Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.kleinen Neckereien von seinem Lippen wegzuküssen. Nicht selten feierte Giannina solche Augenblicke mit ihrer Herrin, und, sich in die Zweige der starken Ulme schwingend, saß sie über dem jungen Ehepaare, wiegte sich nachläßig in dem Grün, und stimmte ein scherzendes Liedchen auf ihrer Mandoline an. Einst waren alle hier versammelt, als die Baronin herzukam und Marien bat, sie nebst mehrern Andern auf einem Spatziergang den Rhein hinunter zu begleiten, wo sie in einer Meierei zu Abend essen und Nachts zu Wasser rückkehren wollten. Marie ließ sich sogleich willig finden. Giannina sollte ihr Instrument mitnehmen, Alexis, der zeither ganz artig das Flageolet blies, durfte auch nicht fehlen, man versprach sich unendliches Vergnügen. Auch Adalbert ward bestürmt, mit zu gehn, er hatte noch Geschäfte, wollte indeß gewiß nachkommen. Antonie war mit dem Marquis; man wußte nicht, ob sie zu dem lustigen Feste gestimmt seien, doch ward Bertrand aufgetragen, sie einzuladen, wenn sie aus ihren Zimmern kämen. Die Andern waren zum Aufbruch bereit. Marie hatte ihren Strohhut mit Mohn geschmückt, und sah sehr reizend aus, als sie, von ihren jungen Gefährten begleitet, den Zug eröffnete. Giannina wußte sich nicht zu laßen vor innerer Lust, kleinen Neckereien von seinem Lippen wegzuküssen. Nicht selten feierte Giannina solche Augenblicke mit ihrer Herrin, und, sich in die Zweige der starken Ulme schwingend, saß sie über dem jungen Ehepaare, wiegte sich nachläßig in dem Grün, und stimmte ein scherzendes Liedchen auf ihrer Mandoline an. Einst waren alle hier versammelt, als die Baronin herzukam und Marien bat, sie nebst mehrern Andern auf einem Spatziergang den Rhein hinunter zu begleiten, wo sie in einer Meierei zu Abend essen und Nachts zu Wasser rückkehren wollten. Marie ließ sich sogleich willig finden. Giannina sollte ihr Instrument mitnehmen, Alexis, der zeither ganz artig das Flageolet blies, durfte auch nicht fehlen, man versprach sich unendliches Vergnügen. Auch Adalbert ward bestürmt, mit zu gehn, er hatte noch Geschäfte, wollte indeß gewiß nachkommen. Antonie war mit dem Marquis; man wußte nicht, ob sie zu dem lustigen Feste gestimmt seien, doch ward Bertrand aufgetragen, sie einzuladen, wenn sie aus ihren Zimmern kämen. Die Andern waren zum Aufbruch bereit. Marie hatte ihren Strohhut mit Mohn geschmückt, und sah sehr reizend aus, als sie, von ihren jungen Gefährten begleitet, den Zug eröffnete. Giannina wußte sich nicht zu laßen vor innerer Lust, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0191" n="184"/> kleinen Neckereien von seinem Lippen wegzuküssen. Nicht selten feierte Giannina solche Augenblicke mit ihrer Herrin, und, sich in die Zweige der starken Ulme schwingend, saß sie über dem jungen Ehepaare, wiegte sich nachläßig in dem Grün, und stimmte ein scherzendes Liedchen auf ihrer Mandoline an.</p> <p>Einst waren alle hier versammelt, als die Baronin herzukam und Marien bat, sie nebst mehrern Andern auf einem Spatziergang den Rhein hinunter zu begleiten, wo sie in einer Meierei zu Abend essen und Nachts zu Wasser rückkehren wollten. Marie ließ sich sogleich willig finden. Giannina sollte ihr Instrument mitnehmen, Alexis, der zeither ganz artig das Flageolet blies, durfte auch nicht fehlen, man versprach sich unendliches Vergnügen. Auch Adalbert ward bestürmt, mit zu gehn, er hatte noch Geschäfte, wollte indeß gewiß nachkommen. Antonie war mit dem Marquis; man wußte nicht, ob sie zu dem lustigen Feste gestimmt seien, doch ward Bertrand aufgetragen, sie einzuladen, wenn sie aus ihren Zimmern kämen.</p> <p>Die Andern waren zum Aufbruch bereit. Marie hatte ihren Strohhut mit Mohn geschmückt, und sah sehr reizend aus, als sie, von ihren jungen Gefährten begleitet, den Zug eröffnete. Giannina wußte sich nicht zu laßen vor innerer Lust, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [184/0191]
kleinen Neckereien von seinem Lippen wegzuküssen. Nicht selten feierte Giannina solche Augenblicke mit ihrer Herrin, und, sich in die Zweige der starken Ulme schwingend, saß sie über dem jungen Ehepaare, wiegte sich nachläßig in dem Grün, und stimmte ein scherzendes Liedchen auf ihrer Mandoline an.
Einst waren alle hier versammelt, als die Baronin herzukam und Marien bat, sie nebst mehrern Andern auf einem Spatziergang den Rhein hinunter zu begleiten, wo sie in einer Meierei zu Abend essen und Nachts zu Wasser rückkehren wollten. Marie ließ sich sogleich willig finden. Giannina sollte ihr Instrument mitnehmen, Alexis, der zeither ganz artig das Flageolet blies, durfte auch nicht fehlen, man versprach sich unendliches Vergnügen. Auch Adalbert ward bestürmt, mit zu gehn, er hatte noch Geschäfte, wollte indeß gewiß nachkommen. Antonie war mit dem Marquis; man wußte nicht, ob sie zu dem lustigen Feste gestimmt seien, doch ward Bertrand aufgetragen, sie einzuladen, wenn sie aus ihren Zimmern kämen.
Die Andern waren zum Aufbruch bereit. Marie hatte ihren Strohhut mit Mohn geschmückt, und sah sehr reizend aus, als sie, von ihren jungen Gefährten begleitet, den Zug eröffnete. Giannina wußte sich nicht zu laßen vor innerer Lust,
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/191>, abgerufen am 16.02.2025. |