mäßig wählend, und dadurch verstrickend, bis zum Unverständlichen, bald, beflissener Deutlichkeit wegen, in unabsehbare Breite ausspinnend. Der Eindruck welcher zu- rückbleibt ist deshalb nie, der, von etwas Wirklichen. Es kommt zu keiner Anschauung. Die Farben durchschneiden sich, das Stück- werk bleibt Stückwerk.
Man hat zur Entschuldigung dieser Mangelhaftigkeit des Ausdrucks angeführt, der Reichthum ueuer und großer Jdeen über- fülle die Einbildungskraft eines jugendlichen Geschlechts, das noch nicht so schnell Worte für das Gedachte und Gefühlte finden kön- ne. Die brausende Fluth erschüttre ihr tiefstes inneres Wesen. Dieses bebe gleich- sam in sich, und erscheine in dem Streben, die ausgedehnte Schranke des Selbsterfassens auf's Neue festzustellen, unsicher und cha- racterlos.
Man muß gestehen, der Trostgrund ist so schmeichelhaft als hoffnungsreich, und recht geeignet, es eine Weile mit anzusehen und die Confusion machen zu lassen. Die
maͤßig waͤhlend, und dadurch verſtrickend, bis zum Unverſtaͤndlichen, bald, befliſſener Deutlichkeit wegen, in unabſehbare Breite ausſpinnend. Der Eindruck welcher zu- ruͤckbleibt iſt deshalb nie, der, von etwas Wirklichen. Es kommt zu keiner Anſchauung. Die Farben durchſchneiden ſich, das Stuͤck- werk bleibt Stuͤckwerk.
Man hat zur Entſchuldigung dieſer Mangelhaftigkeit des Ausdrucks angefuͤhrt, der Reichthum ueuer und großer Jdeen uͤber- fuͤlle die Einbildungskraft eines jugendlichen Geſchlechts, das noch nicht ſo ſchnell Worte fuͤr das Gedachte und Gefuͤhlte finden koͤn- ne. Die brauſende Fluth erſchuͤttre ihr tiefſtes inneres Weſen. Dieſes bebe gleich- ſam in ſich, und erſcheine in dem Streben, die ausgedehnte Schranke des Selbſterfaſſens auf’s Neue feſtzuſtellen, unſicher und cha- racterlos.
Man muß geſtehen, der Troſtgrund iſt ſo ſchmeichelhaft als hoffnungsreich, und recht geeignet, es eine Weile mit anzuſehen und die Confuſion machen zu laſſen. Die
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maͤßig waͤhlend, und dadurch verſtrickend,
bis zum Unverſtaͤndlichen, bald, befliſſener
Deutlichkeit wegen, in unabſehbare Breite
ausſpinnend. Der Eindruck welcher zu-
ruͤckbleibt iſt deshalb nie, der, von etwas
Wirklichen. Es kommt zu keiner Anſchauung.
Die Farben durchſchneiden ſich, das Stuͤck-
werk bleibt Stuͤckwerk.
Man hat zur Entſchuldigung dieſer
Mangelhaftigkeit des Ausdrucks angefuͤhrt,
der Reichthum ueuer und großer Jdeen uͤber-
fuͤlle die Einbildungskraft eines jugendlichen
Geſchlechts, das noch nicht ſo ſchnell Worte
fuͤr das Gedachte und Gefuͤhlte finden koͤn-
ne. Die brauſende Fluth erſchuͤttre ihr
tiefſtes inneres Weſen. Dieſes bebe gleich-
ſam in ſich, und erſcheine in dem Streben,
die ausgedehnte Schranke des Selbſterfaſſens
auf’s Neue feſtzuſtellen, unſicher und cha-
racterlos.
Man muß geſtehen, der Troſtgrund iſt
ſo ſchmeichelhaft als hoffnungsreich, und
recht geeignet, es eine Weile mit anzuſehen
und die Confuſion machen zu laſſen. Die
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/46>, abgerufen am 16.02.2025.
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