Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

früh. Das Gras duftete hier schon von tausend würzigen Kräutern, die Bäume sahen nach und nach aus ihren Blüthenaugen hervor, alles schien sich zu Empfang und Freude zu schmücken. Der Köhler, welcher überall rüstig Hand anlegte, und sich, als alter Waldbewohner, auf Bäume und Pflanzungen verstand, hatte manches zu Verschönung der neuen Anlagen beigetragen. Man mußte sich in der kleinen Schöpfung behaglich, recht häuslich wohl fühlen.

Die Baronin war wie im Himmel. Sie hörte, sah und empfand in allem ihr Frankreich wieder. Sie störte weder das Neue, noch vermißte sie das Alte! Alles war, wie es sein mußte, sein konnte, sie hatte nichts daran auszusetzen. Sie mochte alle Menschen glücklich denken! Marie trug sie auf den Händen. Um alles hätte sie Adalbert herzaubern, ihr ihn wiedergeben, Antonien beruhigen, schadlos halten mögen! Sie hoffte deshalb manches in dem zärtlichen Ungestüm ihres Herzens, was sie sich selbst nicht anzugeben wußte, da auch wirklich kein eigentlicher Ausweg zu finden, kein Trost bei dem gänzlichen Mangel an Nachricht über Adalbert zu ertheilen war. Marie behielt indeß Muth, und die stille Ergebung, welche es ihr allein möglich machte, Antoniens zerreißenden Schmerz zu ertragen, der diese

früh. Das Gras duftete hier schon von tausend würzigen Kräutern, die Bäume sahen nach und nach aus ihren Blüthenaugen hervor, alles schien sich zu Empfang und Freude zu schmücken. Der Köhler, welcher überall rüstig Hand anlegte, und sich, als alter Waldbewohner, auf Bäume und Pflanzungen verstand, hatte manches zu Verschönung der neuen Anlagen beigetragen. Man mußte sich in der kleinen Schöpfung behaglich, recht häuslich wohl fühlen.

Die Baronin war wie im Himmel. Sie hörte, sah und empfand in allem ihr Frankreich wieder. Sie störte weder das Neue, noch vermißte sie das Alte! Alles war, wie es sein mußte, sein konnte, sie hatte nichts daran auszusetzen. Sie mochte alle Menschen glücklich denken! Marie trug sie auf den Händen. Um alles hätte sie Adalbert herzaubern, ihr ihn wiedergeben, Antonien beruhigen, schadlos halten mögen! Sie hoffte deshalb manches in dem zärtlichen Ungestüm ihres Herzens, was sie sich selbst nicht anzugeben wußte, da auch wirklich kein eigentlicher Ausweg zu finden, kein Trost bei dem gänzlichen Mangel an Nachricht über Adalbert zu ertheilen war. Marie behielt indeß Muth, und die stille Ergebung, welche es ihr allein möglich machte, Antoniens zerreißenden Schmerz zu ertragen, der diese

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0229" n="222"/>
früh. Das Gras duftete hier schon von tausend würzigen Kräutern, die Bäume sahen nach und nach aus ihren Blüthenaugen hervor, alles schien sich zu Empfang und Freude zu schmücken. Der Köhler, welcher überall rüstig Hand anlegte, und sich, als alter Waldbewohner, auf Bäume und Pflanzungen verstand, hatte manches zu Verschönung der neuen Anlagen beigetragen. Man mußte sich in der kleinen Schöpfung behaglich, recht häuslich wohl fühlen.</p>
          <p>Die Baronin war wie im Himmel. Sie hörte, sah und empfand in allem ihr Frankreich wieder. <hi rendition="#g">Sie</hi> störte weder das Neue, noch vermißte sie das Alte! Alles war, wie es sein mußte, sein konnte, sie hatte nichts daran auszusetzen. Sie mochte alle Menschen glücklich denken! Marie trug sie auf den Händen. Um alles hätte sie Adalbert herzaubern, ihr ihn wiedergeben, Antonien beruhigen, schadlos halten mögen! Sie hoffte deshalb manches in dem zärtlichen Ungestüm ihres Herzens, was sie sich selbst nicht anzugeben wußte, da auch wirklich kein eigentlicher Ausweg zu finden, kein Trost bei dem gänzlichen Mangel an Nachricht über Adalbert zu ertheilen war. Marie behielt indeß Muth, und die stille Ergebung, welche es ihr allein möglich machte, Antoniens zerreißenden Schmerz zu ertragen, der diese
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[222/0229] früh. Das Gras duftete hier schon von tausend würzigen Kräutern, die Bäume sahen nach und nach aus ihren Blüthenaugen hervor, alles schien sich zu Empfang und Freude zu schmücken. Der Köhler, welcher überall rüstig Hand anlegte, und sich, als alter Waldbewohner, auf Bäume und Pflanzungen verstand, hatte manches zu Verschönung der neuen Anlagen beigetragen. Man mußte sich in der kleinen Schöpfung behaglich, recht häuslich wohl fühlen. Die Baronin war wie im Himmel. Sie hörte, sah und empfand in allem ihr Frankreich wieder. Sie störte weder das Neue, noch vermißte sie das Alte! Alles war, wie es sein mußte, sein konnte, sie hatte nichts daran auszusetzen. Sie mochte alle Menschen glücklich denken! Marie trug sie auf den Händen. Um alles hätte sie Adalbert herzaubern, ihr ihn wiedergeben, Antonien beruhigen, schadlos halten mögen! Sie hoffte deshalb manches in dem zärtlichen Ungestüm ihres Herzens, was sie sich selbst nicht anzugeben wußte, da auch wirklich kein eigentlicher Ausweg zu finden, kein Trost bei dem gänzlichen Mangel an Nachricht über Adalbert zu ertheilen war. Marie behielt indeß Muth, und die stille Ergebung, welche es ihr allein möglich machte, Antoniens zerreißenden Schmerz zu ertragen, der diese

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-07-03T15:02:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-07-03T15:02:16Z)
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-07-03T15:02:16Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/229
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/229>, abgerufen am 25.11.2024.