Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.eben auch eintraten. Doch faßte er sich sogleich, als er den Sohn lebend, ja unter Bertrands Händen besser fand, als er es früher dachte. Er blieb im Hintergrunde des Zimmers, und schien abzuwarten, bis es Zeit sein werde, zu reden. Allein die Baronin hatte kaum einen Blick auf den Kranken geworfen, als sie alle fortdrängte, an seinen Sessel niederkniete, seine Hände küßte, und unter einem Strom von Thränen wiederholt rief: Adalbert, Adalbert, mein Adalbert, bist Du es wirklich? Dieser vernahm kaum den Ton ihrer Stimme, als sich die sanfteste Freundlichkeit über das liebe, weiche Angesicht ausbreitete, und er mit aller Anstrengung seiner erschöpften Kräfte, ja mit ritterlicher Zierlichkeit, bemühet war, die Tante vom Boden aufzuheben! Allein sie verharrte in ihrer Stellung, und sagte, noch immer heftig weinend, laß mich so, o laß mich so! ich bin Dir näher und danke zugleich Gott in Demuth für Deine Rettung. Mein liebstes Kind! es ist mir wie ein Traum, daß ich Dich hier sehe! Ach Adalbert! rief sie, jetzt Frankreich, ihr eignes und des Neffen Leid beweinend, was ist aus Schloß Clairval, aus Dir und uns Allen geworden! Wir leben, meine Tante! erwiederte jener mit besänftigender Stimme, und haben die Ehre gerettet. Hast Du nun auch Deinem Vaterlande den Rücken gekehrt? fragte eben auch eintraten. Doch faßte er sich sogleich, als er den Sohn lebend, ja unter Bertrands Händen besser fand, als er es früher dachte. Er blieb im Hintergrunde des Zimmers, und schien abzuwarten, bis es Zeit sein werde, zu reden. Allein die Baronin hatte kaum einen Blick auf den Kranken geworfen, als sie alle fortdrängte, an seinen Sessel niederkniete, seine Hände küßte, und unter einem Strom von Thränen wiederholt rief: Adalbert, Adalbert, mein Adalbert, bist Du es wirklich? Dieser vernahm kaum den Ton ihrer Stimme, als sich die sanfteste Freundlichkeit über das liebe, weiche Angesicht ausbreitete, und er mit aller Anstrengung seiner erschöpften Kräfte, ja mit ritterlicher Zierlichkeit, bemühet war, die Tante vom Boden aufzuheben! Allein sie verharrte in ihrer Stellung, und sagte, noch immer heftig weinend, laß mich so, o laß mich so! ich bin Dir näher und danke zugleich Gott in Demuth für Deine Rettung. Mein liebstes Kind! es ist mir wie ein Traum, daß ich Dich hier sehe! Ach Adalbert! rief sie, jetzt Frankreich, ihr eignes und des Neffen Leid beweinend, was ist aus Schloß Clairval, aus Dir und uns Allen geworden! Wir leben, meine Tante! erwiederte jener mit besänftigender Stimme, und haben die Ehre gerettet. Hast Du nun auch Deinem Vaterlande den Rücken gekehrt? fragte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0134" n="127"/> eben auch eintraten. Doch faßte er sich sogleich, als er den Sohn lebend, ja unter Bertrands Händen besser fand, als er es früher dachte. Er blieb im Hintergrunde des Zimmers, und schien abzuwarten, bis es Zeit sein werde, zu reden. Allein die Baronin hatte kaum einen Blick auf den Kranken geworfen, als sie alle fortdrängte, an seinen Sessel niederkniete, seine Hände küßte, und unter einem Strom von Thränen wiederholt rief: Adalbert, Adalbert, mein Adalbert, bist Du es wirklich?</p> <p>Dieser vernahm kaum den Ton ihrer Stimme, als sich die sanfteste Freundlichkeit über das liebe, weiche Angesicht ausbreitete, und er mit aller Anstrengung seiner erschöpften Kräfte, ja mit ritterlicher Zierlichkeit, bemühet war, die Tante vom Boden aufzuheben! Allein sie verharrte in ihrer Stellung, und sagte, noch immer heftig weinend, laß mich so, o laß mich so! ich bin Dir näher und danke zugleich Gott in Demuth für Deine Rettung. Mein liebstes Kind! es ist mir wie ein Traum, daß ich Dich hier sehe! Ach Adalbert! rief sie, jetzt Frankreich, ihr eignes und des Neffen Leid beweinend, was ist aus Schloß Clairval, aus Dir und uns Allen geworden! Wir leben, meine Tante! erwiederte jener mit besänftigender Stimme, und haben die Ehre gerettet. Hast Du nun auch Deinem Vaterlande den Rücken gekehrt? fragte </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [127/0134]
eben auch eintraten. Doch faßte er sich sogleich, als er den Sohn lebend, ja unter Bertrands Händen besser fand, als er es früher dachte. Er blieb im Hintergrunde des Zimmers, und schien abzuwarten, bis es Zeit sein werde, zu reden. Allein die Baronin hatte kaum einen Blick auf den Kranken geworfen, als sie alle fortdrängte, an seinen Sessel niederkniete, seine Hände küßte, und unter einem Strom von Thränen wiederholt rief: Adalbert, Adalbert, mein Adalbert, bist Du es wirklich?
Dieser vernahm kaum den Ton ihrer Stimme, als sich die sanfteste Freundlichkeit über das liebe, weiche Angesicht ausbreitete, und er mit aller Anstrengung seiner erschöpften Kräfte, ja mit ritterlicher Zierlichkeit, bemühet war, die Tante vom Boden aufzuheben! Allein sie verharrte in ihrer Stellung, und sagte, noch immer heftig weinend, laß mich so, o laß mich so! ich bin Dir näher und danke zugleich Gott in Demuth für Deine Rettung. Mein liebstes Kind! es ist mir wie ein Traum, daß ich Dich hier sehe! Ach Adalbert! rief sie, jetzt Frankreich, ihr eignes und des Neffen Leid beweinend, was ist aus Schloß Clairval, aus Dir und uns Allen geworden! Wir leben, meine Tante! erwiederte jener mit besänftigender Stimme, und haben die Ehre gerettet. Hast Du nun auch Deinem Vaterlande den Rücken gekehrt? fragte
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/134 |
Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/134>, abgerufen am 16.02.2025. |