehört hatte. Antonie, sagte die Aebtissin, rufe Dir nicht Dinge in das Gemüth zurück, die uns noch blutig genug auf unserm Wege begegnen können! Auch dem Marquis waren jene Erinnerungen widrig, da es ihm unschicklich, ja entehrend, erschien, daß er sich wie ein Gelähmter oder Feigling vor der wilden Rotte verborgen halten, und jeden Gedanken an tapfern Widerstand unterdrücken mußte. Er zog daher Antonien schnell mit sich fort, und wünschte in allem sehnlich, das Gebäude je eher je lieber verlaßen zu können. Es ward auch nach grade so dunkel, daß jeder unerkannt seines Weges zu ziehn hoffen durfte. Alle saßen nun unruhig neben, nicht mehr bei einander, denn eines jeden Gedanke war über die Gegenwart hinausgerückt. Man erwartete nur den Aufbruch der Aebtissin, welche der Marquis niemals allein zurückgelaßen haben würde. Endlich klang es von außen, als wenn zwei Eisen zusammenfielen. Das ist der Herzog! rief die Aebtissin ganz außer sich. Der Herzog! wiederholten Alle, aber die erschütterte Frau, welche die endliche Befreiung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0054" n="47"/> <p> Die Stille von Außen hatte ihnen Muth genug gegeben, nach den obern Gemächern heraufzusteigen. Antonie blieb mehreremale auf den Treppen und in den Gängen stehn, sie schien sich die Gestalten zu dem zu schaffen, was sie im Taumel ihrer Sinne gehört hatte. Antonie, sagte die Aebtissin, rufe Dir nicht Dinge in das Gemüth zurück, die uns noch blutig genug auf unserm Wege begegnen können! Auch dem Marquis waren jene Erinnerungen widrig, da es ihm unschicklich, ja entehrend, erschien, daß er sich wie ein Gelähmter oder Feigling vor der wilden Rotte verborgen halten, und jeden Gedanken an tapfern Widerstand unterdrücken mußte. Er zog daher Antonien schnell mit sich fort, und wünschte in allem sehnlich, das Gebäude je eher je lieber verlaßen zu können. Es ward auch nach grade so dunkel, daß jeder unerkannt seines Weges zu ziehn hoffen durfte. Alle saßen nun unruhig neben, nicht mehr bei einander, denn eines jeden Gedanke war über die Gegenwart hinausgerückt. Man erwartete nur den Aufbruch der Aebtissin, welche der Marquis niemals allein zurückgelaßen haben würde. Endlich klang es von außen, als wenn zwei Eisen zusammenfielen. Das ist der Herzog! rief die Aebtissin ganz außer sich. Der Herzog! wiederholten Alle, aber die erschütterte Frau, welche die endliche Befreiung </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0054]
Die Stille von Außen hatte ihnen Muth genug gegeben, nach den obern Gemächern heraufzusteigen. Antonie blieb mehreremale auf den Treppen und in den Gängen stehn, sie schien sich die Gestalten zu dem zu schaffen, was sie im Taumel ihrer Sinne gehört hatte. Antonie, sagte die Aebtissin, rufe Dir nicht Dinge in das Gemüth zurück, die uns noch blutig genug auf unserm Wege begegnen können! Auch dem Marquis waren jene Erinnerungen widrig, da es ihm unschicklich, ja entehrend, erschien, daß er sich wie ein Gelähmter oder Feigling vor der wilden Rotte verborgen halten, und jeden Gedanken an tapfern Widerstand unterdrücken mußte. Er zog daher Antonien schnell mit sich fort, und wünschte in allem sehnlich, das Gebäude je eher je lieber verlaßen zu können. Es ward auch nach grade so dunkel, daß jeder unerkannt seines Weges zu ziehn hoffen durfte. Alle saßen nun unruhig neben, nicht mehr bei einander, denn eines jeden Gedanke war über die Gegenwart hinausgerückt. Man erwartete nur den Aufbruch der Aebtissin, welche der Marquis niemals allein zurückgelaßen haben würde. Endlich klang es von außen, als wenn zwei Eisen zusammenfielen. Das ist der Herzog! rief die Aebtissin ganz außer sich. Der Herzog! wiederholten Alle, aber die erschütterte Frau, welche die endliche Befreiung
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/54>, abgerufen am 28.07.2024. |