Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.und mit aufwärtsgerichteten Blicken ging sie schweigend zur Thür hinaus. Der Marquis und der Arzt folgten ihr nach, allein sie hatte sich in dem entferntesten Zimmer eingeschlossen, und antwortete keinem von beiden auf ihr wiederholtes Andringen, eingelassen zu werden, denn sie lag betend am Boden und gelobte es sich, Gottes Fingerzeig von nun an streng zu folgen. In ihr war kein Zweifel mehr. Es lag klar und unwidersprechlich vor ihr; sie war Adalberts Schutzgeist. Schon damals hatte sie ihn vor der ewigen Verdammniß gerettet, einen Meineid veranlaßt zu haben, das Herz mußte brechen, das er dem Himmel entrissen hatte, ehe es sich neuem Frevel hingab. Später hauchte sie den Tod von seiner Stirn, und gestern zerbrachen die unglückseligen Vermählungsringe in ihrer Hand, als warnend untrügliches Zeichen. Niemand hatte das beachtet, sie wußte es jetzt, ihr war es Pflicht, ein Band zu trennen, gegen welches Gott gesprochen hatte. Der Marquis belehrte, rückkehrend, die Anwesenden von dem Antheil, welchen Antonie an jenem Ereigniß hatte. Adalbert erschrak heftig. So nahe stand ihm das Werkzeug ewiger Rache! Sein Verhältniß zu dem seltsamen Wesen schien ein anderes geworden, und wie eine Geweihete mußte er sie betrachten, als sie ruhig, ja heiter, zur Gesellschaft wiederkehrte. und mit aufwärtsgerichteten Blicken ging sie schweigend zur Thür hinaus. Der Marquis und der Arzt folgten ihr nach, allein sie hatte sich in dem entferntesten Zimmer eingeschlossen, und antwortete keinem von beiden auf ihr wiederholtes Andringen, eingelassen zu werden, denn sie lag betend am Boden und gelobte es sich, Gottes Fingerzeig von nun an streng zu folgen. In ihr war kein Zweifel mehr. Es lag klar und unwidersprechlich vor ihr; sie war Adalberts Schutzgeist. Schon damals hatte sie ihn vor der ewigen Verdammniß gerettet, einen Meineid veranlaßt zu haben, das Herz mußte brechen, das er dem Himmel entrissen hatte, ehe es sich neuem Frevel hingab. Später hauchte sie den Tod von seiner Stirn, und gestern zerbrachen die unglückseligen Vermählungsringe in ihrer Hand, als warnend untrügliches Zeichen. Niemand hatte das beachtet, sie wußte es jetzt, ihr war es Pflicht, ein Band zu trennen, gegen welches Gott gesprochen hatte. Der Marquis belehrte, rückkehrend, die Anwesenden von dem Antheil, welchen Antonie an jenem Ereigniß hatte. Adalbert erschrak heftig. So nahe stand ihm das Werkzeug ewiger Rache! Sein Verhältniß zu dem seltsamen Wesen schien ein anderes geworden, und wie eine Geweihete mußte er sie betrachten, als sie ruhig, ja heiter, zur Gesellschaft wiederkehrte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0177" n="170"/> und mit aufwärtsgerichteten Blicken ging sie schweigend zur Thür hinaus. Der Marquis und der Arzt folgten ihr nach, allein sie hatte sich in dem entferntesten Zimmer eingeschlossen, und antwortete keinem von beiden auf ihr wiederholtes Andringen, eingelassen zu werden, denn sie lag betend am Boden und gelobte es sich, Gottes Fingerzeig von nun an streng zu folgen. In ihr war kein Zweifel mehr. Es lag klar und unwidersprechlich vor ihr; sie war Adalberts Schutzgeist. Schon damals hatte sie ihn vor der ewigen Verdammniß gerettet, einen Meineid veranlaßt zu haben, das Herz mußte brechen, das er dem Himmel entrissen hatte, ehe es sich neuem Frevel hingab. Später hauchte sie den Tod von seiner Stirn, und gestern zerbrachen die unglückseligen Vermählungsringe in ihrer Hand, als warnend untrügliches Zeichen. Niemand hatte das beachtet, sie wußte es jetzt, ihr war es Pflicht, ein Band zu trennen, gegen welches Gott gesprochen hatte. Der Marquis belehrte, rückkehrend, die Anwesenden von dem Antheil, welchen Antonie an jenem Ereigniß hatte. Adalbert erschrak heftig. So nahe stand ihm das Werkzeug ewiger Rache! Sein Verhältniß zu dem seltsamen Wesen schien ein anderes geworden, und wie eine Geweihete mußte er sie betrachten, als sie ruhig, ja heiter, zur Gesellschaft wiederkehrte.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [170/0177]
und mit aufwärtsgerichteten Blicken ging sie schweigend zur Thür hinaus. Der Marquis und der Arzt folgten ihr nach, allein sie hatte sich in dem entferntesten Zimmer eingeschlossen, und antwortete keinem von beiden auf ihr wiederholtes Andringen, eingelassen zu werden, denn sie lag betend am Boden und gelobte es sich, Gottes Fingerzeig von nun an streng zu folgen. In ihr war kein Zweifel mehr. Es lag klar und unwidersprechlich vor ihr; sie war Adalberts Schutzgeist. Schon damals hatte sie ihn vor der ewigen Verdammniß gerettet, einen Meineid veranlaßt zu haben, das Herz mußte brechen, das er dem Himmel entrissen hatte, ehe es sich neuem Frevel hingab. Später hauchte sie den Tod von seiner Stirn, und gestern zerbrachen die unglückseligen Vermählungsringe in ihrer Hand, als warnend untrügliches Zeichen. Niemand hatte das beachtet, sie wußte es jetzt, ihr war es Pflicht, ein Band zu trennen, gegen welches Gott gesprochen hatte. Der Marquis belehrte, rückkehrend, die Anwesenden von dem Antheil, welchen Antonie an jenem Ereigniß hatte. Adalbert erschrak heftig. So nahe stand ihm das Werkzeug ewiger Rache! Sein Verhältniß zu dem seltsamen Wesen schien ein anderes geworden, und wie eine Geweihete mußte er sie betrachten, als sie ruhig, ja heiter, zur Gesellschaft wiederkehrte.
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/177>, abgerufen am 16.02.2025. |