durch That und Theorie, dem Gegenstande gewachsen sei.
Jch glaube überall, daß die kritische Tendenz jetzt dem weiblichen Geiste das Kalte und Starre giebt, was fälschlich für höhere Ruhe gehalten wird, und mir in genauer Verwandtschaft, zu dem Streben, nach männ- licher Bildung, zu stehen scheint. Wie aber wollen sie das ewig Schöne, die Jdee aller Kunst, erreichen, wenn sie die Gra- zie tödten? --
Die zarte Biegsamkeit aller Organe des Empfindens würde unfehlbar durch angestrengte Studien zerstört werden, in welchem Maaße aber muß erst das affectirt Studirte, eine angenommene Manier werden! wie wird es die lebendige Eigenthümlichkeit ausdör- ren! Durch einen Widerspruch, der sich nur in den Bedingungen des einander Entgegen- gesetzten auflöst, lockt der moderne Kunst- sinn einer Seits zu weichlicher Ueppigkeit, zu luxurieuser Elegance, und stetem Wechsel des Genusses hin, wenn auf der andern Seite, die Richtung an sich, den Gemüthern
durch That und Theorie, dem Gegenſtande gewachſen ſei.
Jch glaube uͤberall, daß die kritiſche Tendenz jetzt dem weiblichen Geiſte das Kalte und Starre giebt, was faͤlſchlich fuͤr hoͤhere Ruhe gehalten wird, und mir in genauer Verwandtſchaft, zu dem Streben, nach maͤnn- licher Bildung, zu ſtehen ſcheint. Wie aber wollen ſie das ewig Schoͤne, die Jdee aller Kunſt, erreichen, wenn ſie die Gra- zie toͤdten? —
Die zarte Biegſamkeit aller Organe des Empfindens wuͤrde unfehlbar durch angeſtrengte Studien zerſtoͤrt werden, in welchem Maaße aber muß erſt das affectirt Studirte, eine angenommene Manier werden! wie wird es die lebendige Eigenthuͤmlichkeit ausdoͤr- ren! Durch einen Widerſpruch, der ſich nur in den Bedingungen des einander Entgegen- geſetzten aufloͤſt, lockt der moderne Kunſt- ſinn einer Seits zu weichlicher Ueppigkeit, zu luxurieuſer Elegance, und ſtetem Wechſel des Genuſſes hin, wenn auf der andern Seite, die Richtung an ſich, den Gemuͤthern
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durch That und Theorie, dem Gegenſtande
gewachſen ſei.
Jch glaube uͤberall, daß die kritiſche
Tendenz jetzt dem weiblichen Geiſte das Kalte
und Starre giebt, was faͤlſchlich fuͤr hoͤhere
Ruhe gehalten wird, und mir in genauer
Verwandtſchaft, zu dem Streben, nach maͤnn-
licher Bildung, zu ſtehen ſcheint. Wie aber
wollen ſie das ewig Schoͤne, die Jdee
aller Kunſt, erreichen, wenn ſie die Gra-
zie toͤdten? —
Die zarte Biegſamkeit aller Organe des
Empfindens wuͤrde unfehlbar durch angeſtrengte
Studien zerſtoͤrt werden, in welchem Maaße
aber muß erſt das affectirt Studirte,
eine angenommene Manier werden! wie
wird es die lebendige Eigenthuͤmlichkeit ausdoͤr-
ren! Durch einen Widerſpruch, der ſich nur
in den Bedingungen des einander Entgegen-
geſetzten aufloͤſt, lockt der moderne Kunſt-
ſinn einer Seits zu weichlicher Ueppigkeit,
zu luxurieuſer Elegance, und ſtetem Wechſel
des Genuſſes hin, wenn auf der andern
Seite, die Richtung an ſich, den Gemuͤthern
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/260>, abgerufen am 17.07.2024.
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