Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.Es ist schön mit dem zugleich! aber der Mensch erträgt es nicht, er ist zu schwach! deshalb kann er auch die Vergangenheit niemals durch die That zur Gegenwart machen! es geht niemals, niemals! Er seufzte tief; ward unruhig, und schien etwas zu verlangen. Marie legte ihm schweigend ein Cruzifix auf die Brust. Er griff mit beiden Händen danach, befühlte es lange, und rief dann freudig, das ist die Figur der Welt! Der Erlöser - der Schlüssel des großen Buches - mein Gott! stammelte er gebrochen, Du bist die Liebe, - in Dir - ist ewige - Gegenwart. Sein Kopf sank auf die Brust, die Lippen berührten das Kreuz, der Athem flog leicht zum letztenmale darüber hin. Der Arzt drückte ihm schweigend die schönen, starren Augen zu. Dann sagte er bewegt: so hat er denn ein Wunder erlebt, das einzige und ewige, die Fortentwickelung der Zeit! - Nach wenigen Tagen wurden Vater und Tochter neben dem alten Schlosse an den Ufern der Rhone beigesetzt. Marie schuf hier einen neuen Blumensitz, und Antonie lebte ohne Zauberei still und friedlich in Adalberts Seele, dem ein freundlich-heiteres Dasein an Mariens Liebe und seines Kindes Leben aufging. Die alten Wunder waren von der Erde verschwunden, aber die Liebe schuf täglich neue. Die Magie ihres Familienstammes Es ist schön mit dem zugleich! aber der Mensch erträgt es nicht, er ist zu schwach! deshalb kann er auch die Vergangenheit niemals durch die That zur Gegenwart machen! es geht niemals, niemals! Er seufzte tief; ward unruhig, und schien etwas zu verlangen. Marie legte ihm schweigend ein Cruzifix auf die Brust. Er griff mit beiden Händen danach, befühlte es lange, und rief dann freudig, das ist die Figur der Welt! Der Erlöser – der Schlüssel des großen Buches – mein Gott! stammelte er gebrochen, Du bist die Liebe, – in Dir – ist ewige – Gegenwart. Sein Kopf sank auf die Brust, die Lippen berührten das Kreuz, der Athem flog leicht zum letztenmale darüber hin. Der Arzt drückte ihm schweigend die schönen, starren Augen zu. Dann sagte er bewegt: so hat er denn ein Wunder erlebt, das einzige und ewige, die Fortentwickelung der Zeit! – Nach wenigen Tagen wurden Vater und Tochter neben dem alten Schlosse an den Ufern der Rhone beigesetzt. Marie schuf hier einen neuen Blumensitz, und Antonie lebte ohne Zauberei still und friedlich in Adalberts Seele, dem ein freundlich-heiteres Dasein an Mariens Liebe und seines Kindes Leben aufging. Die alten Wunder waren von der Erde verschwunden, aber die Liebe schuf täglich neue. Die Magie ihres Familienstammes <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0241" n="234"/> Es ist schön mit dem zugleich! aber der Mensch erträgt es nicht, er ist zu schwach! deshalb kann er auch die Vergangenheit niemals durch die That zur Gegenwart machen! es geht niemals, niemals! Er seufzte tief; ward unruhig, und schien etwas zu verlangen. Marie legte ihm schweigend ein Cruzifix auf die Brust. Er griff mit beiden Händen danach, befühlte es lange, und rief dann freudig, das ist die Figur der Welt! Der Erlöser – der Schlüssel des großen Buches – mein Gott! stammelte er gebrochen, Du bist die Liebe, – in Dir – ist ewige – Gegenwart. Sein Kopf sank auf die Brust, die Lippen berührten das Kreuz, der Athem flog leicht zum letztenmale darüber hin. Der Arzt drückte ihm schweigend die schönen, starren Augen zu. Dann sagte er bewegt: so hat er denn ein Wunder erlebt, das einzige und ewige, die Fortentwickelung der Zeit! –</p> <p>Nach wenigen Tagen wurden Vater und Tochter neben dem alten Schlosse an den Ufern der Rhone beigesetzt. Marie schuf hier einen neuen Blumensitz, und Antonie lebte ohne Zauberei still und friedlich in Adalberts Seele, dem ein freundlich-heiteres Dasein an Mariens Liebe und seines Kindes Leben aufging. Die alten Wunder waren von der Erde verschwunden, aber die Liebe schuf täglich neue. Die Magie ihres Familienstammes </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [234/0241]
Es ist schön mit dem zugleich! aber der Mensch erträgt es nicht, er ist zu schwach! deshalb kann er auch die Vergangenheit niemals durch die That zur Gegenwart machen! es geht niemals, niemals! Er seufzte tief; ward unruhig, und schien etwas zu verlangen. Marie legte ihm schweigend ein Cruzifix auf die Brust. Er griff mit beiden Händen danach, befühlte es lange, und rief dann freudig, das ist die Figur der Welt! Der Erlöser – der Schlüssel des großen Buches – mein Gott! stammelte er gebrochen, Du bist die Liebe, – in Dir – ist ewige – Gegenwart. Sein Kopf sank auf die Brust, die Lippen berührten das Kreuz, der Athem flog leicht zum letztenmale darüber hin. Der Arzt drückte ihm schweigend die schönen, starren Augen zu. Dann sagte er bewegt: so hat er denn ein Wunder erlebt, das einzige und ewige, die Fortentwickelung der Zeit! –
Nach wenigen Tagen wurden Vater und Tochter neben dem alten Schlosse an den Ufern der Rhone beigesetzt. Marie schuf hier einen neuen Blumensitz, und Antonie lebte ohne Zauberei still und friedlich in Adalberts Seele, dem ein freundlich-heiteres Dasein an Mariens Liebe und seines Kindes Leben aufging. Die alten Wunder waren von der Erde verschwunden, aber die Liebe schuf täglich neue. Die Magie ihres Familienstammes
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/241>, abgerufen am 16.02.2025. |