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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

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haft und freundlich, pflichtvoll und liebens-
würdig zu sein? soll es darum keine Freu-
den der Welt mehr geben, weil die schwäch-
lichen Nerven sich überspannen bei den An-
regungen in und außer dem Hause?

Das kommt davon, wenn man der Ju-
gend der Gefühle so früh den Abschied giebt,
der Poesie ein Hauskleid anzieht, und die
Einbildungskraft an den Stickrahmen fesselt,
aus Furcht, sie könne die alten lockenden
Töne wieder anschlagen! Wie will die Gat-
tin, wie kann die Mutter mit dem liebenden
auch ein großes Herz bewahren, das in
jedem Augenblick Raum für die umfassen-
dern Gefühle des Gatten, die hohe Begei-
sterung des Sohnes, die zärtlichen Träume
der Tochter hat, wenn sich ihr Blick nur an
dem Nächsten abstumpft, und ihr alles fremd
und gleichgültig bleibt, was der Kreis ihrer
Erfahrungen nicht aufweist!

Lehren es nicht unzählige Beispiele, daß,
je ängstlicher die physischen Bande zusam-
mengezogen werden, je mehr auch das Gei-
stige entschwindet? Wer immer beieinander

haft und freundlich, pflichtvoll und liebens-
wuͤrdig zu ſein? ſoll es darum keine Freu-
den der Welt mehr geben, weil die ſchwaͤch-
lichen Nerven ſich uͤberſpannen bei den An-
regungen in und außer dem Hauſe?

Das kommt davon, wenn man der Ju-
gend der Gefuͤhle ſo fruͤh den Abſchied giebt,
der Poeſie ein Hauskleid anzieht, und die
Einbildungskraft an den Stickrahmen feſſelt,
aus Furcht, ſie koͤnne die alten lockenden
Toͤne wieder anſchlagen! Wie will die Gat-
tin, wie kann die Mutter mit dem liebenden
auch ein großes Herz bewahren, das in
jedem Augenblick Raum fuͤr die umfaſſen-
dern Gefuͤhle des Gatten, die hohe Begei-
ſterung des Sohnes, die zaͤrtlichen Traͤume
der Tochter hat, wenn ſich ihr Blick nur an
dem Naͤchſten abſtumpft, und ihr alles fremd
und gleichguͤltig bleibt, was der Kreis ihrer
Erfahrungen nicht aufweiſt!

Lehren es nicht unzaͤhlige Beiſpiele, daß,
je aͤngſtlicher die phyſiſchen Bande zuſam-
mengezogen werden, je mehr auch das Gei-
ſtige entſchwindet? Wer immer beieinander

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[232/0236] haft und freundlich, pflichtvoll und liebens- wuͤrdig zu ſein? ſoll es darum keine Freu- den der Welt mehr geben, weil die ſchwaͤch- lichen Nerven ſich uͤberſpannen bei den An- regungen in und außer dem Hauſe? Das kommt davon, wenn man der Ju- gend der Gefuͤhle ſo fruͤh den Abſchied giebt, der Poeſie ein Hauskleid anzieht, und die Einbildungskraft an den Stickrahmen feſſelt, aus Furcht, ſie koͤnne die alten lockenden Toͤne wieder anſchlagen! Wie will die Gat- tin, wie kann die Mutter mit dem liebenden auch ein großes Herz bewahren, das in jedem Augenblick Raum fuͤr die umfaſſen- dern Gefuͤhle des Gatten, die hohe Begei- ſterung des Sohnes, die zaͤrtlichen Traͤume der Tochter hat, wenn ſich ihr Blick nur an dem Naͤchſten abſtumpft, und ihr alles fremd und gleichguͤltig bleibt, was der Kreis ihrer Erfahrungen nicht aufweiſt! Lehren es nicht unzaͤhlige Beiſpiele, daß, je aͤngſtlicher die phyſiſchen Bande zuſam- mengezogen werden, je mehr auch das Gei- ſtige entſchwindet? Wer immer beieinander

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/236>, abgerufen am 29.11.2024.