Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

was ein jeder in der Zeit mit durchlebt, mit durcharbeitet hatte, das im rüstigen Gegenstreit überwunden war, jetzt schroff und schneidend in die Seele zurückfiel. Zudem griffen die häufig vorkommenden politischen Diskussionen alte Streitpunkte ungeschickt an, und da sie sämmtlich, auf Zufälligkeiten begründet, aller soliden Basis ermangelten, so verletzten sie nicht selten Wahrheit und Sitte, und ließen alle Partheien unbefriedigt.

Es stand daher nach beendigter Vorlesung mit der geselligen Heiterkeit um nichts besser, als zuvor, und die Verlegenheit, mit welcher ein jeder das dürftige Lob über kaum geöffnete Lippen drückte, gehörte in die Reihe aller peinlichen Zustände, die an diesem Tage auf einander folgten.

Der Herzog nahm indeß ziemlich mürrisch den Faden der Unterhaltung bei der eben verhandelten Politik auf, und brachte das Gespräch nach und nach leidlich in Gang. Er griff die Präsidentin nicht ohne Gründe an, behauptete indeß mit seiner gewohnten Strenge, Frauen haben gar keine Stimme über öffentliche Angelegenheiten, weil ihnen der innere, wie der äußere Maaßstab, zu deren Beurtheilung, fehle. Was, fragte er, wollen Sie als Grundsatz, was als Zweck annehmen? Sie haben nur Familienruhe, Lebensglanz, oder höchst abentheuerliche Weltbürgerliche Ideen im Sinne.

was ein jeder in der Zeit mit durchlebt, mit durcharbeitet hatte, das im rüstigen Gegenstreit überwunden war, jetzt schroff und schneidend in die Seele zurückfiel. Zudem griffen die häufig vorkommenden politischen Diskussionen alte Streitpunkte ungeschickt an, und da sie sämmtlich, auf Zufälligkeiten begründet, aller soliden Basis ermangelten, so verletzten sie nicht selten Wahrheit und Sitte, und ließen alle Partheien unbefriedigt.

Es stand daher nach beendigter Vorlesung mit der geselligen Heiterkeit um nichts besser, als zuvor, und die Verlegenheit, mit welcher ein jeder das dürftige Lob über kaum geöffnete Lippen drückte, gehörte in die Reihe aller peinlichen Zustände, die an diesem Tage auf einander folgten.

Der Herzog nahm indeß ziemlich mürrisch den Faden der Unterhaltung bei der eben verhandelten Politik auf, und brachte das Gespräch nach und nach leidlich in Gang. Er griff die Präsidentin nicht ohne Gründe an, behauptete indeß mit seiner gewohnten Strenge, Frauen haben gar keine Stimme über öffentliche Angelegenheiten, weil ihnen der innere, wie der äußere Maaßstab, zu deren Beurtheilung, fehle. Was, fragte er, wollen Sie als Grundsatz, was als Zweck annehmen? Sie haben nur Familienruhe, Lebensglanz, oder höchst abentheuerliche Weltbürgerliche Ideen im Sinne.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0180" n="173"/>
was ein jeder in der Zeit mit durchlebt, mit durcharbeitet hatte, das im rüstigen Gegenstreit überwunden war, jetzt schroff und schneidend in die Seele zurückfiel. Zudem griffen die häufig vorkommenden politischen Diskussionen alte Streitpunkte ungeschickt an, und da sie sämmtlich, auf Zufälligkeiten begründet, aller soliden Basis ermangelten, so verletzten sie nicht selten Wahrheit und Sitte, und ließen alle Partheien unbefriedigt.</p>
          <p>Es stand daher nach beendigter Vorlesung mit der geselligen Heiterkeit um nichts besser, als zuvor, und die Verlegenheit, mit welcher ein jeder das dürftige Lob über kaum geöffnete Lippen drückte, gehörte in die Reihe aller peinlichen Zustände, die an diesem Tage auf einander folgten.</p>
          <p>Der Herzog nahm indeß ziemlich mürrisch den Faden der Unterhaltung bei der eben verhandelten Politik auf, und brachte das Gespräch nach und nach leidlich in Gang. Er griff die Präsidentin nicht ohne Gründe an, behauptete indeß mit seiner gewohnten Strenge, Frauen haben gar keine Stimme über öffentliche Angelegenheiten, weil ihnen der innere, wie der äußere Maaßstab, zu deren Beurtheilung, fehle. Was, fragte er, wollen Sie als Grundsatz, was als Zweck annehmen? Sie haben nur Familienruhe, Lebensglanz, oder höchst abentheuerliche Weltbürgerliche Ideen im Sinne.
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0180] was ein jeder in der Zeit mit durchlebt, mit durcharbeitet hatte, das im rüstigen Gegenstreit überwunden war, jetzt schroff und schneidend in die Seele zurückfiel. Zudem griffen die häufig vorkommenden politischen Diskussionen alte Streitpunkte ungeschickt an, und da sie sämmtlich, auf Zufälligkeiten begründet, aller soliden Basis ermangelten, so verletzten sie nicht selten Wahrheit und Sitte, und ließen alle Partheien unbefriedigt. Es stand daher nach beendigter Vorlesung mit der geselligen Heiterkeit um nichts besser, als zuvor, und die Verlegenheit, mit welcher ein jeder das dürftige Lob über kaum geöffnete Lippen drückte, gehörte in die Reihe aller peinlichen Zustände, die an diesem Tage auf einander folgten. Der Herzog nahm indeß ziemlich mürrisch den Faden der Unterhaltung bei der eben verhandelten Politik auf, und brachte das Gespräch nach und nach leidlich in Gang. Er griff die Präsidentin nicht ohne Gründe an, behauptete indeß mit seiner gewohnten Strenge, Frauen haben gar keine Stimme über öffentliche Angelegenheiten, weil ihnen der innere, wie der äußere Maaßstab, zu deren Beurtheilung, fehle. Was, fragte er, wollen Sie als Grundsatz, was als Zweck annehmen? Sie haben nur Familienruhe, Lebensglanz, oder höchst abentheuerliche Weltbürgerliche Ideen im Sinne.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-07-03T15:02:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-07-03T15:02:16Z)
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-07-03T15:02:16Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/180
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/180>, abgerufen am 23.11.2024.