Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.Die Frömmigkeit ist vielfach angegriffen Sie selbst ist aber von so durchsichtiger, Jede Erörterung ihrer Eigenthümlichkeit Wer aber je den heiligen Athem, einer Religion haben und üben, fällt mit Die Froͤmmigkeit iſt vielfach angegriffen Sie ſelbſt iſt aber von ſo durchſichtiger, Jede Eroͤrterung ihrer Eigenthuͤmlichkeit Wer aber je den heiligen Athem, einer Religion haben und uͤben, faͤllt mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0275" n="271"/> <p>Die Froͤmmigkeit iſt vielfach angegriffen<lb/> worden, weil der Wunſch ſie zu beſitzen eine<lb/> Art und <hi rendition="#g">Weiſe</hi> annahm, und Manier ward.</p><lb/> <p>Sie ſelbſt iſt aber von ſo durchſichtiger,<lb/> allſeitiger Natur, daß ſie gar nicht <hi rendition="#g">erſchei-<lb/> nen</hi>, daß ſie nur <hi rendition="#g">ſein</hi> kann.</p><lb/> <p>Jede Eroͤrterung ihrer Eigenthuͤmlichkeit<lb/> verwirrt dieſe. Ein Hauch ſtoͤrt die Ein-<lb/> wirkung des Lichtes!</p><lb/> <p>Wer aber je den heiligen Athem, einer<lb/> frommen Seele in ſich eingehen fuͤhlte, den<lb/> durchdrang das ſuͤßeſte Beben der Allgegen-<lb/> wart der Liebe. Er ſucht weiter nicht nach<lb/> dem Quell ihres Urſprunges.</p><lb/> <p>Religion <hi rendition="#g">haben</hi> und <hi rendition="#g">uͤben</hi>, faͤllt mit<lb/> dem Begriff von Froͤmmigkeit im Allgemei-<lb/> nen zuſammen. Jn dieſem Sinne koͤnnen<lb/> Juden und Muhamedaner gewiß ſehr fromm<lb/> ſein. Die Chriſtliche Froͤmmigkeit beruhet<lb/> aber hauptſaͤchlich auf jenem geheimnißvollen<lb/> Vermoͤgen der <hi rendition="#g">Umwandlung</hi> des ſichtba-<lb/> rem und unſichtbarem Sein, <hi rendition="#g">durch den<lb/> Glauben</hi>. Sie umfaßt jede Richtung,<lb/> und verſchmaͤhet ſo wenig in das Außen-<lb/> wie in das Jnnenleben einzugehen. Durch<lb/> ſie wird das Unſchoͤne liebenswuͤrdig, das<lb/> Ungluͤck ein Seegen mehr, die Anſtrengung<lb/> ein Genuß, der Schmerz ein Ruf zur Ver-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [271/0275]
Die Froͤmmigkeit iſt vielfach angegriffen
worden, weil der Wunſch ſie zu beſitzen eine
Art und Weiſe annahm, und Manier ward.
Sie ſelbſt iſt aber von ſo durchſichtiger,
allſeitiger Natur, daß ſie gar nicht erſchei-
nen, daß ſie nur ſein kann.
Jede Eroͤrterung ihrer Eigenthuͤmlichkeit
verwirrt dieſe. Ein Hauch ſtoͤrt die Ein-
wirkung des Lichtes!
Wer aber je den heiligen Athem, einer
frommen Seele in ſich eingehen fuͤhlte, den
durchdrang das ſuͤßeſte Beben der Allgegen-
wart der Liebe. Er ſucht weiter nicht nach
dem Quell ihres Urſprunges.
Religion haben und uͤben, faͤllt mit
dem Begriff von Froͤmmigkeit im Allgemei-
nen zuſammen. Jn dieſem Sinne koͤnnen
Juden und Muhamedaner gewiß ſehr fromm
ſein. Die Chriſtliche Froͤmmigkeit beruhet
aber hauptſaͤchlich auf jenem geheimnißvollen
Vermoͤgen der Umwandlung des ſichtba-
rem und unſichtbarem Sein, durch den
Glauben. Sie umfaßt jede Richtung,
und verſchmaͤhet ſo wenig in das Außen-
wie in das Jnnenleben einzugehen. Durch
ſie wird das Unſchoͤne liebenswuͤrdig, das
Ungluͤck ein Seegen mehr, die Anſtrengung
ein Genuß, der Schmerz ein Ruf zur Ver-
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