in keinen Wiederstreit mit der Pflicht, denn sie gedeiht nur im Einklange mit Allem.
Deshalb kann die verklärte Neigung von der verblendeten befreien. Wenn sie sich aber auf solche Weise aus einem Heer verwirrter Gefühle errettet, so steht doch dies Mittel nicht jedem zu Gebote! und thöricht bleibt es, den Boden unter seinen Füßen aufzuwühlen, in der mögli- chen Voraussetzung, man werde fliegen ler- nen.
Schwingen, die über die Erde hinaus- tragen sollen, wachsen nur dem, der sie schon hat. Die höhere Liebe entwickelt sich da nicht, wo keine Anlage zum Erhabenen vor- handen ist. Auf den Trost hin, man dürfe nur die Hand danach ausstrecken, um es auch sogleich mit Händen zu greifen, soll keiner die ehrenwerthen, gesetzlichen Bande, die ihm so glücklich das Gleichgewicht be- wahrten, auflockern. Mit einem Worte, die ganz gewöhnliche weibliche Coquetterie soll nicht das Feierkleid des Enthusiasmus und der Begeisterung anziehen. Jhr Spiel mit
in keinen Wiederſtreit mit der Pflicht, denn ſie gedeiht nur im Einklange mit Allem.
Deshalb kann die verklaͤrte Neigung von der verblendeten befreien. Wenn ſie ſich aber auf ſolche Weiſe aus einem Heer verwirrter Gefuͤhle errettet, ſo ſteht doch dies Mittel nicht jedem zu Gebote! und thoͤricht bleibt es, den Boden unter ſeinen Fuͤßen aufzuwuͤhlen, in der moͤgli- chen Vorausſetzung, man werde fliegen ler- nen.
Schwingen, die uͤber die Erde hinaus- tragen ſollen, wachſen nur dem, der ſie ſchon hat. Die hoͤhere Liebe entwickelt ſich da nicht, wo keine Anlage zum Erhabenen vor- handen iſt. Auf den Troſt hin, man duͤrfe nur die Hand danach ausſtrecken, um es auch ſogleich mit Haͤnden zu greifen, ſoll keiner die ehrenwerthen, geſetzlichen Bande, die ihm ſo gluͤcklich das Gleichgewicht be- wahrten, auflockern. Mit einem Worte, die ganz gewoͤhnliche weibliche Coquetterie ſoll nicht das Feierkleid des Enthuſiasmus und der Begeiſterung anziehen. Jhr Spiel mit
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in keinen Wiederſtreit mit der Pflicht, denn
ſie gedeiht nur im Einklange mit Allem.
Deshalb kann die verklaͤrte Neigung
von der verblendeten befreien. Wenn
ſie ſich aber auf ſolche Weiſe aus einem
Heer verwirrter Gefuͤhle errettet, ſo ſteht
doch dies Mittel nicht jedem zu Gebote!
und thoͤricht bleibt es, den Boden unter
ſeinen Fuͤßen aufzuwuͤhlen, in der moͤgli-
chen Vorausſetzung, man werde fliegen ler-
nen.
Schwingen, die uͤber die Erde hinaus-
tragen ſollen, wachſen nur dem, der ſie ſchon
hat. Die hoͤhere Liebe entwickelt ſich da
nicht, wo keine Anlage zum Erhabenen vor-
handen iſt. Auf den Troſt hin, man duͤrfe
nur die Hand danach ausſtrecken, um es
auch ſogleich mit Haͤnden zu greifen, ſoll
keiner die ehrenwerthen, geſetzlichen Bande,
die ihm ſo gluͤcklich das Gleichgewicht be-
wahrten, auflockern. Mit einem Worte, die
ganz gewoͤhnliche weibliche Coquetterie ſoll
nicht das Feierkleid des Enthuſiasmus und
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/266>, abgerufen am 17.07.2024.
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