Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.Gesicht war todtenbleich, die Hände starr und kalt, Rock und Gilet waren, wie in Todesangst, weit über die Brnst aufgerissen, der Wind strich schneidend über diese und die offenen Wunden hin. Antonie warf ihren Mantel über ihn, riß heftig an den Schleiern, und, während sie die Wunden mit diesen umwickelte, rieb sie sanft hin und wieder an den bleichen, verfallenen Schläfen. Ein grünes Netz deckte verschoben das reiche Haar, die schönsten Brauen lagen, wie hingezeichnet, auf der freien Stirn, Antonie berührte diese leise, als es wie eine Erinnerung durch sie hinfuhr, sie blickte auf nach dem Herzog, der stand, auf seinen Stock gestützt, mit tief über die Augen gezogenem Hut, finster und stumm da. Antonie fühlte das Herz des Kranken jetzt stärker schlagen, das Blut schien gestillt. Nun Ihr Männer! rief sie, was besinnt ihr Euch, soll der Unglückliche hier vergehn? Er lebt, ich sage es Euch ja, die Besinnung kehrt zurück, ich sehe es in den starren Zügen leise arbeiten! Wollt Ihr nicht, so trage ich ihn auf meinem Rücken zur nächsten Hütte! Der Herzog machte eine unwillkührliche Bewegung zu dem Kranken hin, trat aber wieder zurück, und stand wie eingewurzelt mit gesenkten Augen. Der ganze Zug war indeß herangekommen. Gesicht war todtenbleich, die Hände starr und kalt, Rock und Gilet waren, wie in Todesangst, weit über die Brnst aufgerissen, der Wind strich schneidend über diese und die offenen Wunden hin. Antonie warf ihren Mantel über ihn, riß heftig an den Schleiern, und, während sie die Wunden mit diesen umwickelte, rieb sie sanft hin und wieder an den bleichen, verfallenen Schläfen. Ein grünes Netz deckte verschoben das reiche Haar, die schönsten Brauen lagen, wie hingezeichnet, auf der freien Stirn, Antonie berührte diese leise, als es wie eine Erinnerung durch sie hinfuhr, sie blickte auf nach dem Herzog, der stand, auf seinen Stock gestützt, mit tief über die Augen gezogenem Hut, finster und stumm da. Antonie fühlte das Herz des Kranken jetzt stärker schlagen, das Blut schien gestillt. Nun Ihr Männer! rief sie, was besinnt ihr Euch, soll der Unglückliche hier vergehn? Er lebt, ich sage es Euch ja, die Besinnung kehrt zurück, ich sehe es in den starren Zügen leise arbeiten! Wollt Ihr nicht, so trage ich ihn auf meinem Rücken zur nächsten Hütte! Der Herzog machte eine unwillkührliche Bewegung zu dem Kranken hin, trat aber wieder zurück, und stand wie eingewurzelt mit gesenkten Augen. Der ganze Zug war indeß herangekommen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0130" n="123"/> Gesicht war todtenbleich, die Hände starr und kalt, Rock und Gilet waren, wie in Todesangst, weit über die Brnst aufgerissen, der Wind strich schneidend über diese und die offenen Wunden hin. Antonie warf ihren Mantel über ihn, riß heftig an den Schleiern, und, während sie die Wunden mit diesen umwickelte, rieb sie sanft hin und wieder an den bleichen, verfallenen Schläfen. Ein grünes Netz deckte verschoben das reiche Haar, die schönsten Brauen lagen, wie hingezeichnet, auf der freien Stirn, Antonie berührte diese leise, als es wie eine Erinnerung durch sie hinfuhr, sie blickte auf nach dem Herzog, der stand, auf seinen Stock gestützt, mit tief über die Augen gezogenem Hut, finster und stumm da. Antonie fühlte das Herz des Kranken jetzt stärker schlagen, das Blut schien gestillt. Nun Ihr Männer! rief sie, was besinnt ihr Euch, soll der Unglückliche hier vergehn? Er lebt, ich sage es Euch ja, die Besinnung kehrt zurück, ich sehe es in den starren Zügen leise arbeiten! Wollt Ihr nicht, so trage ich ihn auf meinem Rücken zur nächsten Hütte!</p> <p>Der Herzog machte eine unwillkührliche Bewegung zu dem Kranken hin, trat aber wieder zurück, und stand wie eingewurzelt mit gesenkten Augen.</p> <p>Der ganze Zug war indeß herangekommen. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [123/0130]
Gesicht war todtenbleich, die Hände starr und kalt, Rock und Gilet waren, wie in Todesangst, weit über die Brnst aufgerissen, der Wind strich schneidend über diese und die offenen Wunden hin. Antonie warf ihren Mantel über ihn, riß heftig an den Schleiern, und, während sie die Wunden mit diesen umwickelte, rieb sie sanft hin und wieder an den bleichen, verfallenen Schläfen. Ein grünes Netz deckte verschoben das reiche Haar, die schönsten Brauen lagen, wie hingezeichnet, auf der freien Stirn, Antonie berührte diese leise, als es wie eine Erinnerung durch sie hinfuhr, sie blickte auf nach dem Herzog, der stand, auf seinen Stock gestützt, mit tief über die Augen gezogenem Hut, finster und stumm da. Antonie fühlte das Herz des Kranken jetzt stärker schlagen, das Blut schien gestillt. Nun Ihr Männer! rief sie, was besinnt ihr Euch, soll der Unglückliche hier vergehn? Er lebt, ich sage es Euch ja, die Besinnung kehrt zurück, ich sehe es in den starren Zügen leise arbeiten! Wollt Ihr nicht, so trage ich ihn auf meinem Rücken zur nächsten Hütte!
Der Herzog machte eine unwillkührliche Bewegung zu dem Kranken hin, trat aber wieder zurück, und stand wie eingewurzelt mit gesenkten Augen.
Der ganze Zug war indeß herangekommen.
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/130>, abgerufen am 16.02.2025. |