Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.solche, die sich auf einem Wege begegnen, ohne zu wissen, wohin dieser führt? - Ob nun gleich die nahe Gefahr vorüber war, so blieb es doch für jeden ungerathen, sich sogleich hervorzuwagen, und das Kloster jetzt zu verlaßen. Die Unruhe auf den Heerstraßen zwang sie, die Nacht abzuwarten. Es ward ihnen auch nicht schwer, die Zeit bis dahin mit vorbereitenden, der Gegenwart zuvoreilenden, Gesprächen auszufüllen. Jedes war durch den letzten Ueberfall auf eigene Weise in Nachdenken oder Sorgen versenkt. Marie sah ganz still und schüchtern in sich hinein; auch der Marquis richtete seine Gedanken auf die unsichere Zukunft. Antonie nur schien mit dem eben Erfahrenen beschäftigt. Es ist fürchterlich, sagte sie, von Wesen bedroht zu werden, denen unser Auge vielleicht nie begegnen wird! und wie man sonst wohl unterirdische Geister scheut, so hatten wir das zu fürchten, was unsichtbar über uns sein Wesen trieb! Ueber oder unter uns, sagte die Aebtissin, noch immer sehr erschüttert und ungewiß über das Nächste, es ist ewig der Ring des Schicksals, aus dem wir nicht heraus können! Ring des Schicksals! wiederholte Marie, ihr fiel dabei ein wirklicher wahrhafter Ring ein, ihre kindisch-spielende Phantasie führte ihr goldene Ringe und goldene Tage vor die Sinne, Gedanken rankten solche, die sich auf einem Wege begegnen, ohne zu wissen, wohin dieser führt? – Ob nun gleich die nahe Gefahr vorüber war, so blieb es doch für jeden ungerathen, sich sogleich hervorzuwagen, und das Kloster jetzt zu verlaßen. Die Unruhe auf den Heerstraßen zwang sie, die Nacht abzuwarten. Es ward ihnen auch nicht schwer, die Zeit bis dahin mit vorbereitenden, der Gegenwart zuvoreilenden, Gesprächen auszufüllen. Jedes war durch den letzten Ueberfall auf eigene Weise in Nachdenken oder Sorgen versenkt. Marie sah ganz still und schüchtern in sich hinein; auch der Marquis richtete seine Gedanken auf die unsichere Zukunft. Antonie nur schien mit dem eben Erfahrenen beschäftigt. Es ist fürchterlich, sagte sie, von Wesen bedroht zu werden, denen unser Auge vielleicht nie begegnen wird! und wie man sonst wohl unterirdische Geister scheut, so hatten wir das zu fürchten, was unsichtbar über uns sein Wesen trieb! Ueber oder unter uns, sagte die Aebtissin, noch immer sehr erschüttert und ungewiß über das Nächste, es ist ewig der Ring des Schicksals, aus dem wir nicht heraus können! Ring des Schicksals! wiederholte Marie, ihr fiel dabei ein wirklicher wahrhafter Ring ein, ihre kindisch-spielende Phantasie führte ihr goldene Ringe und goldene Tage vor die Sinne, Gedanken rankten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0051" n="44"/> solche, die sich auf einem Wege begegnen, ohne zu wissen, wohin dieser führt? –</p> <p>Ob nun gleich die nahe Gefahr vorüber war, so blieb es doch für jeden ungerathen, sich sogleich hervorzuwagen, und das Kloster jetzt zu verlaßen. Die Unruhe auf den Heerstraßen zwang sie, die Nacht abzuwarten. Es ward ihnen auch nicht schwer, die Zeit bis dahin mit vorbereitenden, der Gegenwart zuvoreilenden, Gesprächen auszufüllen. Jedes war durch den letzten Ueberfall auf eigene Weise in Nachdenken oder Sorgen versenkt. Marie sah ganz still und schüchtern in sich hinein; auch der Marquis richtete seine Gedanken auf die unsichere Zukunft. Antonie nur schien mit dem eben Erfahrenen beschäftigt. Es ist fürchterlich, sagte sie, von Wesen bedroht zu werden, denen unser Auge vielleicht nie begegnen wird! und wie man sonst wohl unterirdische Geister scheut, so hatten wir das zu fürchten, was unsichtbar über uns sein Wesen trieb! Ueber oder unter uns, sagte die Aebtissin, noch immer sehr erschüttert und ungewiß über das Nächste, es ist ewig der Ring des Schicksals, aus dem wir nicht heraus können! Ring des Schicksals! wiederholte Marie, ihr fiel dabei ein wirklicher wahrhafter Ring ein, ihre kindisch-spielende Phantasie führte ihr goldene Ringe und goldene Tage vor die Sinne, Gedanken rankten </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [44/0051]
solche, die sich auf einem Wege begegnen, ohne zu wissen, wohin dieser führt? –
Ob nun gleich die nahe Gefahr vorüber war, so blieb es doch für jeden ungerathen, sich sogleich hervorzuwagen, und das Kloster jetzt zu verlaßen. Die Unruhe auf den Heerstraßen zwang sie, die Nacht abzuwarten. Es ward ihnen auch nicht schwer, die Zeit bis dahin mit vorbereitenden, der Gegenwart zuvoreilenden, Gesprächen auszufüllen. Jedes war durch den letzten Ueberfall auf eigene Weise in Nachdenken oder Sorgen versenkt. Marie sah ganz still und schüchtern in sich hinein; auch der Marquis richtete seine Gedanken auf die unsichere Zukunft. Antonie nur schien mit dem eben Erfahrenen beschäftigt. Es ist fürchterlich, sagte sie, von Wesen bedroht zu werden, denen unser Auge vielleicht nie begegnen wird! und wie man sonst wohl unterirdische Geister scheut, so hatten wir das zu fürchten, was unsichtbar über uns sein Wesen trieb! Ueber oder unter uns, sagte die Aebtissin, noch immer sehr erschüttert und ungewiß über das Nächste, es ist ewig der Ring des Schicksals, aus dem wir nicht heraus können! Ring des Schicksals! wiederholte Marie, ihr fiel dabei ein wirklicher wahrhafter Ring ein, ihre kindisch-spielende Phantasie führte ihr goldene Ringe und goldene Tage vor die Sinne, Gedanken rankten
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/51>, abgerufen am 27.07.2024. |