beschwert, hüpft unruhig in der Brust. Die Glieder, das Auge, die verschönte Gestalt, schwimmt auf den Wellen der Töne. Man sieht, ist nur irgend Unbefangenheit und Grazie dabei, den leichten Windungen mit Theilnahme zu, und bewundert, wie das Gesetzliche durch Uebereinstimmung der in- nern und äußern Anklänge immer mehr zu völliger Freiheit geadelt wird. Jede Bewe- gung des Körpers ist nothwendig, und scheint doch frei. Es ist etwas Genügendes darin, das wohlthut, und noch außer dem Behagen an dem Vergnügen Anderer, angenehm un- terhält.
Jmmer wird freilich jenes Zusammen- fallen des Tones und der Bewegung nicht angetroffen, auch bleiben die Grazien häufig aus, und manches Böcklein springt im Ball- saale wie auf der Weide in unbekümmerter Zuversicht treuherzig, gegen Maas und Takt umher. Die kurze Freude büßt sich denn aber auch nur zu bald durch vergebli- ches Schmachten nach der allgemeinen Lust, von der Unbeholfenheit unerbittlich ausschließt.
beſchwert, huͤpft unruhig in der Bruſt. Die Glieder, das Auge, die verſchoͤnte Geſtalt, ſchwimmt auf den Wellen der Toͤne. Man ſieht, iſt nur irgend Unbefangenheit und Grazie dabei, den leichten Windungen mit Theilnahme zu, und bewundert, wie das Geſetzliche durch Uebereinſtimmung der in- nern und aͤußern Anklaͤnge immer mehr zu voͤlliger Freiheit geadelt wird. Jede Bewe- gung des Koͤrpers iſt nothwendig, und ſcheint doch frei. Es iſt etwas Genuͤgendes darin, das wohlthut, und noch außer dem Behagen an dem Vergnuͤgen Anderer, angenehm un- terhaͤlt.
Jmmer wird freilich jenes Zuſammen- fallen des Tones und der Bewegung nicht angetroffen, auch bleiben die Grazien haͤufig aus, und manches Boͤcklein ſpringt im Ball- ſaale wie auf der Weide in unbekuͤmmerter Zuverſicht treuherzig, gegen Maas und Takt umher. Die kurze Freude buͤßt ſich denn aber auch nur zu bald durch vergebli- ches Schmachten nach der allgemeinen Luſt, von der Unbeholfenheit unerbittlich ausſchließt.
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beſchwert, huͤpft unruhig in der Bruſt. Die
Glieder, das Auge, die verſchoͤnte Geſtalt,
ſchwimmt auf den Wellen der Toͤne. Man
ſieht, iſt nur irgend Unbefangenheit und
Grazie dabei, den leichten Windungen mit
Theilnahme zu, und bewundert, wie das
Geſetzliche durch Uebereinſtimmung der in-
nern und aͤußern Anklaͤnge immer mehr zu
voͤlliger Freiheit geadelt wird. Jede Bewe-
gung des Koͤrpers iſt nothwendig, und ſcheint
doch frei. Es iſt etwas Genuͤgendes darin,
das wohlthut, und noch außer dem Behagen
an dem Vergnuͤgen Anderer, angenehm un-
terhaͤlt.
Jmmer wird freilich jenes Zuſammen-
fallen des Tones und der Bewegung nicht
angetroffen, auch bleiben die Grazien haͤufig
aus, und manches Boͤcklein ſpringt im Ball-
ſaale wie auf der Weide in unbekuͤmmerter
Zuverſicht treuherzig, gegen Maas und
Takt umher. Die kurze Freude buͤßt ſich
denn aber auch nur zu bald durch vergebli-
ches Schmachten nach der allgemeinen Luſt,
von der Unbeholfenheit unerbittlich ausſchließt.
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/90>, abgerufen am 09.11.2024.
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