Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.plötzlich, denn eben jetzt rauscht es zitternd durch die schwankenden Rohrhalme. Antonie fährt schreiend in die Höhe, die Weiber, vom Lande stoßend, sahen sie, wie sie mit drohender Geberde aus dem wüsten Gemäuer heraufblickte, und verhüllten Gesichtes gleiten sie pfeilschnell die Rhone hinunter. Antonie bleibt regungslos, wie verzückt, stehn, das Herz stockt ihr in der Brust, sie kann kaum noch athmen, das Blut scheint in den Adern zu kochen, sie greift krampfhaft umher, in der Angst faßt sie den Dolch, und stößt ihn langsam, langsam, sich an dem Stahle kühlend, in die kranke Brust hinein. Ihre Augen waren noch nicht geschlossen, als, nicht weit von ihr, zwei Männer in der abendlichen Dämmerung auf dem Gestein niedersaßen. Antonie richtete sich in die Höhe: Adalbert! rief sie schwach, er schwankte, von dem Andern geführt, zu ihren Füßen. Das Wasser rauschte, wie an jenem Abend, neben ihnen, der Mond warf, wie damals, seinen verklärenden Schein auf Antonien, sie sagte stark, mit aufwärts gewandtem Auge: ich gebe Dich frei, Adalbert! dann sank sie, auf immer verstummend, an die Trümmer ihres Stammhauses nieder. plötzlich, denn eben jetzt rauscht es zitternd durch die schwankenden Rohrhalme. Antonie fährt schreiend in die Höhe, die Weiber, vom Lande stoßend, sahen sie, wie sie mit drohender Geberde aus dem wüsten Gemäuer heraufblickte, und verhüllten Gesichtes gleiten sie pfeilschnell die Rhone hinunter. Antonie bleibt regungslos, wie verzückt, stehn, das Herz stockt ihr in der Brust, sie kann kaum noch athmen, das Blut scheint in den Adern zu kochen, sie greift krampfhaft umher, in der Angst faßt sie den Dolch, und stößt ihn langsam, langsam, sich an dem Stahle kühlend, in die kranke Brust hinein. Ihre Augen waren noch nicht geschlossen, als, nicht weit von ihr, zwei Männer in der abendlichen Dämmerung auf dem Gestein niedersaßen. Antonie richtete sich in die Höhe: Adalbert! rief sie schwach, er schwankte, von dem Andern geführt, zu ihren Füßen. Das Wasser rauschte, wie an jenem Abend, neben ihnen, der Mond warf, wie damals, seinen verklärenden Schein auf Antonien, sie sagte stark, mit aufwärts gewandtem Auge: ich gebe Dich frei, Adalbert! dann sank sie, auf immer verstummend, an die Trümmer ihres Stammhauses nieder. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0236" n="229"/> plötzlich, denn eben jetzt rauscht es zitternd durch die schwankenden Rohrhalme. Antonie fährt schreiend in die Höhe, die Weiber, vom Lande stoßend, sahen sie, wie sie mit drohender Geberde aus dem wüsten Gemäuer heraufblickte, und verhüllten Gesichtes gleiten sie pfeilschnell die Rhone hinunter. Antonie bleibt regungslos, wie verzückt, stehn, das Herz stockt ihr in der Brust, sie kann kaum noch athmen, das Blut scheint in den Adern zu kochen, sie greift krampfhaft umher, in der Angst faßt sie den Dolch, und stößt ihn langsam, langsam, sich an dem Stahle kühlend, in die kranke Brust hinein.</p> <p>Ihre Augen waren noch nicht geschlossen, als, nicht weit von ihr, zwei Männer in der abendlichen Dämmerung auf dem Gestein niedersaßen. Antonie richtete sich in die Höhe: Adalbert! rief sie schwach, er schwankte, von dem Andern geführt, zu ihren Füßen. Das Wasser rauschte, wie an jenem Abend, neben ihnen, der Mond warf, wie damals, seinen verklärenden Schein auf Antonien, sie sagte stark, mit aufwärts gewandtem Auge: ich gebe Dich frei, Adalbert! dann sank sie, auf immer verstummend, an die Trümmer ihres Stammhauses nieder.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [229/0236]
plötzlich, denn eben jetzt rauscht es zitternd durch die schwankenden Rohrhalme. Antonie fährt schreiend in die Höhe, die Weiber, vom Lande stoßend, sahen sie, wie sie mit drohender Geberde aus dem wüsten Gemäuer heraufblickte, und verhüllten Gesichtes gleiten sie pfeilschnell die Rhone hinunter. Antonie bleibt regungslos, wie verzückt, stehn, das Herz stockt ihr in der Brust, sie kann kaum noch athmen, das Blut scheint in den Adern zu kochen, sie greift krampfhaft umher, in der Angst faßt sie den Dolch, und stößt ihn langsam, langsam, sich an dem Stahle kühlend, in die kranke Brust hinein.
Ihre Augen waren noch nicht geschlossen, als, nicht weit von ihr, zwei Männer in der abendlichen Dämmerung auf dem Gestein niedersaßen. Antonie richtete sich in die Höhe: Adalbert! rief sie schwach, er schwankte, von dem Andern geführt, zu ihren Füßen. Das Wasser rauschte, wie an jenem Abend, neben ihnen, der Mond warf, wie damals, seinen verklärenden Schein auf Antonien, sie sagte stark, mit aufwärts gewandtem Auge: ich gebe Dich frei, Adalbert! dann sank sie, auf immer verstummend, an die Trümmer ihres Stammhauses nieder.
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/236>, abgerufen am 16.02.2025. |