Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.und fiel, wie die überreitzte Natur sich jetzt oft so in ihm zerriß, in Haaransträubenden Zuckungen zur Erde. Die Bursche blickten einander, wie gelähmt an Händen und Füßen, ganz verdutzt an, dann aber, wie auf einen Wink, stürtzten sie, ohne hinter sich zu sehen, zur Thür und zum Schlosse hinaus, und meinten nicht anders, als der Teufel gehe drin um, und es sei nicht gerathen, sich mit diesem weiter einzulassen. Mehrere Domestiken des Marquis, welche schon längst ähnliche Vermuthungen hegten, schlossen sich an die Flüchtenden an. Wenige blieben zurück, unter ihnen Bertrand, der bejahrte Schloßverwalter. Dieser eilte zu seinem Herrn, leistete ihm alle erdenkliche Hülfe, und verließ ihn während der ganzen Nacht, in welcher der Marquis viel innere und äußere Schmerzen litt, nicht einen Augenblick. Der unerwartete Vorgang schwebte diesem unabläßig vor der Seele. Er hatte so lange nichts von der Welt gesehen, nun brach sie so frech, so verwirrend, auf ihn ein! Daß diesem ersten Anfalle ähnliche folgen würden, fühlte er wohl. Er sah sich der rohesten Willkühr bloßgestellt. Deshalb fiel es ihm auch wohl ein, Eigenthum und Vaterland zu verlassen, allein sein Blick war nirgend in der Außenwelt zu Hause, sein Denken, nach dieser Richtung hin, so unbehülflich, und fiel, wie die überreitzte Natur sich jetzt oft so in ihm zerriß, in Haaransträubenden Zuckungen zur Erde. Die Bursche blickten einander, wie gelähmt an Händen und Füßen, ganz verdutzt an, dann aber, wie auf einen Wink, stürtzten sie, ohne hinter sich zu sehen, zur Thür und zum Schlosse hinaus, und meinten nicht anders, als der Teufel gehe drin um, und es sei nicht gerathen, sich mit diesem weiter einzulassen. Mehrere Domestiken des Marquis, welche schon längst ähnliche Vermuthungen hegten, schlossen sich an die Flüchtenden an. Wenige blieben zurück, unter ihnen Bertrand, der bejahrte Schloßverwalter. Dieser eilte zu seinem Herrn, leistete ihm alle erdenkliche Hülfe, und verließ ihn während der ganzen Nacht, in welcher der Marquis viel innere und äußere Schmerzen litt, nicht einen Augenblick. Der unerwartete Vorgang schwebte diesem unabläßig vor der Seele. Er hatte so lange nichts von der Welt gesehen, nun brach sie so frech, so verwirrend, auf ihn ein! Daß diesem ersten Anfalle ähnliche folgen würden, fühlte er wohl. Er sah sich der rohesten Willkühr bloßgestellt. Deshalb fiel es ihm auch wohl ein, Eigenthum und Vaterland zu verlassen, allein sein Blick war nirgend in der Außenwelt zu Hause, sein Denken, nach dieser Richtung hin, so unbehülflich, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0028" n="21"/> und fiel, wie die überreitzte Natur sich jetzt oft so in ihm zerriß, in Haaransträubenden Zuckungen zur Erde.</p> <p>Die Bursche blickten einander, wie gelähmt an Händen und Füßen, ganz verdutzt an, dann aber, wie auf einen Wink, stürtzten sie, ohne hinter sich zu sehen, zur Thür und zum Schlosse hinaus, und meinten nicht anders, als der Teufel gehe drin um, und es sei nicht gerathen, sich mit diesem weiter einzulassen. Mehrere Domestiken des Marquis, welche schon längst ähnliche Vermuthungen hegten, schlossen sich an die Flüchtenden an. Wenige blieben zurück, unter ihnen Bertrand, der bejahrte Schloßverwalter. Dieser eilte zu seinem Herrn, leistete ihm alle erdenkliche Hülfe, und verließ ihn während der ganzen Nacht, in welcher der Marquis viel innere und äußere Schmerzen litt, nicht einen Augenblick. Der unerwartete Vorgang schwebte diesem unabläßig vor der Seele. Er hatte so lange nichts von der Welt gesehen, nun brach sie so frech, so verwirrend, auf ihn ein! Daß diesem ersten Anfalle ähnliche folgen würden, fühlte er wohl. Er sah sich der rohesten Willkühr bloßgestellt. Deshalb fiel es ihm auch wohl ein, Eigenthum und Vaterland zu verlassen, allein sein Blick war nirgend in der Außenwelt zu Hause, sein Denken, nach dieser Richtung hin, so unbehülflich, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [21/0028]
und fiel, wie die überreitzte Natur sich jetzt oft so in ihm zerriß, in Haaransträubenden Zuckungen zur Erde.
Die Bursche blickten einander, wie gelähmt an Händen und Füßen, ganz verdutzt an, dann aber, wie auf einen Wink, stürtzten sie, ohne hinter sich zu sehen, zur Thür und zum Schlosse hinaus, und meinten nicht anders, als der Teufel gehe drin um, und es sei nicht gerathen, sich mit diesem weiter einzulassen. Mehrere Domestiken des Marquis, welche schon längst ähnliche Vermuthungen hegten, schlossen sich an die Flüchtenden an. Wenige blieben zurück, unter ihnen Bertrand, der bejahrte Schloßverwalter. Dieser eilte zu seinem Herrn, leistete ihm alle erdenkliche Hülfe, und verließ ihn während der ganzen Nacht, in welcher der Marquis viel innere und äußere Schmerzen litt, nicht einen Augenblick. Der unerwartete Vorgang schwebte diesem unabläßig vor der Seele. Er hatte so lange nichts von der Welt gesehen, nun brach sie so frech, so verwirrend, auf ihn ein! Daß diesem ersten Anfalle ähnliche folgen würden, fühlte er wohl. Er sah sich der rohesten Willkühr bloßgestellt. Deshalb fiel es ihm auch wohl ein, Eigenthum und Vaterland zu verlassen, allein sein Blick war nirgend in der Außenwelt zu Hause, sein Denken, nach dieser Richtung hin, so unbehülflich,
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/28>, abgerufen am 16.02.2025. |