Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.Antonien, diese saß im Hintergrunde unter dem Vorgebäu der Hausthür, um welche die Uebrigen einen Kreis geschlossen hatten. Ihr schneeweißes Kleid, das in einen hohen, weit abstehenden Kragen, dicht unter dem Kinn, zusammenlief, das Blendende ihrer fast blutlosen Haut, und die großen, dunkelglühenden Augen, gaben ihr in der abendlichen Dämmerung etwas überaus Wunderbares und Schauerliches. Adalbert bebte, als er sie sah, doch konnte er seine Augen nicht von ihr wenden. Sie schien gelassen, nur einmal fiel ihr Blick mit unbeschreiblicher Gewalt auf ihn nieder. Er senkte, wie davon getroffen, den Kopf auf Mariens Schulter, hinter deren Stuhl er stand, diese bog das Gesichtchen nach ihm zurück, so daß ihr Mund seine Wange streifte. Zum erstenmal befiel ihn tödtliche Angst bei ihren Liebkosungen, er machte sich schnell los, und eilte in das Gärtchen der Meierwohnung. Hier traf er den Herzog, welcher mit großer Aufmerksamkeit den Fleiß und die Anordnungen des thätigen Besitzers beachtete. Alles war hier wohl übersehen, benutzt und bekommen. Innerer Wohlstand, Stille und behagliches Gnügen, schienen durch die einfache Anlage hindurch zu sehen. Der Herzog redete gebrochenes deutsch mit den Arbeitern, er schien über manches Auskunft zu Antonien, diese saß im Hintergrunde unter dem Vorgebäu der Hausthür, um welche die Uebrigen einen Kreis geschlossen hatten. Ihr schneeweißes Kleid, das in einen hohen, weit abstehenden Kragen, dicht unter dem Kinn, zusammenlief, das Blendende ihrer fast blutlosen Haut, und die großen, dunkelglühenden Augen, gaben ihr in der abendlichen Dämmerung etwas überaus Wunderbares und Schauerliches. Adalbert bebte, als er sie sah, doch konnte er seine Augen nicht von ihr wenden. Sie schien gelassen, nur einmal fiel ihr Blick mit unbeschreiblicher Gewalt auf ihn nieder. Er senkte, wie davon getroffen, den Kopf auf Mariens Schulter, hinter deren Stuhl er stand, diese bog das Gesichtchen nach ihm zurück, so daß ihr Mund seine Wange streifte. Zum erstenmal befiel ihn tödtliche Angst bei ihren Liebkosungen, er machte sich schnell los, und eilte in das Gärtchen der Meierwohnung. Hier traf er den Herzog, welcher mit großer Aufmerksamkeit den Fleiß und die Anordnungen des thätigen Besitzers beachtete. Alles war hier wohl übersehen, benutzt und bekommen. Innerer Wohlstand, Stille und behagliches Gnügen, schienen durch die einfache Anlage hindurch zu sehen. Der Herzog redete gebrochenes deutsch mit den Arbeitern, er schien über manches Auskunft zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0193" n="186"/> Antonien, diese saß im Hintergrunde unter dem Vorgebäu der Hausthür, um welche die Uebrigen einen Kreis geschlossen hatten. Ihr schneeweißes Kleid, das in einen hohen, weit abstehenden Kragen, dicht unter dem Kinn, zusammenlief, das Blendende ihrer fast blutlosen Haut, und die großen, dunkelglühenden Augen, gaben ihr in der abendlichen Dämmerung etwas überaus Wunderbares und Schauerliches. Adalbert bebte, als er sie sah, doch konnte er seine Augen nicht von ihr wenden. Sie schien gelassen, nur einmal fiel ihr Blick mit unbeschreiblicher Gewalt auf ihn nieder. Er senkte, wie davon getroffen, den Kopf auf Mariens Schulter, hinter deren Stuhl er stand, diese bog das Gesichtchen nach ihm zurück, so daß ihr Mund seine Wange streifte. Zum erstenmal befiel ihn tödtliche Angst bei ihren Liebkosungen, er machte sich schnell los, und eilte in das Gärtchen der Meierwohnung.</p> <p>Hier traf er den Herzog, welcher mit großer Aufmerksamkeit den Fleiß und die Anordnungen des thätigen Besitzers beachtete. Alles war hier wohl übersehen, benutzt und bekommen. Innerer Wohlstand, Stille und behagliches Gnügen, schienen durch die einfache Anlage hindurch zu sehen. Der Herzog redete gebrochenes deutsch mit den Arbeitern, er schien über manches Auskunft zu </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [186/0193]
Antonien, diese saß im Hintergrunde unter dem Vorgebäu der Hausthür, um welche die Uebrigen einen Kreis geschlossen hatten. Ihr schneeweißes Kleid, das in einen hohen, weit abstehenden Kragen, dicht unter dem Kinn, zusammenlief, das Blendende ihrer fast blutlosen Haut, und die großen, dunkelglühenden Augen, gaben ihr in der abendlichen Dämmerung etwas überaus Wunderbares und Schauerliches. Adalbert bebte, als er sie sah, doch konnte er seine Augen nicht von ihr wenden. Sie schien gelassen, nur einmal fiel ihr Blick mit unbeschreiblicher Gewalt auf ihn nieder. Er senkte, wie davon getroffen, den Kopf auf Mariens Schulter, hinter deren Stuhl er stand, diese bog das Gesichtchen nach ihm zurück, so daß ihr Mund seine Wange streifte. Zum erstenmal befiel ihn tödtliche Angst bei ihren Liebkosungen, er machte sich schnell los, und eilte in das Gärtchen der Meierwohnung.
Hier traf er den Herzog, welcher mit großer Aufmerksamkeit den Fleiß und die Anordnungen des thätigen Besitzers beachtete. Alles war hier wohl übersehen, benutzt und bekommen. Innerer Wohlstand, Stille und behagliches Gnügen, schienen durch die einfache Anlage hindurch zu sehen. Der Herzog redete gebrochenes deutsch mit den Arbeitern, er schien über manches Auskunft zu
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/193>, abgerufen am 16.02.2025. |