Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.zusammenführte, kann uns auch wieder von einander reißen, man wird anjetzt so scheu, und dazu ängstet mich das Dunkel der Vergangenheit mehr als die ungewisse Zukunft, deshalb meine Tante - Nun wohl, unterbrach sie die Baronin, ich will Dir gern die gewünschte Auskunft geben. Sie richtete sich im Bette auf, und Antoniens beide Hände fassend, gleich als wolle sie sich versichern, daß sie zu einem lebenden Wesen rede, zog sie diese sanft zu sich nieder. Hast Du, hub sie nach einigem Besinnen an, vielleicht von einer geheimnißvollen Kraft gehört, welche einem Wesen über das Andere eine furchtbare Gewalt einräumt, und die man, mit Recht oder Unrecht, magnetisch zu nennen pflegt? - Magnetisch heißt die Kraft? fiel Antonie schnell ein. Ja, erwiederte die Baronin. Ich zweifele nicht, fuhr sie fort, es giebt so unbegreifliche Einflüsse in der Natur, welche der Einzelne freilich nur am Einzelnen entdecken kann. Allein das Menschliche Gemüth ist nicht enthaltsam, es kann nichts kommen, nichts aus seiner Nothwendigkeit ruhig hervorgehn lassen, es muß alles an sich reißen, und wie der Effekt den Sinn trifft, und der Mensch durch irgend ein Vermittelndes dem Herr wird, so freuet er sich schwachherzig der Meisterschaft, und prüft und übt sich an etwas Willkührlichem, das ihm unvermerkt Zweck zusammenführte, kann uns auch wieder von einander reißen, man wird anjetzt so scheu, und dazu ängstet mich das Dunkel der Vergangenheit mehr als die ungewisse Zukunft, deshalb meine Tante – Nun wohl, unterbrach sie die Baronin, ich will Dir gern die gewünschte Auskunft geben. Sie richtete sich im Bette auf, und Antoniens beide Hände fassend, gleich als wolle sie sich versichern, daß sie zu einem lebenden Wesen rede, zog sie diese sanft zu sich nieder. Hast Du, hub sie nach einigem Besinnen an, vielleicht von einer geheimnißvollen Kraft gehört, welche einem Wesen über das Andere eine furchtbare Gewalt einräumt, und die man, mit Recht oder Unrecht, magnetisch zu nennen pflegt? – Magnetisch heißt die Kraft? fiel Antonie schnell ein. Ja, erwiederte die Baronin. Ich zweifele nicht, fuhr sie fort, es giebt so unbegreifliche Einflüsse in der Natur, welche der Einzelne freilich nur am Einzelnen entdecken kann. Allein das Menschliche Gemüth ist nicht enthaltsam, es kann nichts kommen, nichts aus seiner Nothwendigkeit ruhig hervorgehn lassen, es muß alles an sich reißen, und wie der Effekt den Sinn trifft, und der Mensch durch irgend ein Vermittelndes dem Herr wird, so freuet er sich schwachherzig der Meisterschaft, und prüft und übt sich an etwas Willkührlichem, das ihm unvermerkt Zweck <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0115" n="108"/> zusammenführte, kann uns auch wieder von einander reißen, man wird anjetzt so scheu, und dazu ängstet mich das Dunkel der Vergangenheit mehr als die ungewisse Zukunft, deshalb meine Tante – Nun wohl, unterbrach sie die Baronin, ich will Dir gern die gewünschte Auskunft geben. Sie richtete sich im Bette auf, und Antoniens beide Hände fassend, gleich als wolle sie sich versichern, daß sie zu einem lebenden Wesen rede, zog sie diese sanft zu sich nieder. Hast Du, hub sie nach einigem Besinnen an, vielleicht von einer geheimnißvollen Kraft gehört, welche einem Wesen über das Andere eine furchtbare Gewalt einräumt, und die man, mit Recht oder Unrecht, magnetisch zu nennen pflegt? – Magnetisch heißt die Kraft? fiel Antonie schnell ein. Ja, erwiederte die Baronin. Ich zweifele nicht, fuhr sie fort, es giebt so unbegreifliche Einflüsse in der Natur, welche der Einzelne freilich nur am Einzelnen entdecken kann. Allein das Menschliche Gemüth ist nicht enthaltsam, es kann nichts kommen, nichts aus seiner Nothwendigkeit ruhig hervorgehn lassen, es muß alles an sich reißen, und wie der Effekt den Sinn trifft, und der Mensch durch irgend ein Vermittelndes dem Herr wird, so freuet er sich schwachherzig der Meisterschaft, und prüft und übt sich an etwas Willkührlichem, das ihm unvermerkt Zweck </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [108/0115]
zusammenführte, kann uns auch wieder von einander reißen, man wird anjetzt so scheu, und dazu ängstet mich das Dunkel der Vergangenheit mehr als die ungewisse Zukunft, deshalb meine Tante – Nun wohl, unterbrach sie die Baronin, ich will Dir gern die gewünschte Auskunft geben. Sie richtete sich im Bette auf, und Antoniens beide Hände fassend, gleich als wolle sie sich versichern, daß sie zu einem lebenden Wesen rede, zog sie diese sanft zu sich nieder. Hast Du, hub sie nach einigem Besinnen an, vielleicht von einer geheimnißvollen Kraft gehört, welche einem Wesen über das Andere eine furchtbare Gewalt einräumt, und die man, mit Recht oder Unrecht, magnetisch zu nennen pflegt? – Magnetisch heißt die Kraft? fiel Antonie schnell ein. Ja, erwiederte die Baronin. Ich zweifele nicht, fuhr sie fort, es giebt so unbegreifliche Einflüsse in der Natur, welche der Einzelne freilich nur am Einzelnen entdecken kann. Allein das Menschliche Gemüth ist nicht enthaltsam, es kann nichts kommen, nichts aus seiner Nothwendigkeit ruhig hervorgehn lassen, es muß alles an sich reißen, und wie der Effekt den Sinn trifft, und der Mensch durch irgend ein Vermittelndes dem Herr wird, so freuet er sich schwachherzig der Meisterschaft, und prüft und übt sich an etwas Willkührlichem, das ihm unvermerkt Zweck
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/115 |
Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/115>, abgerufen am 22.07.2024. |