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Fouqué, Caroline de La Motte-: Ueber deutsche Geselligkeit. Berlin, 1814.

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dend, mußte Frau von Stael, berechtigt, den
Maaßstab anzulegen, den wir ihr selbst in
die Hand gaben,
fast überall auf unbeholfene
Langsamkeit und blödes Schweigen, oder auf ge-
lehrte floskelreiche Pedanterie, und, was noch schlim-
mer ist, auf frivole Nachäffung stoßen. Die Si-
cherheit der Meisterschaft ward durch das unbehol-
fene Streben geängstet, wenn andrerseits unschick-
liches Verwerfen an fremdem Eigenthum das Ge-
fühl verletzte.

Das ist es, was Frau von Stael zu tadeln
gezwungen ist. Hier kann und darf sie Richterin
seyn. Doch bescheiden erinnere sie sich, daß nur
diejenigen der Strenge ihres Urtheils verfallen, die
sich, selbstvergessend, fremder Eigenthümlichkeit gleich-
stellen wollen. Wenn aber eingebohrne gute Sit-
ten, gastlich deutsches Entgegenkommen, gefälliges
Eingehen in ausländische Art und Weise, solche,
die nicht immer französisch denken, bedächtig und
langsam, ja langweilig erscheinen ließ, so darf sie
von diesen, gleichsam aus dem Gang des freien

dend, mußte Frau von Stael, berechtigt, den
Maaßſtab anzulegen, den wir ihr ſelbſt in
die Hand gaben,
faſt uͤberall auf unbeholfene
Langſamkeit und bloͤdes Schweigen, oder auf ge-
lehrte floskelreiche Pedanterie, und, was noch ſchlim-
mer iſt, auf frivole Nachaͤffung ſtoßen. Die Si-
cherheit der Meiſterſchaft ward durch das unbehol-
fene Streben geaͤngſtet, wenn andrerſeits unſchick-
liches Verwerfen an fremdem Eigenthum das Ge-
fuͤhl verletzte.

Das iſt es, was Frau von Stael zu tadeln
gezwungen iſt. Hier kann und darf ſie Richterin
ſeyn. Doch beſcheiden erinnere ſie ſich, daß nur
diejenigen der Strenge ihres Urtheils verfallen, die
ſich, ſelbſtvergeſſend, fremder Eigenthuͤmlichkeit gleich-
ſtellen wollen. Wenn aber eingebohrne gute Sit-
ten, gaſtlich deutſches Entgegenkommen, gefaͤlliges
Eingehen in auslaͤndiſche Art und Weiſe, ſolche,
die nicht immer franzoͤſiſch denken, bedaͤchtig und
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[12/0014] dend, mußte Frau von Stael, berechtigt, den Maaßſtab anzulegen, den wir ihr ſelbſt in die Hand gaben, faſt uͤberall auf unbeholfene Langſamkeit und bloͤdes Schweigen, oder auf ge- lehrte floskelreiche Pedanterie, und, was noch ſchlim- mer iſt, auf frivole Nachaͤffung ſtoßen. Die Si- cherheit der Meiſterſchaft ward durch das unbehol- fene Streben geaͤngſtet, wenn andrerſeits unſchick- liches Verwerfen an fremdem Eigenthum das Ge- fuͤhl verletzte. Das iſt es, was Frau von Stael zu tadeln gezwungen iſt. Hier kann und darf ſie Richterin ſeyn. Doch beſcheiden erinnere ſie ſich, daß nur diejenigen der Strenge ihres Urtheils verfallen, die ſich, ſelbſtvergeſſend, fremder Eigenthuͤmlichkeit gleich- ſtellen wollen. Wenn aber eingebohrne gute Sit- ten, gaſtlich deutſches Entgegenkommen, gefaͤlliges Eingehen in auslaͤndiſche Art und Weiſe, ſolche, die nicht immer franzoͤſiſch denken, bedaͤchtig und langſam, ja langweilig erſcheinen ließ, ſo darf ſie von dieſen, gleichſam aus dem Gang des freien

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Ueber deutsche Geselligkeit. Berlin, 1814, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_geselligkeit_1814/14>, abgerufen am 23.11.2024.