Mittel herabgewürdigt, das Thor jener Frei- statt eitler Wünsche schneller eröffnen zu kön- nen. Wenig hilft es den Müttern, wenn sie, bei solcher Absicht, ihr Gewissen durch Worte begütigen, und an dem Tage, wo auch ihre Brust ein Blitz der Ahndung durch- zuckt, mit weisen Lehren und Hindeutungen auf das Unvergängliche, die unruhige Eil verdecken wollen, mit der sie selbst dem ei- gnen, frivolen Zweck jahrelanger Vorberei- tungen herbeizogen. Das Thun ist es, was die lebendige Gesinnung bestätigt. Der unverkennbare Eindruck hiervon, spiegelt sich zunächst in den weichen Seelchen zurück, die eine Zeitlang immer der Wiederschein von dem sind, was die eigentliche Natur ihrer Eltern und Vorgesetzten ausmacht. Jst diese auf Geringfügiges gestellt, so wird bald ge- nug das Heer von Anordnungen, die tau- send kleinen Rücksichten, die Sorge der Toi- lette, Wahl und Bestimmung von diesem und jenem ein Gemüth einnehmen, das noch vor wenigen Wochen, nach allen diesen Herr- lichkeiten, wie nach der verbotenen Frucht,
Mittel herabgewuͤrdigt, das Thor jener Frei- ſtatt eitler Wuͤnſche ſchneller eroͤffnen zu koͤn- nen. Wenig hilft es den Muͤttern, wenn ſie, bei ſolcher Abſicht, ihr Gewiſſen durch Worte beguͤtigen, und an dem Tage, wo auch ihre Bruſt ein Blitz der Ahndung durch- zuckt, mit weiſen Lehren und Hindeutungen auf das Unvergaͤngliche, die unruhige Eil verdecken wollen, mit der ſie ſelbſt dem ei- gnen, frivolen Zweck jahrelanger Vorberei- tungen herbeizogen. Das Thun iſt es, was die lebendige Geſinnung beſtaͤtigt. Der unverkennbare Eindruck hiervon, ſpiegelt ſich zunaͤchſt in den weichen Seelchen zuruͤck, die eine Zeitlang immer der Wiederſchein von dem ſind, was die eigentliche Natur ihrer Eltern und Vorgeſetzten ausmacht. Jſt dieſe auf Geringfuͤgiges geſtellt, ſo wird bald ge- nug das Heer von Anordnungen, die tau- ſend kleinen Ruͤckſichten, die Sorge der Toi- lette, Wahl und Beſtimmung von dieſem und jenem ein Gemuͤth einnehmen, das noch vor wenigen Wochen, nach allen dieſen Herr- lichkeiten, wie nach der verbotenen Frucht,
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Mittel herabgewuͤrdigt, das Thor jener Frei-
ſtatt eitler Wuͤnſche ſchneller eroͤffnen zu koͤn-
nen. Wenig hilft es den Muͤttern, wenn
ſie, bei ſolcher Abſicht, ihr Gewiſſen durch
Worte beguͤtigen, und an dem Tage, wo
auch ihre Bruſt ein Blitz der Ahndung durch-
zuckt, mit weiſen Lehren und Hindeutungen
auf das Unvergaͤngliche, die unruhige Eil
verdecken wollen, mit der ſie ſelbſt dem ei-
gnen, frivolen Zweck jahrelanger Vorberei-
tungen herbeizogen. Das Thun iſt es,
was die lebendige Geſinnung beſtaͤtigt. Der
unverkennbare Eindruck hiervon, ſpiegelt ſich
zunaͤchſt in den weichen Seelchen zuruͤck, die
eine Zeitlang immer der Wiederſchein von
dem ſind, was die eigentliche Natur ihrer
Eltern und Vorgeſetzten ausmacht. Jſt dieſe
auf Geringfuͤgiges geſtellt, ſo wird bald ge-
nug das Heer von Anordnungen, die tau-
ſend kleinen Ruͤckſichten, die Sorge der Toi-
lette, Wahl und Beſtimmung von dieſem
und jenem ein Gemuͤth einnehmen, das noch
vor wenigen Wochen, nach allen dieſen Herr-
lichkeiten, wie nach der verbotenen Frucht,
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/95>, abgerufen am 23.11.2024.
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