Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

heftig, gewaltsam, wie ihre ganze Natur es fodert, aber auch das ist wohl vorbei! Und Du hast glücklicher für Dich, für uns Alle, gewählt. Die stille heitere Marie paßt sich wohl für ein beschränktes Dasein, das unser aller Loos geworden ist. Mich drückt dies auch nicht mehr. Das Leben reibt nach grade alle Stacheln der Ehrsucht stumpf. Wie ich hier so mitten in der kleinen Schöpfung stand, und die Familie ihre Geräthschaften nach gethaner Arbeit bei Seite legte, die Hände freudig schwenkend zusammenschlug und nun Feierabend machte, mir ward mit ihnen wohl, unzähligemal habe ich Deine Marie so spielend arbeiten sehen, ich mußte mit Liebe an sie denken, und ich kann sagen, ich freuete mich Deiner Wahl zum erstenmal recht von Herzen.

Er umarmte hier Adalbert und führte ihn zu der Gesellschaft zurück. Die war besonders laut und aufgewekt. Das Abendessen war bereit. Man saß um einen runden Tisch. Antonie hatte noch ihren vorigen Platz, der Kreis war dadurch nicht geschlossen, daß man neben ihr einen Raum ließ für die Ab- und zu- Gehenden aus dem Hause. Adalbert stand, ohne es zu wollen, neben ihr, doch redeten sie einander nicht an, beide aßen nichts, sondern tranken nur ein wenig Milch. Sein Blut kochte, die Hand zitterte ihm, mit der er an Antonien

heftig, gewaltsam, wie ihre ganze Natur es fodert, aber auch das ist wohl vorbei! Und Du hast glücklicher für Dich, für uns Alle, gewählt. Die stille heitere Marie paßt sich wohl für ein beschränktes Dasein, das unser aller Loos geworden ist. Mich drückt dies auch nicht mehr. Das Leben reibt nach grade alle Stacheln der Ehrsucht stumpf. Wie ich hier so mitten in der kleinen Schöpfung stand, und die Familie ihre Geräthschaften nach gethaner Arbeit bei Seite legte, die Hände freudig schwenkend zusammenschlug und nun Feierabend machte, mir ward mit ihnen wohl, unzähligemal habe ich Deine Marie so spielend arbeiten sehen, ich mußte mit Liebe an sie denken, und ich kann sagen, ich freuete mich Deiner Wahl zum erstenmal recht von Herzen.

Er umarmte hier Adalbert und führte ihn zu der Gesellschaft zurück. Die war besonders laut und aufgewekt. Das Abendessen war bereit. Man saß um einen runden Tisch. Antonie hatte noch ihren vorigen Platz, der Kreis war dadurch nicht geschlossen, daß man neben ihr einen Raum ließ für die Ab- und zu- Gehenden aus dem Hause. Adalbert stand, ohne es zu wollen, neben ihr, doch redeten sie einander nicht an, beide aßen nichts, sondern tranken nur ein wenig Milch. Sein Blut kochte, die Hand zitterte ihm, mit der er an Antonien

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0195" n="188"/>
heftig, gewaltsam, wie ihre ganze Natur es fodert, aber auch das ist wohl vorbei! Und Du hast glücklicher für Dich, für uns Alle, gewählt. Die stille heitere Marie paßt sich wohl für ein beschränktes Dasein, das unser aller Loos geworden ist. Mich drückt dies auch nicht mehr. Das Leben reibt nach grade alle Stacheln der Ehrsucht stumpf. Wie ich hier so mitten in der kleinen Schöpfung stand, und die Familie ihre Geräthschaften nach gethaner Arbeit bei Seite legte, die Hände freudig schwenkend zusammenschlug und nun Feierabend machte, mir ward mit ihnen wohl, unzähligemal habe ich Deine Marie so spielend arbeiten sehen, ich mußte mit Liebe an sie denken, und ich kann sagen, ich freuete mich Deiner Wahl zum erstenmal recht von Herzen.</p>
          <p>Er umarmte hier Adalbert und führte ihn zu der Gesellschaft zurück. Die war besonders laut und aufgewekt. Das Abendessen war bereit. Man saß um einen runden Tisch. Antonie hatte noch ihren vorigen Platz, der Kreis war dadurch nicht geschlossen, daß man neben ihr einen Raum ließ für die Ab- und zu- Gehenden aus dem Hause. Adalbert stand, ohne es zu wollen, neben ihr, doch redeten sie einander nicht an, beide aßen nichts, sondern tranken nur ein wenig Milch. Sein Blut kochte, die Hand zitterte ihm, mit der er an Antonien
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[188/0195] heftig, gewaltsam, wie ihre ganze Natur es fodert, aber auch das ist wohl vorbei! Und Du hast glücklicher für Dich, für uns Alle, gewählt. Die stille heitere Marie paßt sich wohl für ein beschränktes Dasein, das unser aller Loos geworden ist. Mich drückt dies auch nicht mehr. Das Leben reibt nach grade alle Stacheln der Ehrsucht stumpf. Wie ich hier so mitten in der kleinen Schöpfung stand, und die Familie ihre Geräthschaften nach gethaner Arbeit bei Seite legte, die Hände freudig schwenkend zusammenschlug und nun Feierabend machte, mir ward mit ihnen wohl, unzähligemal habe ich Deine Marie so spielend arbeiten sehen, ich mußte mit Liebe an sie denken, und ich kann sagen, ich freuete mich Deiner Wahl zum erstenmal recht von Herzen. Er umarmte hier Adalbert und führte ihn zu der Gesellschaft zurück. Die war besonders laut und aufgewekt. Das Abendessen war bereit. Man saß um einen runden Tisch. Antonie hatte noch ihren vorigen Platz, der Kreis war dadurch nicht geschlossen, daß man neben ihr einen Raum ließ für die Ab- und zu- Gehenden aus dem Hause. Adalbert stand, ohne es zu wollen, neben ihr, doch redeten sie einander nicht an, beide aßen nichts, sondern tranken nur ein wenig Milch. Sein Blut kochte, die Hand zitterte ihm, mit der er an Antonien

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-07-03T15:02:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-07-03T15:02:16Z)
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-07-03T15:02:16Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/195
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/195>, abgerufen am 22.11.2024.