Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.der Zukunft gern und oft von diesem Zustand, der ihm wie ein Traum erinnerlich blieb, und den er, als einen Licht- und Wendepunkt seines Lebens, sehr in Ehren hielt. Plötzlich fiel ein heftiger Donnerschlag, der, mehrere Scheiben zerschlagend, in das Gemach hinein, eine metallene Leiste entlängs, an einem sehr kunstreichen, in die Wand eingelassenen, Uhrwerke herab, in die Erde fuhr. Dies Uhrwerk, von einem deutschen Meister vor mehrerern hundert Jahren verfertigt, ließ zu bestimmter Zeit einen Vogel aus goldgeflochtenem Bauer hervorgehen, der, seine Schwingen ausspreitzend, mit gellender Kehle die Stundenzahl angab. Die ganze Sache war seit langer Zeit ins Stocken gerathen. Niemand erinnerte sich, das nunmehr ziemlich verachtete Kunststückchen selbst gesehen und gehört zu haben, man erwähnte dessen nur als einer Merkwürdigkeit des Schlosses. Jetzt aber, wie durch einen elektrischen Schlag entzaubert, trat der Vogel hervor, und gleichsam, als wolle er sich für das lange Schweigen schadlos halten, blieb er in einem schnarrenden Geschmetter, bis das rostige Räderwerk, abgelaufen, wieder in seine Fugen zurücksprang, indem noch zuletzt ein Ton nachklang und langsam verhallte. Da nun der Marquis mit diesem einen letzten Tone zugleich aus seiner halben Ohnmacht aufschreckte, und es sich fand, daß der Zukunft gern und oft von diesem Zustand, der ihm wie ein Traum erinnerlich blieb, und den er, als einen Licht- und Wendepunkt seines Lebens, sehr in Ehren hielt. Plötzlich fiel ein heftiger Donnerschlag, der, mehrere Scheiben zerschlagend, in das Gemach hinein, eine metallene Leiste entlängs, an einem sehr kunstreichen, in die Wand eingelassenen, Uhrwerke herab, in die Erde fuhr. Dies Uhrwerk, von einem deutschen Meister vor mehrerern hundert Jahren verfertigt, ließ zu bestimmter Zeit einen Vogel aus goldgeflochtenem Bauer hervorgehen, der, seine Schwingen ausspreitzend, mit gellender Kehle die Stundenzahl angab. Die ganze Sache war seit langer Zeit ins Stocken gerathen. Niemand erinnerte sich, das nunmehr ziemlich verachtete Kunststückchen selbst gesehen und gehört zu haben, man erwähnte dessen nur als einer Merkwürdigkeit des Schlosses. Jetzt aber, wie durch einen elektrischen Schlag entzaubert, trat der Vogel hervor, und gleichsam, als wolle er sich für das lange Schweigen schadlos halten, blieb er in einem schnarrenden Geschmetter, bis das rostige Räderwerk, abgelaufen, wieder in seine Fugen zurücksprang, indem noch zuletzt ein Ton nachklang und langsam verhallte. Da nun der Marquis mit diesem einen letzten Tone zugleich aus seiner halben Ohnmacht aufschreckte, und es sich fand, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0019" n="12"/> der Zukunft gern und oft von diesem Zustand, der ihm wie ein Traum erinnerlich blieb, und den er, als einen Licht- und Wendepunkt seines Lebens, sehr in Ehren hielt. Plötzlich fiel ein heftiger Donnerschlag, der, mehrere Scheiben zerschlagend, in das Gemach hinein, eine metallene Leiste entlängs, an einem sehr kunstreichen, in die Wand eingelassenen, Uhrwerke herab, in die Erde fuhr. Dies Uhrwerk, von einem deutschen Meister vor mehrerern hundert Jahren verfertigt, ließ zu bestimmter Zeit einen Vogel aus goldgeflochtenem Bauer hervorgehen, der, seine Schwingen ausspreitzend, mit gellender Kehle die Stundenzahl angab. Die ganze Sache war seit langer Zeit ins Stocken gerathen. Niemand erinnerte sich, das nunmehr ziemlich verachtete Kunststückchen selbst gesehen und gehört zu haben, man erwähnte dessen nur als einer Merkwürdigkeit des Schlosses. Jetzt aber, wie durch einen elektrischen Schlag entzaubert, trat der Vogel hervor, und gleichsam, als wolle er sich für das lange Schweigen schadlos halten, blieb er in einem schnarrenden Geschmetter, bis das rostige Räderwerk, abgelaufen, wieder in seine Fugen zurücksprang, indem noch zuletzt ein Ton nachklang und langsam verhallte. Da nun der Marquis mit diesem einen letzten Tone zugleich aus seiner halben Ohnmacht aufschreckte, und es sich fand, daß </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [12/0019]
der Zukunft gern und oft von diesem Zustand, der ihm wie ein Traum erinnerlich blieb, und den er, als einen Licht- und Wendepunkt seines Lebens, sehr in Ehren hielt. Plötzlich fiel ein heftiger Donnerschlag, der, mehrere Scheiben zerschlagend, in das Gemach hinein, eine metallene Leiste entlängs, an einem sehr kunstreichen, in die Wand eingelassenen, Uhrwerke herab, in die Erde fuhr. Dies Uhrwerk, von einem deutschen Meister vor mehrerern hundert Jahren verfertigt, ließ zu bestimmter Zeit einen Vogel aus goldgeflochtenem Bauer hervorgehen, der, seine Schwingen ausspreitzend, mit gellender Kehle die Stundenzahl angab. Die ganze Sache war seit langer Zeit ins Stocken gerathen. Niemand erinnerte sich, das nunmehr ziemlich verachtete Kunststückchen selbst gesehen und gehört zu haben, man erwähnte dessen nur als einer Merkwürdigkeit des Schlosses. Jetzt aber, wie durch einen elektrischen Schlag entzaubert, trat der Vogel hervor, und gleichsam, als wolle er sich für das lange Schweigen schadlos halten, blieb er in einem schnarrenden Geschmetter, bis das rostige Räderwerk, abgelaufen, wieder in seine Fugen zurücksprang, indem noch zuletzt ein Ton nachklang und langsam verhallte. Da nun der Marquis mit diesem einen letzten Tone zugleich aus seiner halben Ohnmacht aufschreckte, und es sich fand, daß
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/19>, abgerufen am 16.02.2025. |